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04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

04 - Geheimagent Lennet und der Satellit

Titel: 04 - Geheimagent Lennet und der Satellit
Autoren: Vladimir Volkoff
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Ein Name wechselt seinen Besitzer

    »Guten Morgen, Jules", grüßte Lennet.
    »Guten Morgen, Herr Lissou", erwiderte der Kellner des kleinen Cafes. »Was darf es sein? Dasselbe wie immer?«
    »Ja bitte, wie immer, Jules.«
    Lennet kletterte auf einen Hocker an der Theke. Die Spiegelwand hinter den Flaschen warf sein Abbild zurück: keine besonders ausgeprägten Züge, dennoch ein entschlossener Mund, harmlos blickende Augen, eine blonde Haarsträhne quer über der Stirn, achtzehn Jahre alt. Das war Jean-Jacques Lissou.
    Grüne Strickjacke, dunkelgraue Hose, Sportschuhe, alles an ihm war so wenig auffallend, daß bestimmt kein Mensch in diesem jungen Mann einen Agenten des SNIF, jenes berühmten französischen Geheimdienstes vermutet hätte, der selbst den kaltblütigsten Spionen den Schweiß auf die Stirn trieb.
    Vor zwei Wochen war aus Lennet Jean-Jacques Lissou geworden. Vor zwei Wochen hatte er sich hier in der Gegend ein Zimmer genommen, und seit zwei Wochen erschien er jeden Morgen zum Frühstück in dem kleinen Cafe und studierte eingehend die Stellenangebote in der Tageszeitung.
    Sämtliche Stammgäste des Cafes wußten bereits: Jean-Jacques Lissou war auf Arbeitssuche.
    Doch seine Bemühungen hatten sich bisher darauf beschränkt, daß er sich hie und da eine Adresse oder Telefonnummer aufschrieb.
    Er wartete auf das Erscheinen einer ganz bestimmten Anzeige, deren Wortlaut er auswendig wußte. Hauptmann Laval vom SNIF (Service National d'Information Fonctionnelle) und Herr Houchoir, Generaldirektor mehrerer Unternehmen, darunter der S.F.E.C.G.A.M.Q. (Société Francaise d'Études et de Construction de Générateurs et d'Amplificateurs Magnétiques Quantiques = Französische Studien- und Konstruktions-gesellschaft für quantenmagnetische Generatoren und Verstärker), hatten die Anzeige in Lennets Gegenwart aufgesetzt.
    Laval hatte gemeint: »Ungefähr zwei Wochen lassen wir uns noch Zeit... Bis dahin dürften sich die Leute in der Gegend an Ihr Gesicht gewöhnt haben...«
    Wie jeden Morgen trank Lennet auch heute wieder zuerst einen Schluck Kaffee, bevor er die Tageszeitung entfaltete.
    Politik, Wirtschaft, Reportagen...
    Aha! Da waren sie, die Stellenangebote.
    Auf den ersten Blick entdeckte er, worauf er gewartet hatte.
    Doch in seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Ein kleines Kreuz am Rand; aufmerksam las er auch noch die anderen Annoncen.
    Ab und zu unterstrich er sogar die eine oder die andere, obwohl er ganz sicher war, daß er sich bestimmt nie an die angegebenen Firmen wenden würde.
    »Speziallabor für Physik der festen Körper sucht Mitarbeiter zwischen 20 und 30 Jahren, vom Militärdienst befreit, Student der Physik bzw. Fachmann mit Erfahrung in entsprechenden Laboratorien. Bewerbungen mit handgeschriebenem Lebenslauf an die S.F.E.C.G.A.M.Q. Personalbüro, Direktion, Avenue Messine 80.« So lautete die Anzeige.
    Lennet zahlte und machte sich auf den Heimweg. Er hatte ein kleines Zimmer im siebten Stock. Zu Hause setzte er sich sofort an seinen wackligen Tisch und begann zu schreiben.
    »LISSOU, Jean-Jacques.
    Geboren am... in Nantes.
    Vater: Paul Lissou, Industrieller, 80, Avenue Jean-Jaurès, Nantes, Loire-Atiantique.
    Ausbildung: Volksschule, Bugeaud Gymnasium mit Abitur.
    Ein Jahr Assistent im Labor ,Laser-Maser'.
    Wehrpflicht: dienstuntauglich.«
    Diese letzte Bemerkung traf auf Lennet ganz bestimmt nicht zu. Aber er mußte sich nun einmal genau an die Personalien und Daten des wirklichen Jean-Jacques Lissou halten - vor allem in den Punkten, die so leicht nachzuprüfen waren wie dieser.
    Der arme Lissou! dachte Lennet bei sich, hoffentlich schafft er es...
    Was tat der echte Jean-Jacques Lissou in diesem Augenblick? In welchem Land Afrikas er wohl Blut und Wasser schwitzte? Man hatte ihm fünf Jahre Zeit gegeben, in denen er die »Riesendummheiten", die er begangen hatte, gutmachen konnte.
    Ohne einen Augenblick zu zögern, hatte er diese harte Prüfung auf sich genommen.
    Er war schwach, unvorsichtig und maßlos verwöhnt. Dennoch hatte er in dem Moment, in dem die Lage mehr als ernst zu werden drohte, das einzig Richtige getan. Entschlossen war er zu seinem Vater gegangen und hatte ihm alles gestanden.
    »Hör zu, Papa. Ich habe ungedeckte Schecks unterschrieben, Unterschriften gefälscht und noch ein oder zwei kleinere Betrügereien begangen. Und nun versucht mich jemand, der sich BIDI nennt, zu erpressen. Da habe ich es für besser gehalten, dir alles zu gestehen. Du wirst mir doch wieder
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