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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition)
Autoren: Ellen Alpsten
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auf dem Stundenplan. Vielleicht fuhr sie dann ja bald schon mit
ihm
nach Rom. Grinsend schlenderte Kai in Richtung Sekretariat.

»Name?« Die Frau in der Anmeldung des Studierendensekretariats sah nicht auf, als der junge Mann, der nach Kai an der Reihe war, sich hinsetzte. Sie hatte sicher schon einen langen Morgen hinter sich, denn aus ihrem Dutt hatten sich einige graue Haarsträhnen gelöst und der knallrote Lippenstift war an den Mundwinkeln der schmalen Lippen eingetrocknet.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie auf den Computerbildschirm.
    Kai hörte mit halbem Ohr zu, während er seine Unterlagen zurück in die Klarsichthülle schob.
    »Mansouri«, erwiderte der junge Mann auf dem Stuhl leise und höflich.
    Was war das für ein Name? Kai sah den Studenten an. Ihm fielen seine sehr dichten schwarzen Haare auf, die ihm fast bis zum Kinn reichten.
    »Was?«, fragte die Sekretärin genervt.
    Kai wollte schon gehen, zögerte dann aber und hörte dem Gespräch weiter zu.
    »Mansouri«, wiederholte der junge Mann ebenso leise und höflich wie zuvor.
    Sie blickte kurz auf und wirkte jetzt noch genervter. »Wie schreibt man denn das?«
    »Wie man es spricht. M-A-N-S-O-U-R-I.«
    Sie presste die Lippen zusammen und tippte den Namen in den Computer ein. »Und wie ist der Vorname?«
    »Mudi.«
    »Was? Und wie schreibt man das?«
    Er buchstabierte den Namen. »Es ist eine Kurzform von Muhammad.«
    Doch statt seinen Namen einzugeben, sah die Sekretärin ihn nun zum ersten Mal direkt an und fragte scharf: »Wie ist denn Ihre Staatsbürgerschaft? Haben Sie überhaupt ein Visum? Und einen Zulassungsbescheid? Verstehen Sie mich? Einen Zu-las-sungs-be-scheid.« Sie lehnte sich über den Schreibtisch nach vorn und klopfte mit dem Finger mahnend auf eines der rosafarbenen Zulassungsdokumente.
    Mudi hielt eben dieses offen und für alle sichtbar in seinen Händen, faltete es aber nun unsicher zusammen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Kai stand ungläubig der Mund offen. Das gab es doch nicht, was fiel der Tante ein?
    »Was
schreibt sich auf jeden Fall
Wie bitte
«, entfuhr es ihm und die Frau sah ihn mit giftigem Blick an. Aber er sprach schon weiter. »Dass er seinen Zulassungsbescheid hat, sehen Sie doch. Also: Er heißt Mudi Mansouri. Klingt eigentlich einfach genug, oder? Ich buchstabiere es Ihnen gerne noch mal, denn ich hab's gleich kapiert. Kann schließlich nicht jeder auf der Welt Müller, Meier oder Schmidt heißen. Wie langweilig wäre denn das?«
    Die Sekretärin fuhr auf. »Also, das ist ja wohl das Allerletzte! Ich habe jetzt die Nase voll! Wissen Sie, wie viele Was-weiß-ich-wie-die-alle-heißen ich heute schon hier eingeschrieben habe? Und immer zu uns kommen und die Hand aufhalten! Die sind alle vom Stamme Nimm und unsereins geht dann leer aus. Wer weiß, ob ich noch Pension bekomme bei all den Immigranten, die auch noch alle zehn Kinder haben! Wissen Sie, wie lange mein Sohn schon Arbeit sucht? Aber sogar bei der Müllabfuhr nehmen sie lieber solche wie den da!« Sie zeigte auf Mudi, der blass und wie festgefroren auf seinem Stuhl saß. »Und wissen Sie auch …«, kreischte sie mit erhobenem Zeigefinger weiter, als Kai sie unterbrach, indem er ihr lachend sein iPhone entgegenhielt.
    »Und wissen Sie auch, dass ich Sie gerade gefilmt habe?« Er ließ die Szene wieder abspielen und sowohl Ton- als auch Bildqualität waren erstklassig. Sicher hatte Steven Spielberg auch nicht anders angefangen! Im Sekretariat war es um sie herum still geworden. »Einfach großartig. Es wird den Rektor sicher interessieren, wie weltoffen und international sein Personal eingestellt ist. Fehlt nur noch Ihr Name, Frau … Wie war der gleich?« Er beugte sich vor, wie um ihr Namensschild zu entziffern.
    »Also, das ist doch …« Sie hakte sich schnell das kleine Schildchen ab, riss Mudi seinen Zulassungsbescheid aus der Hand und begann, wütend zu tippen. Fünf Minuten später war auch Mudi voll immatrikulierter Student der Universität Augsburg.
    Kai und Mudi traten grinsend den Rückzug an, während sich die Sekretärin an den Wasserspender stellte und ein Glas nach dem anderen hinunterstürzte. Eine Kollegin nahm derweil ihren Platz ein.
    »Danke«, sagte Mudi, als sie in der Aula standen. Dann sah er vorsichtig zu dem Handy, das Kai noch immer in der Hand hielt. Es war ein brandneues iPhone in einer schlichten, eleganten Hülle, das sein Vater ihm im September zum Geburtstag geschenkt hatte. »Aber …«
    »Was
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