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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter
Autoren: P. G. Wodehouse
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vor?«
    »Oh doch.«
    »Ich glaube nicht. Mir kam die Nacht damals auch nicht so vor, als mein alter Herr sein Machtwort sprach und mir mitteilte, daß ich mit dem nächsten Dampfer nach Südafrika fahren sollte. Es war genau so eine Nacht wie heute.« Er stützte sich auf die Brüstung. »Ich habe Ihre Mutter nach ihrer Hochzeit nie wieder gesehen.«
    »Nein?«
    »Nein. Sie ging weg vom Theater und … Nun ja, ich war damals sehr beschäftigt – habe viel getrunken und so weiter – und irgendwie sind wir uns dann nie wieder begegnet. Und dann hörte ich vor zwei, drei Jahren, daß sie gestorben sei. Sie sehen ihr sehr ähnlich, mein Kind. Ich verstehe gar nicht, daß mir diese Ähnlichkeit nicht sofort aufgefallen ist.«
    Er schwieg, und Sue sagte auch nichts. Sie legte ihren Arm in seinen. Damit war alles gesagt. Eine Nachtigall begann klagend zu singen.
    »Das bedeutet Regen«, sagte der Ehrenwerte Galahad. »Oder sowas. Erinnern Sie sich noch an das Lied Ihrer Mutter … Nein, sicherlich nicht. Das war ja vor Ihrer Zeit. A propos Ronald«, sagte er dann unvermittelt.
    »Ja?«
    »Haben Sie ihn gern?«
    »Ja.«
    »Ich meine, richtig gern?«
    »Ja.«
    »Wie gern?«
    Sue beugte sich über die Brüstung. Unten im Garten tauchte Percy Pilbeam, der seinen Kopf hochgereckt hatte, wieder in ein Gebüsch. Denn der Detektiv mochte sich seine Niederlage nicht eingestehen und war auf Schleichwegen an den Ort seines Debakels zurückgekehrt. Fünfhundert Pfund sind ein Haufen Geld, und Percy Pilbeam ließ sich von seinen Anstrengungen, dieses Geld zu verdienen, auch nicht durch die Tatsache abbringen, daß er bei seinem letzten Versuch nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Die Wirkung der Promille hatte nachgelassen, und er war jetzt wieder ruhig und besonnen. Sein Plan war es, nötigenfalls bis nach Mitternacht in diesen Büschen auszuharren, um dann erneut das Abflußrohr und damit das Gartenzimmer in Angriff zu nehmen, wo das Memoiren-Manuskript des Ehrenwerten Galahad lag. Kein Detektiv, der diesen Namen verdient, läßt sich so schnell ins Bockshorn jagen.
    »Das kann ich gar nicht ausdrücken«, sagte Sue.
    »Versuchen Sie’s.«
    »Nein. Wenn man geradeheraus sagt, was man für jemanden empfindet, dann klingt das immer albern und kitschig. Und so, wie Sie über Ronnie denken, würden Sie’s sowieso nicht für möglich halten, daß jemand ihn wirklich lieb hat. Für Sie ist er ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
    »Höchstens«, sagte der Ehrenwerte Galahad kritisch.
    »Ja, höchstens. Für mich dagegen ist er … etwas Besonderes. Also, wenn Sie’s unbedingt hören wollen, für mich bedeutet er alles auf der Welt. So! Ich hab Ihnen ja gesagt, daß es albern klingen würde. Fast wie aus einem billigen Schlager, nicht wahr? Sowas haben wir im Theater Hunderte von Malen gesungen. Zwei Schritt links, zwei Schritt rechts, vor das Bein und lächeln, Hand aufs Herz – für mi-hich bedeutet er a-halles a-hauf der Welt! Es darf gelacht werden.«
    Einen Augenblick lang schwiegen sie.
    »Ich lache nicht«, sagte der Ehrenwerte Galahad. »Mein liebes Kind, ich wollte ja nur herausfinden, ob Sie den jungen Fish wirklich mögen …«
    »Ich wünschte, Sie würden ihn nicht immer den ›jungen Fish‹ nennen.«
    »Tut mir leid, mein Kind. Ich finde, das paßt so schön zu ihm. Jedenfalls wollte ich nur sichergehen, daß Sie ihn wirklich gern haben, weil …«
    »Ja?«
    »Nun, weil ich alles arrangiert habe.«
    Sue klammerte sich an die Brüstung.
    »Was!«
    »Ja«, sagte der Ehrenwerte Galahad, »es ist alles geregelt. Das soll nicht heißen, daß Sie damit rechnen können, von meiner Schwester Constance begeistert als Nichte in die Arme geschlossen zu werden. An Ihrer Stelle würde ich ihr lieber nicht zu nahe kommen – sie könnte beißen. Aber im übrigen ist alles in Butter. Die Hochzeitsglocken werden für Sie läuten. Ihr Schatz ist irgendwo im Garten. Am besten gehen Sie und sagen’s ihm. Es wird ihn interessieren.«
    »Aber … aber …«
    Sie klammerte sich an seinen Arm. Am liebsten hätte sie laut geschluchzt. Jetzt zweifelte sie nicht mehr an der Schönheit dieses Abends.
    »Aber … wie? Warum? Wie war das nur möglich?«
    »Nun – ich hätte doch Ihre Mutter heiraten können, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »So daß ich für Sie so eine Art Vater ehrenhalber bin?«
    »Ja.«
    »Und in dieser Eigenschaft habe ich Ihre Sache zu der meinen gemacht. Mehr noch: Ihr Glück soll der Preis für meine Arbeit sein.«
    »Wie
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