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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Autoren: Helen Christopher
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gewonnen. Alle sind froh. Ich auch, denn es ist schöner in einem Land zu sein, wo die Menschen gute Laune haben. Wir hören sie auf der Straße jubeln.
    Es ist spät, unsere letzte Nacht in einem indischen Bett. Die Klimaanlage röhrt vor sich hin. Ich frage mich, ob ich bei dem Geräuschpegel gut schlafen kann. Wir schalten das Gerät ab, doch die Hitze setzt sich sofort wieder in unserem Zimmer fest. Der Ventilator an der Decke verteilt sie lediglich und kühlt nicht.
    »Vielleicht solltest du sie doch wieder anschalten«, schlägt Maja vorsichtig vor und ist sichtlich erleichtert, als ich zugebe, dass es mir ebenfalls zu heiß ist. Es ist halb zwölf.
    »Gute Nacht, Maja.«
    »Gute Nacht, Paul.«
    Ein Kuss. Das Licht ist aus.
    »Nahi!« - Was ist das denn jetzt? Vom Flur plärrt eine Stimme penetrant zu uns hinein. »Nahiiii. Naahii.« Das Ganze geht eine halbe Stunde so weiter. Es ist halb eins. »Eek, Doo, Tin – Dschihoo – Nahiii.« Ich schalte das Licht an. So kann ich nicht schlafen.
    Auch Maja ist außer sich: »Kümmere dich bitte mal darum. Wir haben morgen einen harten Tag.«
    Ich ziehe mir Hose, Hemd und Schlappen an und öffne die Tür. »Naaaahii!«
    Genau vor unserem Zimmer sitzt eine beleibte junge Frau, umringt von fünf Indern. Ihrem Akzent nach dürfte es sich um eine Amerikanerin handeln, die wie selbstverständlich laut Hindi übt. Sie hat ihren Sprachführer vor sich aufgeschlagen und kritzelt etwas in ihr Notizbuch. Die indische Belegschaft hat sich eng um sie gedrängt. Ich frage die Frau, ob sie wisse, wie spät es sei, und erkläre ihr, dass wir schlafen wollen. Sie schaut mich verdutzt an. »Oh, sorry.« Sie fragt allen Ernstes, ob sie uns gestört habe. Ich bin perplex. Ich bin sauer.
    Ich schlage ihr vor, das Beste sei, wenn sie sich ihren Lieblingsmitarbeiter aussuche, diesen dann in ihr Zimmer geleite und dort mit ihm dieses und jenes üben würde. Da hätten sie und der Angestellte bestimmt ihren Spaß und wir unsere Ruhe.
    Ich denke mal, sie hat nicht verstanden, was ich damit gemeint habe. Sie schaut mich nur seltsam beschämt an, aber fortan ist Stille auf dem Flur. Das ist doch das Wichtigste.

Maja
    Das Erste was ich am Morgen erblicke ist eine kleine schwarze Kakerlake. Sie flitzt über den Tisch neben unserem Bett, auf dem wir unsere Sachen gelagert haben. Jetzt bin ich hellwach. Ich stupse Paul an.
    »Erschlag sie, erschlag sie!«, schreie ich ihn an. Müde dreht sich Paul zu mir um.
    »Kakerlake, da! Mach schnell!«, fordere ich. »Ich möchte sie nicht mit nach Deutschland schleppen. Jetzt mach schon!«
    »Ach, sie wird schon nicht in deinen Rucksack klettern.«
    »Aber in deinen, daran habe ich sie nämlich zuletzt gesehen.«
    Jetzt ist Paul doch bereit aufzustehen. Er reibt sich die Augen und schaut zum Tisch, wo in diesem Moment die Kakerlake drüber huscht. Paul greift sich einen meiner Sandalen und zack, das Problem ist behoben. Paul grinst:
    »Ich habe schon alle Souvenirs beisammen. Eine schwangere Kakerlake als Mitbringsel brauche ich nicht.«
    »Ach Paul, mein Held.« Ich streichle ihm zum Dank über die Wange.
    Jetzt sind wir wenigstens beide wach. Unsere Nachtruhe begann spät. Es ist inzwischen schon halb zehn und wir müssen noch alles zusammenpacken. In Bombay ist schließlich 12 Uhr die übliche Check-out-Zeit. Da müssen wir uns leider mit einem schnellen Frühstück begnügen. Wir bestellen das Indische auf unser Zimmer. Es kommt Masala Omelette und labbriges Toastbrot, Stadium Drei.
    Halb zwölf bin ich fertig mit Packen. Der Rucksack geht zwar kaum zu und meine Umhängetasche quillt über, aber alles ist verstaut. Ich bin zufrieden, und hoffe nur, dass ich nicht über die 20 Kilo komme. Ein letzter Sprung unter die Dusche, dann checken wir aus. Unser Gepäck geben wir im Bahnhof ab. Wir wollen noch ins Museum für moderne Kunst, aber mit unserem Restbestand an Rupien ist das bei Weitem nicht bezahlbar. Also geht es in die kostenlose Kunstausstellung und anschließend ins Café Samovar, wo sich die lokale Kunstszene trifft.
    Die Stunden rasen nur so vorbei. Für Traurigkeit bleibt gar keine Zeit. Nur Paul hat noch Muße für blöde Witze.

Paul
    »Maja. Maaaja!«
     Maja dreht sich zu mir um. »Was ist?«
    »Maajaa«, wiederhole ich in gequetschtem Ton. »Komm zu Willi!«
    Skeptisch beäugt mich Maja. Ich lache sie an und breite meine Arme aus. »Willi möchte dir seinen Stachel zeigen.« Mit einer ausholenden Bewegung zeige ich ihr, dass ich sie von
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