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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you
Autoren: Sarah Dessen
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Menge, wobei ich nach wie vor krampfhaft mein Kleid hinten zusammenhielt und nur noch einen Gedanken im Kopf hatte: Bloß weg hier, raus hier, egal wie, egal wohin. Drängte mich an Mädchen in Prinzessinnenkleidern vorbei, durch Rasierwasserdunst und Parfumwolken, vorbei auch an Mrs Oakley, unserer Konrektorin, die sämtliche Ballgäste misstrauisch beobachtete, ob auch ja niemand Drogen nahm oder Alkohol einschmuggelte. Ich blieb nicht mehr stehen, bis ich das Mädchenklo erreicht hatte, hineinstürzte und die Tür hinter mir zukrachen ließ.
    Melissa Ringley stand mit gezücktem Lippenstift und mit zu einem O gespitzten Lippen vor der Spiegelwand. Als sie mich im Spiegel entdeckte, wandte sie sich um, wobei ihr Mund immer noch dasselbe erstaunte O formte.
    »Du liebe Zeit, Halley, was ist denn mit dir los?« Sie legte den Lippenstift auf die Ablage und kam auf mich zu, wobei sie ihr Kleid anhob, damit es nicht über den Boden schleifte. Es war schwarz, mit weitem, bauschigem Rock und moderatem Dekolleté. Um ihren Hals hing an einem Goldkettchen ein kleines goldenes Kreuz. »Ist dir nicht gut?«
    Ich sah wirklich wild aus. Durchgeknallt, wie eine Irrsinnige. Scarlett hatte mein Haar kunstvoll à la Audrey |324| Hepburn gestylt, doch meine Frisur löste sich langsam, aber sicher auf und ähnelte inzwischen eher einem aus den Fugen geratenen Irokesenschnitt. Mein Gesicht hatte rote Flecken, meine Wimperntusche war völlig verschmiert, von meinem Kleid ganz zu schweigen, in dem hinten ein riesiges Loch klaffte, weil ich nämlich mittlerweile losgelassen hatte. Zwei andere Mädchen, die gerade damit fertig wurden, ihr Make-up aufzufrischen, schnalzten missbilligend mit der Zunge, als sie beim Hinausgehen meiner Unterwäsche ansichtig wurden. Doch dann waren sie weg, ließen Melissa und mich allein.
    »Ich bin okay«, antwortete ich eilig, trat zu den Waschbecken, befeuchtete ein Papierhandtuch und versuchte von meinem Make-up zu retten, was zu retten war. Meiner Hochsteckfrisur gab ich allerdings den Rest, indem ich an meinen Haaren zog. Haarklammern flogen durch die Gegend. »Nur dieser Abend läuft von vorne bis hinten schief.«
    »Ich habe schon gehört, dass Noah betrunken ist.« Gegen Ende des Satzes senkte sie die Stimme und blickte sich rasch sichernd um, als könnte uns irgendwer hören. »Du Ärmste. Und was ist eigentlich mit deinem Kleid passiert? Mensch, Halley, dreh dich doch mal um. Sieh dir das an!«
    »Brauch ich nicht, ich weiß Bescheid«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Da stand ich vor Melissa Ringley – und präsentierte ihr mein Hinterteil. Unfassbar! »Ich will nur noch weg hier.«
    »Nun, so kannst du nicht einmal mehr vor diese Tür gehen.« Sie stellte sich hinter mich und begutachtete den Schaden. »Gib mir mal ein paar von den Haarklammern. Mal sehen, was ich tun kann.«
    |325| Also ließ ich es über mich ergehen, dass Melissa Ringley an meinem Kleid herumfummelte, Haarklammern reinsteckte und dabei konzentriert vor sich hin murmelte. Ich fragte mich, ob dieser Abend eigentlich
noch
schlimmer werden konnte. Doch er konnte. Natürlich konnte er.
    Ich hörte ihre Pfennigabsätze, die über den Boden klackerten, bevor sie die Tür öffnete und eintrat: Elizabeth Gunderson, in einem knallengen schwarzen Kleid. Als sie mich sah, musterte sich mich mit zusammengekniffenen Augen von oben bis unten, bevor sie zu den Waschbecken ging und prüfend ihr Spiegelbild betrachtete.
    »So müsstest du es eigentlich schaffen, den Abend halbwegs zu überstehen«, sagte Melissa zuversichtlich, tauchte hinter mir auf und warf die restlichen Haarklammern in den Abfallbehälter. »Versuch einfach dich nicht zu heftig oder ruckartig zu bewegen, okay?«
    »Okay«, antwortete ich und starrte mein eigenes Spiegelbild an, wobei ich spürte, dass Elizabeth mich beobachtete. Es passte, dass sie jetzt mit Macon zusammen war, sagte ich mir. Die beiden verdienten einander. Doch besser fühlte ich mich bei dem Gedanken nicht. »Danke, Melissa, ehrlich, vielen Dank.«
    »Kein Problem«, sagte sie mit ihrer hilfsbereiten Zwitscherstimme und zupfte mit den Fingern ein paar blonde Strähnen ihrer modischen Bobfrisur zurecht. »So was gehört schließlich auch dazu, wenn man Vorsitzende des Ballkomitees ist.« Sie winkte mir zum Abschied zu – nicht mit der Hand, nur mit wedelnden Fingern – und ging hinaus. Für den kurzen Moment, in dem die Tür offen stand, drang Musik zu uns herein, ein ruhiges,
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