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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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Füßchen strampelte und einen winzigen Mund öffnete, um einen noch viel winzigeren Schrei auszustoßen.
    »Ein Mädchen«, sagte die Ärztin. Die Krankenschwestern wischten sie vorsichtig ab, befreiten Mund und Nase vom Schleim, legten sie schließlich in Scarletts Arme, auf Scarletts Brust. Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte Scarlett auf das Minimädchen an ihrer nackten Haut und schloss die Augen. Seit letztem Sommer war sie bei uns gewesen, war gewachsen, immer weiter gewachsen. Und jetzt war sie da. Genauso wirklich und real wie wir.
    »Ein Mädchen«, wiederholte Scarlett sanft. »Ich wusste es.«
    »Sie ist wunderschön«, sagte ich. »Sie hat meine Augen.«
    »Und meine Haare.« Immer noch schluchzend strich sie behutsam über den Kopf des Babys, der mit rotem Flaum bedeckt war. »Sieh doch mal.«
    »Du kannst sehr stolz auf dich sein.« Meine Mutter nahm liebevoll und vorsichtig eine der winzigen Hände. |344| »Sehr, sehr stolz.« Sie warf mir einen Blick zu und lächel te .
    »Sie heißt Grace«, sagte Scarlett. »Grace Halley.«
    »Halley?«, meinte ich überrascht. »Im Ernst?«
    »Im Ernst.« Sie küsste das Baby auf die Stirn. »Grace Halley Thomas.«
    Überwältigt schaute ich Grace an. Sie bedeutete ein Jahr, vom Sommer mit Michael bis zum Winter mit Macon. Ein Jahr, das wir nie mehr vergessen würden.
    Scarlett strahlte übers ganze Gesicht, wiegte Grace in ihren Armen, küsste ihre winzigen Finger und Zehen und fragte alle und jeden im Raum ungefähr tausendmal, ob er schon je ein so wunderschönes Baby gesehen hätte. (Wir waren uns einig, dass nein – so ein schönes Baby hatte noch nie jemand von uns gesehen.) Nachdem wir gebüh rend Ah und Oh gesagt hatten und Scarlett etwas einnickte, begab ich mich in den Warteraum, um die große Neuigkeit zu verkünden. Doch als ich um die Snackautomaten und Wasserspender an der Ecke bog, blieb ich mit offenem Mund stehen. Der Anblick war der Hammer.
    Der grell erleuchtete Raum wimmelte von Menschen. In der einen Ecke, nah beim Eingang zur Notaufnahme, wartete mindestens die Hälfte unserer Mitschüler in Abendgarderobe und Smoking; sie lehnten an den Wän den oder hockten auf den billigen Plastikbänken. Ich sah Ginny Tabor und Brett Hershey, ein paar Mädchen aus unserem Industrie- und Werbedesignkurs mit ihren männ lichen Begleitern, Melissa Ringley, sogar Maryann Lister und jede Menge Leute, die ich nicht einmal richtig kannte. Alle trugen ihre besten Klamotten, unterhielten sich, stopften Süßigkeiten in sich rein und warteten, um zu hö ren , wie es gelaufen war. Elizabeth Gunderson entdeckte |345| ich nirgends, dafür jedoch Macon, der am Süßigkeitenau tomaten lehnte und sich mit Cameron unterhielt. Der sah endlich nicht mehr aus wie ein Gespenst, sondern hatte wieder etwas Farbe im Gesicht.
    Und in der anderen Ecke, durch Stühle, Bänke und etliche Jahrhunderte von den festlich gekleideten, schwatzenden Schülern getrennt, standen Vlad, eine aufgeregte Marion und mindestens zwanzig weitere edle Ritter mit ihren Jungfrauen. Auch sie waren top gestylt, allerdings in vollem mittelalterlichen Ornat. Einige trugen Schwerter und Schilde, ein Typ sogar ein Kettenhemd, das laut klirrte, als er vor der Aufnahme auf und ab lief.
    Plötzlich sahen sie mich.
    Mit wild raschelndem, wirbelndem Kleid rannte Marion quer durch den Raum auf mich zu, gefolgt von Vlad und einer Hand voll Ritter. Die Krankenschwester, die hinter der Aufnahmetheke saß, verdrehte die Augen. Marion näherte sich mir von der einen, Cameron und Ginny Tabor, die einem pinkfarbenen Kugelblitz glich, von der anderen Seite. Sie holten Marions kleinen Vorsprung rasch auf. Hinter Ginny und Cameron drängten sich Mäd chen in Pastelltönen – ein erholsamer Kontrast zu Ginnys Outfit – und Jungen in Smokings. Alle miteinander hatten zu reden aufgehört und stürmten wie auf Kommando auf mich zu. Und die, die nicht gleich losgelaufen waren, standen nun ebenfalls auf, kamen näher, sahen mich fragend an.
    »Und?« Ginny bremste schlitternd und landete unmittelbar vor mir.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Marion atemlos. »Wir sind gerade erst gekommen, weil ich später zu Hause war als geplant und erst dann   –«
    |346| Cameron redete einfach dazwischen: »Geht es ihr gut? Ist sie okay?«
    »Es geht ihr gut.« Ich lächelte ihn an, bevor ich mich an diesen verrückt zusammengewürfelten Haufen Leute wandte, an die Ballgäste und Prinzessinnen, die Jungfrauen, vornehmen Damen, Ritter
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