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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig
Autoren: Joleen Carter
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zusammen mit den anderen
Erinnerungstücken aufbewahren.

 
    Heraus fiel ein Schlüssel aus Messing. Überrascht
betrachtete sie ihn von allen Seiten. Weiterhin fand sie zwei sorgfältig
gefaltete Blätter. Auf dem ersten Blatt befand sich die Zeichnung eines älteren
Gebäudes, das sie nicht kannte. Aber auch wenn das Haus keinen italienischen
Baustil aufwies, so war die Zeichnung doch eindeutig von Gregorio angefertigt
worden. Auf dem zweiten Blatt stand in Gregorios geschwungener Handschrift:

 
    Se vuoi sapere ... Wenn du wissen willst, in
welches Schloss dieser Schlüssel passt, dann finde heraus, wo dieses Haus
steht. Wenn du es findest, dann wirst du auch mich finden.

 
    Rebecca musste lächeln. Immer wusste er genau,
wie er ihre Aufmerksamkeit erregen konnte. Ein historisches Bauwerk, irgendwo
in Europa, vielleicht sogar in Deutschland? Ja, die Architektur ließ darauf
schließen. Interessant! Spannend!

 
    Mit klopfendem Herzen verstaute Rebecca Brief, Blätter
und den Schlüssel in ihrem Schreibtisch. Am liebsten hätte sie sich sofort
ihren Mantel geschnappt, um mit der Suche zu beginnen. Doch sie würde erstmal
ein Bad nehmen. Dabei konnte sie nachdenken. Und sicher würde sie sich danach
besser und gepflegter fühlen.
    Zum ersten Mal seit langem stand sie wieder vor
ihrem Kleiderschrank und überlegte sich, welches Outfit ihr heute stehen könnte.
Viel zu oft hatte sie einfach nur noch zu Jeans und Shirt gegriffen. Kein
Wunder, dass sie sich immer schlechter fühlte.
    Sie wählte ein weinrotes Strickkleid und eine
schwarze Strumpfhose. Das sah auch mit Winterstiefeln noch schick aus, falls
sie noch nach draußen musste.
    Voller Elan klappte Rebecca schließlich ihr
Notebook auf und begann, sich bei Google nach historischen Bauwerken umzusehen.

 
    Eine halbe Stunde später wusste sie, dass dieses
Haus in Berlin stand. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Würde das nicht
bedeuten, dass Gregorio in Berlin war? Oder zumindest hier gewesen sein musste?
Vielleicht hatte er die Zeichnung anhand eines Fotos aus dem Internet erstellt?
Aber das war nicht seine Art gewesen. Er malte immer direkt vor Ort.   Sie sah sich das Bild genauer an,
versuchte, es zu vergrößern, fand noch ein neueres Bild. Auf diesem Foto
entdeckte sie im Hintergrund ein kleineres Haus. Einen Flachbau mit einer
Terrasse davor und einer Pergola. Es sah aus wie eine Bar oder ein Restaurant.
Sie zoomte das Bild größer. »Osteria Veneziana« konnte sie nun lesen. Ein
venezianisches Lokal. Ob das der Ort war, wo Gregorio sie hatte hinführen
wollen?
    Rebecca spürte plötzlich, dass sie Hunger hatte.
Mit dem Routenplaner druckte sie sich die günstigste Wegbeschreibung aus und
nahm ihren Wintermantel von der Garderobe. Plötzlich fiel ihr der Schlüssel
wieder ein, der sich in dem Briefumschlag befand. Sie ging zurück in ihr
Zimmer, nahm ihn aus der Schreibtischschublade und ließ ihn in ihre
Manteltasche gleiten.

 
    Als sie dick eingemummt auf die Straße trat,
schneite es noch immer, doch der Weg zur nahegelegenen Bushaltestelle war geräumt.
Mit dem Bus waren es nur wenige Stationen bis zu dem Gebäude, das Gregorio für
sie gezeichnet hatte. »Wie wenig ich mich doch selbst in meiner näheren
Umgebung auskenne«, dachte sie. Dann entdeckte sie die kleine Osteria. Die
Hecke war so voller Schnee, dass man den Eingang fast nicht erkennen konnte.
Ein kleiner Weihnachtsbaum, geschmückt mit bunten und blinkenden
Weihnachtskugeln, stand in einem der Fenster. Hier schienen die Inhaber tatsächlich
noch echte Italiener zu sein.
    Als sie eintrat, schlug ihr der Duft Italiens
entgegen. Es roch nach Rosmarin, Basilikum und Salbei. Das Lokal war winzig.
Das Größte darin waren der Fernseher, der in der hinteren Ecke an der Wand
befestigt war und irgendein Fußballspiel ohne Ton zeigte, und der
Lavazza-Kaffeeautomat auf dem Tresen.

 
    Rebecca legte ihren Mantel auf den Stuhl neben
sich und setzte sich an den Holztisch. Sekunden später stand ein kleiner,
untersetzter Mann mit schwarzen Haaren und Schnauzbart vor ihr.
    »Buongiorno Signorina!«, sagte er und zückte
seinen Schreibblock. »Was darf ich Ihnen bringen?«
    Rebecca lächelte ihm zu. »Was würden Sie mir
empfehlen?«, fragte sie in fließendem Italienisch zurück.
    Die dunklen Augen des Kellners leuchteten auf.
    »Oh, Sie sprechen aber sehr gut Italienisch«,
lobte er. »Grazie! Ich habe letzten Sommer in Italien gearbeitet.«
    »Davvero? Tatsächlich? Wo denn
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