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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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doch gewarnt. »Mama, bitte.« Jeden Moment würde er losheulen, dessen war er sich sicher. Das Mondlicht warf Schatten in den Haftraum. Er verlängerte sich. Erst glaubte Sebastian an eine Sinnestäuschung, doch dann nahm er in der Ecke die Umrisse einer Gestalt wahr. Eine kapuzenbemantelte Gestalt. Der Geist seiner Mutter? Hatte sie ihn erhört?
    »Mama?«, fragte er ins Dunkel. Die Gestalt trat ins Mondlicht. Er musste vor Aufregung schlucken. »Mama«, murmelte er und fasste sich an die Brust. Er konnte fühlen, wie sein Herz pochte. »Was ist passiert? Wie konnte ich mich so täuschen?«
    Die Gestalt griff an ihre Kapuze und schob sie zurück. Das Gesicht seiner Mutter erschien. Sie sah ihn lieb an. Ihm füllte es das Herz mit warmen, tröstenden Gefühlen.
    »Nein«, hörte er ihre Stimme, ohne dass sie den Mund bewegte. Sie beugte sich zu ihm, nah an sein Gesicht. »Du hast dich nicht getäuscht.«
    Dann sahen sie sich an. Tränen sammelten sich in seinen Augen¬winkeln. Ihm war, als könnte er ihren Duft atmen. Wie sehr hatte er sie vermisst. Ihre Nähe. Die Geborgenheit, die er durch sie erfuhr. Er wollte reden. Er wollte Rat und Antworten und sich den Kummer von der Seele reden. Sie war die Einzige, von der er sich in diesem Moment verstanden fühlte. Doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie fort.
    »Du hast dich nicht getäuscht«, wiederholte sie ihre Worte. »Ich …«, sagte sie weiter, »Ich hab dich getäuscht!« Ihr letztes Wort klang dämonisch. Ihre Augen füllten sich mit Blut, wie damals bei der Geisterbeschwörung.
    Er rückte von ihr ab. »Was?«, fragte er verdattert. Ihr Gesicht verzog sich mehr und mehr zu einer hämisch lachenden Fratze, bis sich die Gestalt in Luft auflöste und er nur noch den Nachhall eines hämischen Lachens hören konnte. Er wusste in diesen Moment, dass ihn der Dämon hinters Licht geführt hatte und rutschte vom Bett auf die Knie. Er fühlte sich schuldig am Tod von Maurice und dessen Kindes und betete Gott um Vergebung an. Dass er sich dazu entschloss, sich schuldig zu bekennen, konnte ihm das schlechte Gewissen nicht beruhigen.
     

April 2030
     
    Die Oma stand an der Schwelle ihrer Haustür. Sie zog die Weste fester um ihren Körper und schaute zu Melissa und ihrer Enkelin, die vor dem Gartenzaun im Schein einer Straßenlaterne standen und zum Abschied winkten. »Soll ich euch nicht doch eine Taschenlampe mitgeben?«, fragte sie.
    »Nein, nicht nötig«, wiegelte Melissa ab. »So dunkel ist es nicht.«
    »Tschüss Omi!«, rief die Kleine. Melissa nahm sie an der Hand und sie machten sich auf den Weg.
    »Tschüss Maus!«, rief Oma. »Meldet euch, wenn ihr zu Hause seid.«
    »Machen wir«, versprach Melissa und die Oma schob die Haustür hinter sich zu.
    »Jetzt aber schnell«, sagte Melissa zu ihrer Tochter. »Du müsstest längst im Bett liegen.«
    »Aber morgen ist doch Samstag.«
    »Kleine Mädchen brauchen aber noch ihren Schlaf.«
    Die Kleine fand sich damit ab und hüpfte von einem Pflasterstein zum Nächsten. Immer wieder machte sie ihre Mutter auf Details aufmerksam, die ihr auf dem Weg auffielen. Dort ein Regenwurm, da ein zerdrückter Zigarettenstummel oder ein Steinchen, das blau schimmerte. Melissas Handtasche rutschte von ihrer Schulter. Sie zog sie wieder hoch und bog mit der Kleinen in eine Gasse ein. Ihr fiel der Streit ein, den ihre Tochter in der Schule hatte.
    »Hast du dich mit Isabella wieder vertragen?«
    »Hm, naja, ja. Ist wieder alles in Ordnung«, erwiderte die Kleine und betrachtete den Sternenhimmel.
    »Schön!« Dann fiel Melissa ein, dass sie bei der Oma etwas liegen gelassen hatte. Sie kramte in ihrer Tasche.
    »Mama, schau! Eine Sternschnuppe.« Die Kleine deutete zum Himmel, doch Melissa war in Gedanken woanders.
    »Oh je! Ich glaub, ich hab den Lottoschein bei der Oma vergessen.«
    »Müssen wir wieder zurück?«
    »Hm, ja, ist wichtig.« Melissa nahm am Ende der Gassenmauer im Nebel einen sich bewegenden Schatten wahr, maß dem aber keine Bedeutung zu. Für sie war das ein Spiel des Windes mit einem Baum. Sie hatte bereits kehrtgemacht, als sie ihre Tochter sah, die über das Moos an der Gassenmauer streichelte.
    »Komm!«
    Die Kleine drehte sich zu ihrer Mutter um und nahm sie an der Hand. Hinter ihnen hörten sie das Knirschen von Steinchen unter Schuhen.
     
    Nachdem sie sich umsahen, erkannte Melissa mit Schrecken Sebastian, der mit gezogener Pistole auf sie zurannte. Seine Augen waren
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