Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solange du atmest

Solange du atmest

Titel: Solange du atmest
Autoren: Dana Kilborne
Vom Netzwerk:
schaltete die Taschenlampe ein und drang tiefer in das Friedhofsgelände ein.
    1. November, 05:40 Uhr, Haus gegenüber des Holy Spirit Cemetery, Sarasota, Florida
    Dorothy Hallman hatte die achtzig längst überschritten und lebte nun schon seit über einem halben Jahrhundert an einem Ort des Todes.
    Zumindest fast – denn das kleine Einfamilienhaus, das sie damals mit ihrem inzwischen längst verstorbenen Mann John bezogen hatte, befand sich direkt gegenüber des Holy Spirit Cemetery .
    Doch so etwas wie heute Nacht hatte sie noch nie erlebt.
    Stirnrunzelnd ließ sie die cremefarbene Spitzengardine zurückfallen, die sie zur Seite gezogen hatte, um besser sehen zu können. Seltsam. Wirklich sehr seltsam.
    Vorhin, als sie aufgestanden war, weil sie nicht mehr schlafen konnte, hatte sie sich ans Fenster gesetzt und hinaus in die Nacht geschaut.
    Das tat sie oft. Sie liebte die Ruhe, die in den frühen Morgenstunden in dieser verlassenen kleinen Straße herrschte. Normalerweise fuhr um diese Zeit noch kein einziges Auto, und kein Fußgänger war zu sehen.
    Doch heute war alles anders gewesen. Ein Leichenwagen war im Dunkeln vorgefahren.
    Als der Fahrer das Tor aufgeschlossen hatte, hatte sich Dorothy schon sehr gewundert. Denn die nächste Beerdigung konnte frühestens am nächsten Morgen stattfinden, und auf dem kleinen Friedhof gab es keine Leichenhalle.
    Aber erst jetzt fing sie an, sich wirklich Gedanken zu machen. Was wollte dieses Mädchen, das da über das Tor kletterte und auf dem Friedhof verschwand? Man hörte schließlich immer wieder von Leuten, die nachts die merkwürdigsten Dinge auf Friedhöfen anstellten. Satanisten, Grufties …
    Dorothy schauderte. Menschen, die die Ruhe der Toten nicht respektierten, konnte sie nicht so einfach tolerieren. Also verließ sie ihren Beobachtungsposten am Fenster und ging, so schnell ihre alten Beine es noch zuließen, in die Diele. Dort griff sie nach dem Telefonhörer und wählte eine dreistellige Nummer.
    Schon nach einem Freizeichen wurde am anderen Ende der Leitung abgehoben.
    â€žPolizeinotruf – was kann ich für Sie tun?“
    â€žOfficer, Sie müssen sofort einen Streifenwagen auf den Holy Spirit Cemetery schicken“, verlangte Dorothy resolut. „Ich habe soeben etwas sehr Merkwürdiges beobachtet …“
    1. November, 05:45 Uhr, auf dem Holy Spirit Cemetery, Sarasota, Florida
    Miley brauchte nicht mehr auf das Display des GPS-Empfängers zu blicken, um zu wissen, wohin sie sich wenden musste. Sie hätte den Weg zum Grab ihrer Mutter auch mit verbundenen Augen gefunden. Und dass genau dieses ihr Ziel war, daran zweifelte sie inzwischen nicht mehr. Denn das rhythmische Piepsen des GPS wurde immer schneller und hektischer, je weiter sie sich dem Grab näherte.
    Nur das Warum war ihr nach wie vor ein absolutes Rätsel.
    Schon von Weitem sah sie, dass am Ende des Weges, der zwischen den Gräbern entlangführte, etwas grün blinkte. Und zwar genau dort, wo ihre Mutter begraben lag. Sie beschleunigte ihre Schritte. Dabei ließ sie das Licht ihrer Taschenlampe hektisch hin- und herschweifen. Doch sie schien allein zu sein – zumindest auf den ersten Blick. Allerdings kannte sie das Gelände gut und wusste, dass sie hier nur jemanden entdecken würde, der entdeckt werden wollte.
    Als sie das Grab erreichte, klopfte ihr Herz vor Aufregung immer heftiger. Das Geräusch, das das GPS von sich gab, war jetzt zu einem lang gezogenen Piepen geworden.
    Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Der Lichtkegel der Lampe zuckte über den rötlichen Marmorstein, auf dem mit verschnörkelter Schrift stand: Gabrielle Cox – in ewiger Liebe …
    Wie immer, wenn sie hier war, stiegen ihr unwillkürlich Tränen in die Augen. Zeit zum Trauern blieb nun aber nicht, denn jetzt beschäftigte sie nur eine einzige Frage: Warum, um alles in der Welt, hatte Craigs Entführer sie hierher geführt?
    Hierher, zum Grab ihrer Mutter? Und was hatte Fletcher mit dieser Sache zu tun? Arbeitete er wirklich mit dem Entführer zusammen? Wo ihre Mutter beerdigt war, wusste er jedenfalls, wie so vieles andere auch.
    Aber warum das alles? Und wie hatte sie sich nicht nur so in Craig, sondern auch in Fletcher täuschen können?
    Sie kniete sich vor dem Grab ins feuchte Grab und nahm den GPS-Sender auf, von dem das Signal ausging, das sie hierher geleitet hatte. Direkt darunter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher