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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse
Autoren: Sara Ryan
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Bürstenschnitt.
    »Katrina will irgendwas von uns, aber sie wollte mir nicht sagen, was. Sie hat seit fast zwei Tagen nicht geschlafen und benimmt sich ziemlich beängstigend.« Ich klinge erstaunlich normal.
    »Ja, gut.« Sie auch. »Ich muss mir nur schnell eine Hose anziehen.« Sie bleibt noch einen Moment in der Tür stehen, als würde sie überlegen, ob sie mich reinbitten soll.
    »Ich warte hier.«
    Ich sehe auf den Teppich hinunter. Er ist langweilig grau mit winzigen schwarzen Rauten drauf. Wahrscheinlich haben sie ihn ausgesucht, weil man den Schmutz darauf nicht so sieht. Wie viele Rauten es wohl pro Quadratmeter sind?

    »Okay. Ich bin so weit.« Battle trägt wieder dieselbe Reithose, die sie auch an dem Abend anhatte, als wir in den Wald gegangen sind.
    Starr sie nicht so an, du Idiotin. Schau dir lieber die faszinierenden schwarzen Rauten auf dem Teppich an.
    Der Weg von Battles zu Katrinas Zimmer ist mir noch nie so lang vorgekommen.
    Ich bin so erleichtert, als wir endlich vor ihrer Tür stehen, dass ich es erst gar nicht höre.
    »Okay, wir sind da«, rufe ich zu ihr hinein. »Was willst du von uns?«
    »Ich glaube nicht, dass sie noch irgendwas von uns will. Hör doch«, sagt Battle.
    Battle und ich haben schon öfter versucht, Katrina morgens zum Frühstück abzuholen, was jedes Mal ein Riesenakt war, weil sie tiefer schläft und lauter schnarcht als jeder andere Mensch, den ich kenne. Und genau dieses unregelmäßige Schnarchen ist es, das jetzt durch die verschlossene Tür dringt.
    »O Gott! Sie ist eingeschlafen.« Ich lehne mich an die Tür, meine Knie sind plötzlich weich wie Gummi.
    »Klingt, als hätte sie es nötig gehabt.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Und jetzt?
    Wir bleiben etwa fünf Minuten vor Katrinas Zimmer stehen und lauschen dem Schnarchen.
    »Tja«, sage ich schließlich. »Hallo.«
    Meine Stimme klingt merkwürdig hohl.
    »Hallo«, sagt Battle.
    Ihre Stimme klingt wie meine, nur noch zittriger.

    Die Spannung zwischen uns ist fast mit Händen greifbar. Ein Messer würde nicht ausreichen, um die Luft zu schneiden. Man bräuchte mindestens eine Kettensäge. Ich sehe mich schon die Kettensäge schwingen und der Gedanke bringt mich zum Lachen. Ich will Battle gerade davon erzählen, aber als ich kurz zu ihr aufsehe, fällt mir ein, dass ich es ihr nicht sagen kann. Das hieße ja einzugestehen, dass die Spannung existiert. Und in diesem Moment sehe ich die Tränen, die ihr übers Gesicht laufen.
    »Los, komm. Wir sollten uns nicht im Gang unterhalten«, sage ich entschlossen.
    Ohne abzuwarten, ob sie mir folgt, gehe ich zu meinem Zimmer. Und dann höre ich ihre Schritte hinter mir und ihre Atemzüge.
    Ich schließe die Tür auf und setze mich auf den Boden, den Rücken gegen den Bettkasten gelehnt. Ich zupfe einen losen Faden aus dem Bettüberwurf.
    Sie setzt sich auch auf den Boden, an die gegenüberliegende Wand. Dann fährt sie sich unruhig mit beiden Händen durchs Haar. Ich kann es spüren, als wären es meine eigenen Hände, die über den weichen blonden Flaum streichen.
    Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Und jetzt kommen mir auch noch die Tränen und in meiner Kehle bildet sich ein Kloß. Verdammt. Aber es ist mir egal.
    »Ich liebe dich«, sage ich. Und das hört sich an, als hätte ich gesagt »Scheiß auf dich«, so wütend klingt meine Stimme.
    Sie sieht mich nur an.
    Ich wickle mir den Faden aus dem Überwurf so eng um den linken Zeigefinger, dass es mir die Blutzufuhr abschnürt. Ich
sehe zu, wie sich die Fingerspitze allmählich rosa und violett färbt.
    »Ich dich doch auch.« Sie betont jede Silbe und klingt dabei wie eine Mutter, deren Kind gerade ihre Lieblingsvase zerbrochen hat.
    »Ja klar – als ›Freundin‹, was?«, sage ich vorwurfsvoll. Das schlimmste Klischee der Teenieromanze.
    »Auch – aber nicht nur, und das weißt du.« Jetzt hört sie sich auch wütend an.
    »Ach? Weiß ich das? Und was ist mit Kevin? Was weiß er?« Ich lasse den Faden los und das Blut schießt pulsierend in meinen Finger zurück.
    »Kevin ist unwichtig«, sagt Battle ungerührt.
    »Ach ja, im Aufzug hatte man aber nicht das Gefühl, dass er dir unwichtig ist! Ganz zu schweigen von den vielen Malen, wo ihr Händchen haltend über den Campus spaziert seid.«
    Sie atmet geräuschvoll aus – es ist mehr ein Prusten als ein Seufzer.
    »Also?«, sage ich ungeduldig.
    Battle klingt extrem gereizt, als sie sagt: »Hör mal, ich kann dir keine ausgefeilte Erklärung
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