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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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einsteigen konnten. Um mich herum flogen die Haarklammern nur so – das waren definitiv ruckartige, heftige Bewegungen. Scarlett war überall ganz klebrig und nass. Macon fuhr bereits los, da kam Cameron angerannt. Wir hielten noch einmal kurz an, damit er einsteigen konnte. Er bekam kaum Luft und wirkte immer noch ganz blass um die Nase.
    »Was war denn los?«, fragte ich ihn. Scarlett hatte sich mittlerweile darauf verlegt, meine Hand zu umklammern, und zwar die linke, ehemals verrenkte. Sie drückte so fest zu, dass meine Finger zu einem Knäuel zusammengepresst wurden.
    »Ich bin ohnmächtig geworden«, murmelte Cameron.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Scarlett barsch; sie saß auf meiner anderen Seite.
    »Gar nichts«, erwiderte ich. »Ihm geht es prima. Wir sollten uns jetzt aufs Atmen konzentrieren. Atme tief ein, dann wieder aus, ein, aus   –«
    »Ich will nicht atmen«, sagte sie mit drohendem Unterton. »Ich will Betäubungspillen, und zwar
sofort

    |332| Im Rückspiegel konnte ich erkennen, dass Macon mich ansah. Und anlächelte. Mich durchzuckte eine Erinnerung. Die Erinnerung an das letzte Mal, als wir zusammen in einem Auto gesessen und Richtung Stadt gefahren waren. Rasch verdrängte ich den Gedanken wieder.
    »Atme«, sagte ich zu Scarlett. »Ein . . . aus . . . komm schon.«
    »Ich habe Schiss«, meinte sie. »Halley, es tut so
weh

    Ich erwiderte ihren Händedruck, achtete nicht auf meine eigenen Schmerzen. »Denk an das, was wir im Kurs gelernt haben, okay? Denk friedliche Gedanken, so wie . . . äh . . . das Meer, Blumenwiesen, ein See in schöner Landschaft.«
    »Halt die
Klappe
«, fauchte sie mich an. »Du solltest mal
hören
, wie du klingst.«
    »Na gut«, sagte ich, »dann denk nicht daran, sondern an was anderes. Aber an was Schönes. Zum Beispiel, wie wir ans Meer gefahren sind, als wir im sechsten Schuljahr waren. Weißt du noch? Du hast dich an einer Qualle verbrannt.«
    »Das war schön?« Auf ihrer Stirn standen Schweißperlen, ihre Hand in meiner war glühend heiß. Ich versuchte meine Angst zu überspielen, doch es fiel mir verdammt schwer.
    »Klar war das schön«, antwortete ich. Wir rasten über die Main Street. Macon beobachtete mich nach wie vor im Rückspiegel. Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf Scarlett. »Und weißt du noch, wie wir jede Sommerferien in eurer Küche Kekse gebacken und zu Musik aus dem Radio getanzt haben. Und letzten Sommer, die Zeit mit Michael. Wir fuhren zum See und . . .«
    |333| »Und Kiwis«, warf sie plötzlich keuchend ein. Cameron machte schon wieder den Eindruck, als würde er jeden Moment ohnmächtig.
    »Natürlich. Kiwis.« Ich ging auf alles ein, solange es ihr half. »Und denk an den Tag, an dem du deinen Führer schein gemacht hast. Was du da als Allererstes hingekriegt hast, weißt du noch? Du bist rückwärts gegen unsere Hauswand gefahren, erinnerst du dich?«
    »Dein Vater meinte, die meisten anderen Menschen würden als Erstes mit anderen Autos zusammenstoßen.« Ihr Atem kam stoßweise, ihre Stimme stockend und krächzend, ihre Hand umklammerte meine. »Er meinte, ich sei etwas Besonderes.«
    Vor uns tauchten die Lichter des Krankenhauses auf, kamen näher. Von irgendwoher hörte ich eine Sirene. »Stimmt, das hat er gesagt.« Ich strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn. »Halt durch, Scarlett, okay? Wir sind fast da. Halt durch.«
    Ihre Hand drückte noch fester zu. Sie schloss die Augen. »Lass mich nicht allein. Versprich es mir. Du darfst auf keinen Fall weggehen.«
    »Ich gehe nicht weg«, antwortete ich. Wir rasten über den Parkplatz, am Haupteingang vorbei zur Notaufnahme. »Ich bleibe bei dir, versprochen.«
    Sie setzten Scarlett auf einen Rollstuhl, drückten mir einen Stapel Formulare in die Hand und schoben sie durch eine Doppelglastür, die sich mit einem dumpfen Knall hinter ihnen und Scarlett schloss. Cameron und ich fanden uns vor der Aufnahme wieder, in Gesellschaft einer Gruppe Pfadfinder, die beim Zelten einen Unfall gehabt hatten, eines alten Mannes, dessen Stirn blutete, und einer Frau, auf deren Hüfte ein Baby saß und die auf Spanisch rumzeterte. |334| Cameron ging in den Wartebereich, setzte sich und ließ den Kopf zwischen den Knien baumeln. Nachdem ich hastig und so gut ich konnte die Formulare ausgefüllt hatte, suchte ich mir ein Münztelefon, um Marion anzurufen.
    Doch natürlich war sie nicht zu Hause. Wahrscheinlich kämpfte sie gerade auf einem
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