Sonne, Meer und Bea (German Edition)
glänzende Schuhe und hat einen Aktenkoffer unter seinen Arm geklemmt. Ob wir nicht morgen in einem Bollywoodfilm mitspielen wollen? Paul und ich sind amüsiert von der Vorstellung, uns in einem dieser Filme wieder zu finden. Dankend lehnen wir ab. Wir müssen schließlich morgen noch die Besichtigungen in Bombay nachholen.
»Obwohl, vielleicht hätte ich dann mit diesem gut aussehenden Mann von dem Poster tanzen dürfen. Sollen wir nicht doch noch zusagen, Paul?«
»Nee, nee, du machst dir morgen lieber einen schönen Tag mit mir! Soweit kommt es noch, dass du dich bauchfrei in einem Film räkelst!«
»Na gut, ich hatte ja eh keine Lust dazu. Aber weißt du, wer sofort zugesagt hätte?«
»Wer denn?«
»Na, Bea natürlich. Da hätte sie gut ihren orangefarbenen Bikini tragen können.« Ich lache und Paul stimmt ein.
Bevor wir unser Hotel erreichen, kommen wir an einem Multiplex Kino vorbei. »Jetzt, wo wir fast Bollywoodstars geworden wären, müssen wir uns auch einen Film anschauen«, sage ich zu Paul.
»Warum nicht. Das muss man wohl mal gemacht haben.«
Wir suchen uns einen Film aus: Tanu Weds Manu. Eine Liebesgeschichte. Der Posterstar ist leider nicht mit dabei. Schade.
ॐ
Am nächsten Morgen genehmigen wir uns ein ausgiebiges Frühstück im Universal Café. Anschließend machen wir uns auf den Weg zur S-Bahn. Heute wollen wir in die Phoenix-Malls fahren.
Auf dem Weg zum Bahnhof drängeln wir uns durch Menschenmassen. Ganz Bombay scheint auf den Beinen zu sein. Hektisch überqueren einzelne Männer die Straßen und Familien schleppen ihre Großeinkäufe nach Hause. Komisch, gestern war die Stadt noch entspannt, heute liegt plötzlich eine aufgeregte Stimmung in der Luft. Vielleicht ist ja ein hinduistischer Feiertag? Wir bekommen gerade noch einen Sitzplatz in der Bahn nach Lower Parel. Doch der Weg raus zur Mall lohnt sich überhaupt nicht. Westliche Großketten reihen sich aneinander, mit ihren normalen westlichen Preisen. Kein Wunder, denke ich, dass die Mall fast ausgestorben ist. Wenn selbst wir uns die Preise hier kaum leisten können. Einzig der Natural-Ice-Laden im Erdgeschoss kann die Enttäuschung mindern. Wir nehmen zum Abschluss ein letztes Mal unsere Lieblingssorten: Jackfruit, Tender Coconut und Chicku. Ich werde ihren Geschmack vermissen!
Wir steigen erneut in die S-Bahn und fahren raus zum Chowpatty Beach. Diesmal haben wir freie Auswahl der Sitze, der Wagen ist nur halb gefüllt. Auch am Strand herrscht weit und breit Leere. Wir schlendern am Wasser entlang und genießen die Ruhe. Doch merkwürdig ist es und wir wundern uns. Auch an den Ständen am Strand ist kaum etwas los, so entschließen wir uns, bei Coffee Day etwas trinken zu gehen. Der Fernseher im Lokal liefert endlich die Erklärung für den seltsamen Tag. Die wenigen Gäste und die beiden Bedienungen starren gespannt auf den Bildschirm. Cricket läuft, Indien gegen Pakistan. Natürlich, das Halbfinale, wie konnten wir das nur vergessen!
Für den Ausflug nach Elephanta ist es inzwischen recht spät geworden. Ich bin froh, die Uhrzeit als Ausrede nehmen zu können und mir nicht eingestehen zu müssen, dass ich überhaupt keine Lust mehr auf eine anstrengende Tour habe. Paul scheint es ähnlich zu gehen, denn er verzichtet freimütig auf seine geliebte Kultur.
Für den Rückweg nehmen wir einen der alten Doppeldeckerbusse zum Bahnhof. Wir sitzen oben, ganz vorne. Unten am Fenster ist ein großes Loch und der Fahrtwind streichelt unsere Beine. Wir steigen am Hauptbahnhof aus und halten Ausschau nach einem ansprechenden Restaurant für unser Abendessen. Die Freude ist riesig, als wir einen Südinder entdecken. Wir bestellen Idli, Vada und Dosa. Das Essen des Südens ist so lecker!
Paul
Ich hätte schon gerne ein Guten-Abend-Bier im Universal Café gehabt. Aber die Menschentraube davor, die versucht einen Blick auf den Fernseher zu erspähen, schreckt mich ab. Pakistan gegen Indien im Cricket ist so was wie bei uns Deutschland gegen Holland im Fußball. Alle sind gespannt und eine Niederlage ist eine nationale Schande.
Wir schieben uns am Pulk vorbei in unsere kleine Straße. Oben im Zimmer ziehe ich mir zuerst meine Schuhe aus und lasse mich dann aufs Bett fallen. Ich greife zur Fernbedienung. Auf dem kleinen Bildschirm erscheint das Grün des Platzes. Schnitt. Ein pakistanischer Spieler schaut angestrengt aus. Er fixiert den Ball, bevor er zum Schlag ausholt.
Am Ende hat in einem dramatischen Spiel Indien
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