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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse
Autoren: Sara Ryan
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du erst dann zufrieden, wenn du auch die kleinste Faser von mir klassifiziert, etikettiert und in Gläsern mit Spiritus eingelegt hättest.«
    »Du musst es mir nicht glauben, aber ich versuche schon, das abzustellen«, sage ich.
    »Ich weiß nicht, was ich glaube.«
    »Ich auch nicht.«

    Wir schauen uns an.
    Vielleicht sollte ich wirklich nicht alles etikettieren, was ich fühle, aber im Moment ist es eindeutig »Liebe«.
    »Ich glaub, wir müssen jetzt schlafen.« Wieso hab ich das gesagt?
    Sie nickt. Dann steht sie auf, geht durch den Raum und streckt unbeholfen die Arme nach mir aus.
    Ich will nicht loslassen, aber ich muss. Ich habe heute Nacht einfach keinen Platz mehr in mir für weitere Gefühle. Deshalb löse ich mich nach einer Weile von ihr. »Schlaf gut.«
    »Schlaf auch gut«, sagt sie von der Tür aus und zieht sie hinter sich zu.
     
    Am nächsten Morgen rufe ich Isaac an. Per Telefon ist alles einfacher.
    »Battle und ich haben uns gestern Abend unterhalten.«
    »Gut. Hat ja lang genug gedauert.«
    »Das heißt nicht, dass wir wieder zusammen sind oder so. Aber ich glaub, mit Kevin ist sie auch nicht mehr zusammen.«
    »Na, das ist doch auch gut.«
    »Jetzt musst du dich nur noch an Katrina ranmachen!«
    »Müssen muss ich gar nichts, Lancaster. Außer meine Hausarbeit schreiben.«
    »’tschuldigung – sollte kein Befehl sein… Isaac?«
    »Ich höre.«
    »Tut mir Leid, dass ich damals am Fluss so komisch war.«
    »Kein Problem.«
    »Ganz bestimmt nicht?«
    »Nein.«
    »Danke… danke, dass du so ein guter Freund bist, Isaac.«

    »Jetzt werd mir nicht gleich sentimental, Lancaster. Ich muss bis heute Nachmittag um vier noch auf zehn Seiten den Sechstagekrieg durchkämpfen.«
    Ich muss lachen. »Hm… wie lange hat unser Krieg eigentlich gedauert?«
    »Spielt das jetzt überhaupt noch eine Rolle?«

9. August, 16:42 Uhr, bei mir
    feldbeobachtungen:
    katrina behauptet, sie kann sich nicht mehr erinnern, was sie so dringend mit uns machen wollte. sie kann sich noch nicht mal daran erinnern, bei mir gewesen zu sein. sie weiß nur noch, dass sie gerade dabei war, die letzten kleinen bugs in ihrem computerprogramm auszumerzen, als ihre liebe zu carl »sich plötzlich wie ein hund zusammengerollt hat und einfach gestorben ist«, woraufhin die ganze fehlersuche schlagartig ziemlich langweilig wurde, weil sie ja niemanden mehr beeindrucken musste. um sich wach zu halten, hat sie sich mit cola voll laufen lassen und kette geraucht, bis ihre zigarettenvorräte aufgebraucht waren. aber irgendwann muss sie komplett ausgerastet sein, und das war wahrscheinlich der moment, als sie zu mir gekommen ist. am nächsten morgen hat sie sich so zum kotzen gefühlt, dass sie beschlossen hat, endgültig mit dem rauchen aufzuhören.
     
    was sich gruppendynamisch ansonsten noch so getan hat:
    • habe kevin seit tagen nicht mehr gesehen (hurra!).
    • isaac macht katrina ziemlich offensichtlich an und sie steigt sogar darauf ein.
    • battle und ich… die meiste zeit behandeln wir uns wie sehr gute freundinnen, was wir ja auch sind. abgesehen von dem, was wir vielleicht sonst noch sind.
    aber es gibt auch so gewisse momente. manchmal berühren wir uns, ohne nachzudenken, und ziehen dann schnell die hand weg. oder eine von uns macht unbeabsichtigt eine zweideutige bemerkung und dann werden wir beide rot. wir haben nicht darüber gesprochen, was für eine beziehung wir jetzt genau zueinander haben. ich glaub, wir wissen es beide nicht. und abgesehen davon funktionieren worte eben nicht immer.

11. August, 16:12 Uhr, im großen Baum unten im Hof
    Battle stellt Material für ein Geschichtsreferat zusammen – sie ist so ein Organisationstalent, dass sie das sogar auf einem Baum sitzend erledigen kann. Ich mühe mich damit ab, eine schriftliche Analyse der vier Fundstücke anzufertigen, die sich Ms Fraser von der Ausgrabung besorgt hat, damit wir damit üben können. Im Augenblick starre ich aber noch auf die Skizzen der Funde, die ich in mein Ringbuch gemacht habe. Ich habe während der Sommerferien viel mehr Gelegenheit gehabt zu zeichnen, als ich erwartet hätte.
    Ich gähne, räkele mich und sehe nach unten. Vorhin haben ein paar Leute Frisbee gespielt, aber inzwischen sind sie verschwunden. Es war ganz spannend, das Spiel von hier oben
aus zu verfolgen und die rote Scheibe zu beobachten, die von einem Ende der Wiese zum anderen durch die Luft segelte.
    Zwei Gestalten treten aus der großen Doppeltür der Mensa.
    »Frei.
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