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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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jeden Moment kommen.«
    »Ja, sieht wohl so aus«, erwiderte Scarlett keuchend und mit den Zähnen knirschend. »Kann ich etwas gegen die Schmerzen haben, bitte?«
    »Kleinen Moment noch.« Die Ärztin trat ans Fußende, hob das Laken und steckte Scarletts Füße in die Halterungen, |337| die links und rechts vom Bett angebracht waren. »Erst mal sehen, wie weit du schon bist.«
    Sie tastete, drückte, fühlte. Scarlett zermahlte meine Fingerknochen zu feinem Puder.
    »Es wird nicht mehr lange dauern.« Die Ärztin strich das Laken über Scarletts Beinen glatt. »Deshalb möchte ich, dass du dich jetzt so weit wie möglich entspannst und mit deiner Atempartnerin zusammenarbeitest. Denkt an alles, was ihr bei den Übungen gelernt habt, und überlasst den Rest uns.«
    »Was ist mit den Pillen gegen die Schmerzen?«, fragte Scarlett drängend. »Kann ich bitte welche haben?«
    »Ich schicke gleich jemanden vorbei.« Die Ärztin lä chelte uns an; anscheinend fand sie uns richtig niedlich. »Keine Angst, meine Kleine, ehe du dich’s versiehst, wird das Ganze auch schon vorbei sein.« Sie steckte das Krankenblatt wieder in den Rahmen am Fußende des Bettes, klemmte sich ihren Stift hinters Ohr, ging zur Tür. Winkte uns noch einmal freundlich zu. Und weg war sie.
    »Ich
hasse
sie«, verkündete Scarlett vehement, den Mund voller Eisstückchen. »Ich hasse sie.«
    »Komm, lass uns atmen.« Ich zog mir einen Stuhl ans Bett. »Tief einatmen, okay?«
    »Ich will nicht atmen«, zischte sie. »Ich will, dass sie mich so außer Gefecht setzen, dass ich nichts mehr mitkriege. Von mir aus können sie mir eins überbraten. Egal wie, Hauptsache dass. Ich packe das sonst nicht, Halley. Ehrlich nicht.«
    »Doch, du schaffst es«, erwiderte ich streng. »Wir sind gut genug darauf vorbereitet.«
    »Hör auf mit dem Gelaber.« Sie lutschte gierig noch mehr Eisstückchen. »Du brauchst dich nur vor mich hinzustellen |338| und mir zu sagen, dass ich atmen soll. Du hast den leichten Teil erwischt.«
    »Scarlett, reiß dich zusammen.«
    Sie richtete sich im Bett auf wie eine Furie, und als sie weitersprach, flogen mir Eisstückchen um die Ohren. »Erzähl mir nicht, ich soll mich zusammenreißen, bis du das nicht selber durchgemacht hast. Denn es tut so weh, dass du es dir nicht mal vorstellen kannst, es ist noch schlimmer als   –« Sie brach ab und wurde kreideweiß, weil sie von der nächsten Wehe überrollt wurde.
    »Atme«, befahl ich, machte es ihr vor, ffffffft, ffffffft, ffffffft, tief einatmen, ffffffft, ffffffft, ffffffft. »Mach schon.«
    Aber sie atmete nicht, sondern stöhnte bloß, tief und leise, wie vorhin. Das Geräusch machte mir solche Angst, dass ich unwillkürlich vom Bett zurückwich. Als hätte ich vor, um mein Leben zu rennen. Ich hatte Unrecht gehabt.
Wir waren nicht gut genug vorbereitet.
Was hier gerade abging, jagte mir eine Heidenangst ein, weil es einfach eine Nummer zu groß für uns war. Plötzlich konnte ich nachvollziehen, wie Cameron sich gefühlt haben musste, als er vor lauter Schiss umgekippt war. Ich wünschte mir, ich wä re draußen im Wartebereich bei den Pfadfindern und dem dämlichen Süßigkeitsautomaten, wo ich auf und ab tigern und in aller Ruhe darauf warten könnte, mir am Ende zufrieden eine Zigarre anzuzünden.
    »Warte kurz, ja?« Schritt für Schritt wich ich immer weiter vom Bett zurück. Scarlett hörte plötzlich auf zu stöhnen und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Bin gleich wieder   –«
    »Bleib hier!«, rief sie und versuchte sich an den seitlichen Begrenzungen des Bettes aufzurichten. »Halley, nicht . . .«
    |339| Doch ich ließ die Tür hinter mir zufallen. Stand plötz lich allein auf dem Flur, lehnte mich an die Wand, spürte die Kälte des Mauerwerks durch den klaffenden Riss in meinem Kleid. Versuchte verzweifelt, meine Panik runterzukämpfen. Auf der anderen Seite der Tür hörte ich Scarletts Stöhnen. In dem Moment, da sie mich am nötigsten brauchte, brach ich zusammen.
    Da hörte ich es. Schritte, die klackernd näher kamen und dabei lauter wurden; energisch und nüchtern bogen sie um die Ecke. Ich blickte nach links. Meine Mutter kam auf mich zu, Handtasche unter dem Arm, Augen entschlossen nach vorne gerichtet.
    »Wo ist sie?«, fragte sie beim Näherkommen, wobei sie die Handtasche unter den anderen Arm klemmte.
    »Da drin. Sie dreht gleich durch.«
    »Na dann, auf geht’s.« Sie griff nach der Klinke, aber ich rührte mich nicht, drückte mich
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