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Solange du atmest

Solange du atmest

Titel: Solange du atmest
Autoren: Dana Kilborne
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fand sie ein Buch.
    Genau, wie die Stimme es angekündigt hat …
    Ihre Finger zitterten leicht, als sie es an sich nahm. Es handelte sich um eine kleine Kladde mit festem Einband. Sie schlug sie auf und erkannte im Schein ihrer Taschenlampe, dass es sich tatsächlich um ein Tagebuch handelte.
    Und zwar um Craigs Tagebuch.
    Instinktiv spürte sie, dass die Antworten auf all ihre Fragen nicht mehr weit waren, und ihre Hände zitterten leicht. Der erste Eintrag war einige Jahre alt. Offenbar hatte Craig das Tagebuch angefangen, kurz bevor er mit seinen kriminellen Machenschaften begonnen hatte. Denn er beschrieb darin einige Pläne, wie er es schaffen wollte, das große Geld zu machen. Und sie schienen Miley schon recht ausgefeilt zu sein. Nach einer Kindheit und Jugend in bitterer Armut war ihm so ziemlich jedes Mittel recht gewesen, um nach oben zu kommen. Er wollte seine Vergangenheit hinter sich lassen und noch einmal ganz von vorne anfangen.
    Als neuer Mensch.
    Und genau diesen Plan hatte er etwas später konsequent umgesetzt.
    Miley blätterte weiter. Warum hatte die Stimme dieses Tagebuch für sie hier hingelegt – ausgerechnet hier? Das musste einfach einen wichtigen Grund haben.
    Und dann entdeckte sie das Post-it, das zwischen zwei Seiten klebte und einen bestimmten Eintrag im Tagebuch markierte. Miley schlug die Stelle auf und begann zu lesen …
    Ich habe heute einen Menschen getötet. Es war keine Absicht. Diese Frau lief einfach über die Straße, ohne sich umzuschauen. Trotzdem hätte es nicht passieren dürfen. Nicht ausgerechnet mir. Dazu habe ich in meinem Leben noch zu viel vor!
    Genau dieser Gedanke ging mir durch den Kopf, kurz nachdem ich den Aufprall bemerkte und sah, wie der Körper dieser Frau durch die Luft geschleudert wurde.
    Warum ich? Warum ausgerechnet ich?
    Und dann habe ich einfach Gas gegeben und bin davongefahren, ohne mich noch einmal umzublicken.
    Ich wollte es nicht – um Gottes willen, natürlich wollte ich es nicht! Aber es ist nun einmal passiert, und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Und nun frage ich Dich: Warum sollte ich für etwas büßen, das ohnehin niemand mehr ungeschehen machen kann? Dieser Frau wäre nicht damit geholfen, wenn ich zur Polizei gehe und meine Tat gestehe. Ihrer Familie auch nicht. Ich habe vorhin den Polizeifunk abgehört und weiß nun, dass sie tot ist. Gestorben auf dem Weg ins Krankenhaus.
    Hätte ich sie noch retten können, wenn ich geblieben wäre oder Hilfe alarmiert hätte? Möglich – doch ich zwinge mich, nicht darüber nachzudenken.
    Die Frau ist tot, aber ich bin am Leben.
    Ist es egoistisch, so zu denken? Wahrscheinlich. Aber ehrlich gesagt ist mir das vollkommen egal. Ich …
    Miley ließ das Buch sinken. Tränen verschleierten ihren Blick. Sie konnte einfach nicht mehr weiterlesen.
    Der Eintrag war an einer Montagnacht vor etwas mehr als fünf Jahren gemacht worden. Miley wusste deshalb so genau, dass es sich um einen Montag gehandelt hatte, weil sie in jener Nacht die Nachricht vom Tod ihrer Mutter ereilt hatte.
    Gabrielle Cox war beim Überqueren eines Zebrastreifens von einem Wagen erfasst und angefahren worden. Der Fahrer hatte daraufhin Fahrerflucht begangen und Mileys sterbende Mutter einfach sich selbst überlassen.
    Später hatte ihr niemand mehr sagen können, ob sie eine Überlebenschance gehabt hätte, wenn die Person, die den Wagen gefahren hatte, anders reagiert hätte.
    Die Person – Craig?!
    Scharf sog Miley die Luft ein. Natürlich konnte es auch reiner Zufall sein, dass Craig in jener Nacht in einen schweren Unfall mit Fahrerflucht verwickelt gewesen war. Aber glaubte sie wirklich daran?
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, das tat sie nicht. Plötzlich wusste sie, dass Craig der Mann war, der ihre Mutter auf dem Gewissen hatte. Und um ein Haar hätte sie ihn geheiratet – den Mörder ihrer Mutter! Ihr wurde übel, wenn sie auch nur daran dachte.
    â€žEs ist nicht gerade angenehm, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, was?“
    Als plötzlich die Stimme ganz in ihrer Nähe erklang, blickte Miley erschrocken auf. Hastig wischte sie sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht und blinzelte heftig. Sofort richtete sie ihre Taschenlampe auf die Person, die sie angesprochen hatte. Doch sie konnte nur einen schemenhaften Umriss erkennen.
    â€žWer sind Sie, verdammt?“ Sie
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