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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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langweilen, während sich die fliegengroßen Haie verhielten, als wären sie auf Beutezug. Wenn er dieses Wasser in ein Aphrodisiakum verwandeln könnte, würden die Fische nicht so grimmig gucken und der Seestern würde, so vermutete er, um die Algensteine tanzen.
    Tarabas stupste mit der Nase gegen das Glas. Die Fliegenhaie ignorierten ihn, bis er mit der Fingerkuppe gegen die Scheibe klopfte. Blitzschnell jagten sie auf ihn zu. Bestimmt Dutzende. Sie rissen die Mäuler auf und versuchten, mit ihren spitzen Reißern an der Scheibe zu kratzen. Mit den kaltschwarzen Augen fixierten sie ihn. Das Wasser geriet darüber in Bewegung. 
    Er wich zurück und rempelte gegen den Tisch. Ihm fiel ein, dass das Aquariumglas von seinem Vater hergestellt worden sein musste, dem einzigen Glasalchimisten in Samata. Aus Ekel rieb er Nase und Fingerkuppe am Hemdärmel ab. 
    »Was machst du da?« Fumè stand im Raum. Er nahm den bis zur Hüfte reichenden Kinnbart, beugte sich vor und polierte damit seinen Glatzkopf. 
    »Ich hab sie nur ein bisschen ärgern wollen«, murmelte Tarabas und zwirbelte den Flaum an seinem Kinn.
    »Je ruhiger das Wasser, desto besser kann ich dir den Zauber zeigen.«
    »Tut mir leid.«
    Fumè warf einen Blick auf das Lehrbuch ‚Anfänge der Magie’. Er blätterte darin, strich ein Eselsohr glatt und murmelte »Wie man Wasser in Aphrodisiakum verwandelt« zu sich selbst. Er blickte zu Tarabas, wissend, dass er sich damit beschäftigt hatte. »Unterschätze niemals die Nebenwirkungen.«
    Tarabas seufzte. »Ja, klar.«
    »Wirklich? Hast du gelesen, was hier steht?«
    »Ich ... hab es überflogen.«
    »Aphrodisiertes Wasser benebelt dir nicht nur die Sinne. Das, was du dir einbildest, kann teilweise real werden, wenn du den Zauber nicht richtig ausführst.«
    »Ja, schon klar.«
    »Ist dir das wirklich klar?«, fragte Fumè, und nachdem Tarabas nickte, schloss er das Buch und legte ein Stofftaschentuch daneben ab. Um vom Thema abzuweichen, fragte Tarabas, was er da vorhin für ein Lied gesummt hatte. »Es hat mich berührt.«
    »Das war mein Seelenlied«, antwortete Fumè.
    »Dein Seelenlied? Was ist das?«
    »Wenn du deinen inneren Frieden und zu deiner Berufung gefunden hast, wirst du dein Seelenlied summen können. Und das wird dir nicht auf dem Schlachtfeld passieren.«
    Was weißt du schon, zu was ich berufen bin? Tarabas ärgerte sich über diese Äußerung. Sein Meister sollte es sich endlich abgewöhnen, ihm das ausreden zu wollen. 
    »Nun zeig mir doch mal, ob du den Schlupfzauber verinnerlicht hast«, forderte Fumè. 
    Nichts leichter als das, dachte Tarabas und rückte das Zauberbuch von dem Stofftaschentuch weg. »Borlino! Wushikli!«
    Das Stofftaschentuch krauste sich zusammen, als würde es von einer unsichtbaren Hand zerknüllt. Einen Moment passierte nichts, dann schlüpfte darunter ein Küken aus Stoff hervor. Ein etwas merkwürdiges Küken. Es hatte nur einen Flügel, aber dafür drei Augen. Es kroch vor zur Tischkante, auf Tarabas zu, und blinzelte.
    »Du bist unkonzentriert«, stellte Fumè fest. »Und du solltest nicht so nuscheln, damit der Zauber auch richtig funktioniert.«
    Tarabas wollte gelobt werden, mit Kritik konnte er im Moment besonders schlecht umgehen.
    Das Stoffküken fiel hinunter und zerfaserte ins Nichts.
    »Ich zeig dir was Neues.« Der Meister baute sich vor dem Aquarium auf, in dem sich die Fliegenhaie wieder beruhigt hatten. »Wenn du es wirklich willst, kannst du jede Wasseroberfläche in einen Spiegel verwandeln, der deine Gedanken reflektiert.« 
    »Ich kann sehen, was ich denke?«
    »Und alle anderen auch. Pass also auf.« Fumè flüsterte den Zauberspruch, ohne eine Silbe zu verschlucken. Tarabas stellte sich auf Zehenspitzen dazu, er wollte den Meister nicht ablenken, und sah auf der Wasseroberfläche das friedlich daliegende Heimatdorf der Glatzköpfler. Dort trieb ein Glatzköpfler seine Hühner aus dem Stall, drei Hütten weiter beugte sich eine verrunzelte Glatzköpflerin aus dem Fenster und kitzelte mit der Spitze ihres langen Kinnbarts den gebrechlichen Gemahl an der Nase, der im Schatten der Hütte ein Nickerchen hielt. Ein anderer Glatzköpfler saß auf einer Tanne und nach seinem glücklichen Gesichtsausdruck zu urteilen hatte er sein Seelenlied auf den Lippen.
    Tarabas blickte seitlich ins Becken und beobachtete den Seestern und den Schwarm Fliegenhaie. Als er wieder von oben ins Aquarium schaute, waren die Bilder des Heimatdorfes einigen
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