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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter
Autoren: P. G. Wodehouse
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meinen Sie das?«
    Der Ehrenwerte Galahad zögerte einen Augenblick.
    »Nun, die Sache ist so, mein Kind: Ich weiß, daß meine Memoiren meiner Schwester stets ein Dorn im Auge gewesen sind, und da bin ich zu ihr gegangen und habe ihr ein Geschäft vorgeschlagen. ›Clarence‹, sagte ich zu ihr, ›wird niemals jemanden am Heiraten hindern, solange er nicht bei der Hochzeit erscheinen muß. Nur du stehst im Weg‹, sagte ich, ›du und Julia. Und wenn du Ja und Amen sagst, kannst du Julia auch im Nu herumkriegen. Du weißt doch, daß sie große Stücke auf dich hält.‹ Und dann sagte ich, wenn sie aufhörte, sich wie ein Stacheldrahtverhau auf dem Rosenpfad der Liebe aufzuführen, dann wäre ich bereit, auf die Veröffentlichung meiner Memoiren zu verzichten.«
    Sue klammerte sich an seinen Arm. Sie suchte nach Worten.
    Percy Pilbeam, der in der Stille der Nacht alles mitangehört hatte, hätte mühelos welche gefunden. Nur seine gegenwärtig etwas prekäre Lage hielt ihn gerade noch davon ab, sie von sich zu geben. Es kam Percy Pilbeam so vor, als seien soeben fünfhundert Pfund vor seinen Augen davongeflattert wie lauter blaue Schmetterlinge. Er fluchte still und innig. In ganz London und Umgebung gab es kaum jemanden, der diese fünfhundert Pfund lieber gehabt hätte als Percy Pilbeam.
    »Oh!« sagte Sue. Sonst nichts. Ihre Gefühle waren zu überschwenglich. Sie drückte seinen Arm. »Oh!« sagte sie, und noch einmal »Oh!«
    Plötzlich brach sie in Tränen aus, ohne sich dessen zu schämen.
    »Aber, aber!« protestierte der Ehrenwerte Galahad. »Was ist denn schon dabei? Das ist doch nicht der Rede wert, wenn ein Kumpel mal einem andern hilft.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Dann sagen Sie auch nichts«, antwortete der Ehrenwerte Galahad erleichtert. »Wissen Sie, mir ist es eigentlich egal, ob das dußlige Ding gedruckt wird. Zumindest … Nein, es ist mir wirklich egal … Hätte nur eine Menge Verdruß bereitet. Ich werde es der Nation vermachen und in hundert Jahren veröffentlichen lassen – als eine Art Sittenchronik unserer Tage. Das ist bestimmt das Beste so. Vermächtnis an die Nachwelt und so weiter.«
    »Oh!« sagte Sue.
    Der Ehrenwerte Galahad lachte still vor sich hin.
    »Schade ist es ja doch, daß die Welt nun hundert Jahre warten muß, bis sie die Geschichte mit dem jungen Parsloe und den Krabben erfährt. Sind Sie bei Ihrer Lektüre heute abend schon so weit gekommen?«
    »Ich fürchte, ich habe nicht sehr viel gelesen«, sagte Sue. »Ich habe die meiste Zeit an Ronnie gedacht.«
    »So? Na, ich kann sie Ihnen ja erzählen. Dann brauchen Sie nicht hundert Jahre zu warten. Es war in Ascot in dem Jahr, als Martingale den Gold Cup gewann …«
    Unten erhob sich Percy Pilbeam aus seinem Gebüsch. Es war ihm jetzt schnurz, ob ihn jemand sah. Er war schließlich immer noch ein Gast in dieser Bruchbude von Schloß, und wenn ein Gast nicht mal nach Lust und Laune in Gebüschen herumstöbern darf, was soll dann aus England und seiner Gastlichkeit werden? Er beabsichtigte, unverzüglich den Staub von Blandings von seinen Füßen zu schütteln, die Nacht im Emsworth Arms Inn zu verbringen und am Morgen nach London zurückzukehren, wo man Männern seines Formats mehr Respekt zollte.
    »Also, mein Kind, das war so. Der junge Parsloe …« Percy Pilbeam verweilte nicht länger. Die Geschichte mit den Krabben bedeutete ihm nichts. Er wandte sich um und verschwand in der lauen Sommernacht. Irgendwo im Dunkeln rief ein Käuzchen. In seinem Ton, fand Pilbeam, lag etwas Mokantes. Er runzelte die Stirn, und seine Zähne schnappten mit einem Klicken zusammen.
    Wenn er das Käuzchen hätte finden können, wäre er ihm gerne mal über den Schnabel gefahren.
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