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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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fingerte sie an ihrem Nachthemd. Papa ging auf sie zu und nahm ihre Hand von der Klinke. »Aber Hedvika, was hab ich …?«
    »Geh weg von mir!« Sie riss sich los, wich zurück und sah ihn an wie einen Fremden. »Bleib mir bloß vom Leib!« Sie rieb ihren Hals und kratzte mit den Fingernägeln weiße Striemen auf das Narbengewebe.
    »Hör auf damit! Du kratzt dich noch blutig.«
    »Alles deine Schuld!« Sie drehte sich um und stürzte aus dem Zimmer. Der Morgenmantel rutschte ihr von den Schultern und blieb auf dem Gang liegen, während sie um die Ecke verschwand. Eine Tür knallte ins Schloss, ein Schlüssel wurde umgedreht, Alena hörte Mutter schluchzen. Papa ging ihr nach, und als er aus Alenas Blickfeld verschwunden war, sah sie Milan mit zornesrotem Gesicht vor der Kommode stehen. Sein Lieblings-T-Shirt, das schwarz-gelbe, hatte er verkehrt herum angezo gen.
    »Hedvika, mach auf. Bitte!« Papas Stimme. Ein Türklopfen.
    »Hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen«, schrie Mutter mit tränenerstickter Stimme.
    »Hedvika …«
    »Arschloch«, zischte Milan.
    »Jetzt reicht’s aber!«
    Alena sah ihren Papa auf Milan zustampfen, sah, wie er ihn an den Oberarmen packte. Sie rutschte unter dem Bett hervor zur Wand und blinzelte hinter dem Türrahmen in den Flur. Wie könnte sie die beiden trennen?
    »Bürschchen …«
    »Lass mich los!« Milan wand sich.
    Papa rüttelte ihn. »Was fällt dir ein? Bist du verrückt geworden?«
    »Lass Milan in Frieden!« Eine Tür wurde zugestoßen.
    Alena duckte sich, als sie Mutter mit den verheulten Augen sah. Die Kratzspuren an ihrem Hals waren gerötet. Drei Schritte, dann verfing sich ihr Fuß im Morgenmantel und sie fiel auf die Knie.
    Papa stieß einen spitzen Schrei aus. Milan hatte gegen sein Schienbein getreten und sich losgerissen. Papa boxte ihn gegen die Brust. Milan kippte hintenüber und ruderte mit den Armen. Er fasste nach der Kommodenkante und zog eine Zeitschrift mit hinunter, während sich der braune Läufer vor seinen Füßen wellte. Ein lautes Knacken brach durch das Geräusch der zu Boden flatternden Zeitschrift.
    Alena sah den eisernen Zeitungsständer neben Milans Kopf. Der Bruder röchelte. Zwei Atemzüge, drei, dann erschlaffte Milan. Die Augen hatte er weit aufgerissenen, der Blick war leer.
    »Um Gottes willen!«, rief ihre Mutter, mühte sich auf die Beine und kniete vor Milan nieder. »Karel! Was hast du getan?« Sie bettete Milans Kopf in ihren Schoß und strich ihm die Haare aus der Stirn. Die Röte wich mehr und mehr aus seinen Wangen.
    Papa trat einen Schritt zurück, stieß gegen die Kommode und seine Finger tasteten fahrig umher.
    »Wach auf«, flüsterte Mutter. »Wach auf«, flehte sie. Ihre Finger krampften sich in Milans Arme. »Wach auf, wach auf, wach auf!« Sie schaute auf. »Ruf einen Krankenwagen! Schnell!«
    Papa fasste nach dem Hörer. Der rutschte von der Gabel und knallte auf den Boden.
    Mutters Nachthemd färbte sich rot. Langsam hob sie die Hand und schrie, während Blut von ihren zitternden Fingern tropfte. Alena klammerte sich am Türrahmen fest, als Papa die Eingangstür aufriss. Er warf sie hinter sich ins Schloss. Alena wollte ihm nach, wollte nicht allein gelassen werden, mit ihrer Mutter und Milan. Sie hörte Papas Schritte im Treppenhaus, und eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
    »Karel! Komm zurück!«, rief Mutter hinterher.
    Alena raffte sich auf, lief zum Fenster und spähte nach ihm.
    Laternen beleuchteten die schneebedeckte Straße, über die sich eine Traktorspur zog. Das Mondlicht umriss die Häuser.
    Der Schneemann im Garten hatte die Karottennase verloren. Davor lagen verschneit der Schlitten von Milan und ein roter Handschuh.
    »Du sollst zurückkommen«, wimmerte Mutter, »zurückkommen … bitte …«
    Alena sah ihren Papa und legte eine Hand auf die Scheibe. Sie fühlte die eisige Kälte, die ihm zu schaffen machen musste. »Komm zurück«, murmelte sie, und ihre Worte beschlugen das Glas. Er stolperte durch das Weiß, fiel auf die Knie, stemmte sich wieder hoch. Er schüttelte Schnee von den Händen, dann lief er in der Traktorspur, vorbei an den Nachbarhäusern. Er verließ die Straße und hastete einen Hügel hinauf, Alena konnte ihn bald nicht mehr sehen.
    »Hallo? Pejsarova hier. Bitte! Kommen Sie schnell. Mein Sohn! Er blutet stark. Und verständigen Sie die Polizei.«
    Als Alena hörte, wie der Hörer aufgelegt wurde, schlüpfte sie schnell unter das Bett. Die Mutter betrat das Zimmer und
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