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Solange du atmest

Solange du atmest

Titel: Solange du atmest
Autoren: Dana Kilborne
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Metalltisch und einer Neonröhre, die ein kaltes, grellweißes Licht verströmte. Kein Ort, an dem Miley sich gern länger als unbedingt nötig aufhalten wollte. Doch wenn es ihr tatsächlich gelingen sollte, ein für alle Mal mit der Vergangenheit abzuschließen, dann musste sie die Sache hier hinter sich bringen.
    Craig saß auf einem der beiden Plastikstühle. Er trug einen marineblauen Overall mit seiner Häftlingsnummer darauf. Hinter ihm, an der Tür zum Zellentrakt, stand ein bulliger Gefängnisaufseher, der ziemlich finster dreinblickte.
    Miley fiel sofort auf, wie sehr Craig sich im Verlauf der vergangenen acht Wochen verändert hatte. Mit seinem fettigen Haar und dem dunklen Bartschatten auf den Wangen wirkte er recht ungepflegt. Überhaupt kein Vergleich zu dem Mann, den sie gekannt hatte. Denn der war immer wie aus dem Ei gepellt gewesen. Jetzt wusste sie wirklich nicht mehr, was sie früher an ihm gefunden hatte.
    Als er Miley erblickte, lächelte Craig. „Hey! Ich freue mich so, dass du mich endlich einmal besuchen kommst, Süße! Ich habe dich so vermisst, dass …“
    â€žSpar dir das!“, fiel sie ihm ins Wort. „Bitte, Craig, ich will deine Lügen nicht hören. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich hergekommen bin: Ich will diesen ganzen Mist endlich hinter mir lassen, und dazu musste ich dich wenigstens noch ein Mal sehen und mit dir sprechen.“
    Einen Moment lang glaubte sie, in seinen Augen Tränen schimmern zu sehen. Doch dann rang er sich ein Lächeln ab. „Ich verstehe … Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber ich habe dich wirklich geliebt, Miley. Und ich hatte vor, mein Leben komplett zu verändern, wenn wir erst mal verheiratet gewesen wären.“
    Miley seufzte. „Weißt du was? Ich glaube dir das sogar. Dummerweise macht es aber das, was passiert ist, nicht ungeschehen. Man kann auf Lügen keine funktionierende Beziehung aufbauen, Craig. Das geht einfach nicht.“ Sie atmete tief durch. Die Begegnung mit dem Mann, den sie einmal geliebt hatte, wühlte sie doch mehr auf, als sie angenommen hatte. Aber das, was sie heute noch für ihn empfand, war höchstens noch Mitleid. Und selbst das hatte er eigentlich nicht verdient.
    â€žMiley, ich weiß, dass du allen Grund hast, mich zu verabscheuen. Aber … Na ja, würdest du mir trotzdem zwei Gefallen tun? Ich habe sonst niemanden, den ich fragen könnte, und …“
    â€žUm was geht es?“, fragte sie kurz angebunden. Sie wollte hier drin keine Zeit verlieren.
    â€žIch habe gehört, dass du meinen Kater zu dir genommen hast. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich weiter um Brownie kümmern könntest, solange ich hier drin bin. Außerdem …“
    â€žJa?“
    â€žMeine Eltern sind ziemlich fertig, seit sie erfahren haben, was für einen Mist ich gebaut habe. Würdest du sie vielleicht ab und zu mal besuchen und schauen, wie es ihnen geht? Ich habe ja schließlich nicht nur dich belogen, sondern auch sie und sonst jeden, den ich kannte.“ Er schüttelte den Kopf. „Es klingt wahrscheinlich ziemlich lahm, aber inzwischen bereue ich echt, was ich gemacht habe. Die Stunden in dem Sarg haben mir doch stark zu denken gegeben. Wenn ich irgendwann hier rauskomme, werde ich ein ganz neues Leben anfangen. Und meine Eltern … Na ja, sie haben sonst niemanden.“
    Miley nickte, ohne mit der Wimper zu zucken. „Klar, kein Thema. Ehrlich gesagt, das hätte ich sowieso gemacht. Aber …“ Sie holte tief Luft. „Craig, ich muss jetzt wirklich gehen.“
    â€žWas meinst du, kommst du mich vielleicht mal wieder besuchen?“
    Ausweichend zuckte sie mit den Achseln. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Mach’s gut, Craig.“
    Als sie knapp zehn Minuten später aus dem Gefängnis trat, wartete Fletcher schon auf sie. Draußen war es zwar bitterkalt, aber die Sonne schien herrlich und tauchte die triste Umgebung in ein goldenes Licht.
    â€žUnd?“, fragte er und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Wie war’s? Alles okay?“
    Miley nickte lächelnd. „Schön war es nicht gerade, aber ich komm schon klar. Und ich bin echt froh, dass ich es hinter mich gebracht habe. Weißt du, dieser Besuch war schon lange überfällig.“
    â€žWillst du jetzt auch zu Juna in die Klinik?“, fragte er, und er klang
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