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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition)
Autoren: Ellen Alpsten
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diesem Augenblick des Triumphes kein Platz gewesen.
    Nun lag sie wach. Sie verschränkte die Arme unter ihrem Kopf und starrte angestrengt in die Dunkelheit. Mia hatte keine Angst vor dem nächsten Treffen mit Caroline, natürlich nicht. Vielmehr machte der Gedanke daran sie so traurig wie schon lange nichts mehr. Eine Freundin zu verlieren, war viel bitterer, als wenn ein Typ den Stecker zog. Mit Caroline ging ein Teil von ihrem Leben. Wo war alles schiefgelaufen? Warum hatte nicht einfach
keine
von ihnen beiden die Rolle der Julia bekommen können? Schicksal.
    Nun, wenn sie sich in zwei Wochen zu Semesterbeginn an der Schule wiedersahen, waren sie Fremde. Bestenfalls. Oder Feinde. Keine mehr für zwei, zwei für keine. Und nicht nur mit Caro hatte sie dann ein Problem: An der Schauspielschule waren sie zwar alle auf irgendeine Weise Konkurrenten, aber eben auch ein Team. Was sie getan hatte, das machte man nicht. Komödianten-Kodex. Und alles war nur ihre Schuld.
    Sie dachte daran, wie Johannes sich über sie lustig gemacht hatte. Er hatte ihr brutal einen Spiegel vorgehalten: Sieh dich an, ehrgeiziges, korruptes Flittchen! Mias Augen füllten sich mit Tränen. War sie das? Nein. Bitte nicht. Wie war alles so gekommen? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.
    Dann warf sie sich trotzig herum.
Such is life,
versuchte sie sich einzureden, auch wenn es umsonst war. Es tat einfach zu weh. Und am wehsten tat, dass sie alles selbst zu verantworten hatte.
    Natürlich – sie hatte ihre Rache bekommen, aber war es das wirklich wert gewesen? Nein. Wenn Rache eine Speise war, die am besten kalt genossen wurde, dann war es kein Wunder, dass ihr Herz sich wie ein Klumpen Eis anfühlte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. So – einsam.
    Sie griff nach ihrem Telefon und sah auf die Zeitangabe. Drei Uhr morgens. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte. Um diese Zeit war das Serotonin-Niveau in ihrem Hirn am niedrigsten. Kleine Sorgen wurden riesengroß. Große Sorgen noch größer und unüberwindbar.
    Plötzlich klingelte das Telefon in ihrer Hand und sie ließ es vor Schreck und Überraschung beinahe fallen.
Karl Graf,
sagte ihr die Anzeige. Was wollte er um diese Zeit? Ein betrunkener Kneipenanruf? Das war das Letzte, was sie jetzt brauchte.
    »Mia?« Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne.
    »Was willst du?«
    »Oh Mann. Mickey hat mich rausgeschmissen, Mia.« Er schluchzte. »Sie will nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie weiß alles.«
    »Was? Sie weiß alles? Woher das denn?«
    »Sie sagt, sie war in der Nacht vor der Premiere direkt nach der
Bambi-
Verleihung noch für kurze Zeit im
Bimah,
um sich umzuschauen.«
    »Mitten in der Nacht?« Mia standen die Haare zu Berge. Plötzlich wusste sie, wer gestern die Tür zum Foyer zugeschlagen hatte.
    »Ja. Weiß Gott, warum. Das
Bimah
lag auf dem Weg und sie hatte Licht darin gesehen. Also ging sie gleich rein, weil ihr morgens momentan so übel ist. Anscheinend hast du dich gerade mit einem Typen auf der Bühne gestritten. Carolines Freund, sagt Mickey …« Er brach ab, denn die Stimme schien ihm zu versagen.
    »Ja, das habe ich«, gab Mia tonlos zu.
    »Mein Gott, Mia, wie kannst du nur so blöd sein, alles auszuquatschen? Sie hat mich rausgeschmissen! Sie will unser Kind allein großziehen …« Er schluchzte auf.
    Mia umfasste ihr Telefon härter. In ihr kämpften die Gefühle. »Was soll ich dir jetzt sagen? Dass es mir leidtut?«
    »Ich meine … es ist mitten in der Nacht. Kann ich zu dir kommen?«
    »Eine Schulter zum Anlehnen? Jemand zum Ausweinen?«
    »So ungefähr. Bitte.«
    »Karl?«
    »Ja?«
    »Vergiss es. Hau ab. Nimm dir ein Hotel. Wenn du willst, kann ich dir Scheißkerl noch 20 Euro dazugeben.«
    Sie legte auf und war nur wenige Minuten später eingeschlafen.
    Als sie gegen Mittag nach unten kam, saßen ihre Eltern gerade bei einem zweiten Frühstück.
    »Gut geschlafen, Schatz?«, fragte ihr Vater.
    »Hm. Geht so.« Sie setzte sich und schüttete sich Müsli in die Schale. In allzu viele Details musste sie ihre Eltern nicht einweihen. Rix Weiss faltete gerade die
BZ am Sonntag
zusammen. Mia machte einen langen Hals. Es war die Seite mit den Theaterkritiken, gezeichnet Mickey Hansen.
    »Iss erst mal was«, sagte ihr Vater fürsorglich. »So was sollte man nie auf nüchternen Magen lesen. Große Schauspielerregel.«
    »Hm.« Das Müsli wollte ihr im Hals stecken bleiben, trotz aller Milch. Was immer da stand, es war für sie ein Todesurteil in der Branche.
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