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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Autoren: Harald Kittner
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klaren Sternenhimmel und getrieben von einem seichten Festlandswind, glitt das Boot durchs Wasser mit Kurs auf eine Untiefe: die „Banka Arab“. Diese, emporsteigend aus einem fast dreihundert Meter tiefen Korallenriff, ist berüchtigt.
    Bis auf nahezu zwei Meter unterhalb der Wasseroberfläche stieg das Riff turmartig gezackt und millionenfach bewachsen auf. Und eben dieses Gebilde und die umliegende See ist der Angelpunkt aller Erzählungen.
    Geschichten, in denen es um eigenartige grün schillernde Lichter aus der Tiefe des Meeres, um Wasserwirbel, auftreibende Fische, sterbende Vögel, um Funde metallartiger Gegenstände in Grooper- und Haimägen und den Verlust von Netzen, Angelleinen, Boote und sogar Menschen ging.
    Geschichten, die nur die einheimischen Stämme der Issa und Afar, Issaq und Gadabursi kannten und an die alle fest glaubten, wie andere Menschen und Stämme an irgendein abstraktes Heiligtum. Vor allem diejenigen, die es am eigenen Körper gespürt und erlebt hatten, waren zutiefst davon überzeugt, dass etwas Unnatürliches, Unerklärliches, was dort draußen den Rhythmus ihrer Welt beherrscht, ihr eigenes Leben im Nu beenden konnte.
    Die weißhäutigen, meist uniformierten und oft sonnenverbrannten Europäer aus dem fernen Frankreich, welche als Besatzung riesige Kriegsschiffe bemannen und aus dem Hafen von Djibuti ausfahren, um den von ihnen sogenannten Golf von Aden zu bewachen, schenkten den Erzählungen von örtlichen Mythen natürlich keinen Glauben, sondern akzeptierten nur, was sicht- oder fühlbar ist, etwas, was man wissenschaftlich erklären oder analysieren kann.
    Doch auch das stimmte eigentlich nur bedingt und galt längst nicht nur für einige wenige Europäer, die sich für diese Geschichten interessierten, denn die Erzählungen der Einheimischen glichen oft jenen des weltweit bekannten sogenannten Bermudadreiecks. Sie sollten und dürften mitnichten der Wissenschaft unbeachtet bleiben, sollte man annehmen.
    Die Distanz von gut 24 Seemeilen bewältigten die beiden jungen Seefahrer in acht langen Stunden, erst im fahlen, denn die Sonne entstieg der Kimm grell und blendend im Osten, dann bald darauf im vollen, blendenden Tageslicht.
    Der am Vorsteven sitzende Yusuf wies mit ausgestrecktem Arm voraus.
    Mamoud kam auf die Füße, konnte nun besser das Wasser vor dem Bug sehen und den Kurs ändern, wenn nötig.
    Vor dem Boot und den Augen der beiden jungen Fischer entstand ein leichtes, hauchfeines, kaum wahrnehmbares Kräuseln im Wasser.
    „Wir sind da, Yusuf!“
    Mamoud hatte vom Heck ihres Bootes her ebenfalls diese feine Wasserbewegung sofort erkannt, wusste, was dies bedeutete, sein Gefährt antwortete jedoch nicht, denn jener war stumm seit seiner Geburt.
    Ein Uneingeweihter würde diese sanfte Bewegung des Wassers mit einiger Bestimmtheit nie als Gefahr einer Untiefe erkennen, denn außer dieser gab es nichts anderes als zusätzlichen Hinweis oder Warnung. Keine Boje, keine stangenförmige Stake, rein gar nichts.
    Einige große Schiffe, ganz und gar aus Holz konstruiert, sind hier aufgelaufen, wie zum Beispiel die traditionellen Dhows. Europäische Windjammer und sogar moderne Seeschiffe hatten hier allzu oft ihre Schwimmfähigkeit total eingebüßt und die Besatzungen fast immer zwischen den Sägezähnen der zahlreichen Riffhaie ihr Leben verloren, nur weil die Wachperson an Bord jene feine Kräuselung der See nicht als das einzuordnen wusste, was sie eben hervorruft, nämlich die Spitzen eines gefährlichen messerscharfen Korallenriffes dicht unter der Wasseroberfläche. Eines von Tausenden an diesen Küsten zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean.
    Yusuf warf den dreizackigen Anker mit der daran befestigten Kunststoffleine von ausreichender Länge für die herrschende Wassertiefe, wartete gar nicht erst ab, bis die Ankerleine anzeigte, dass der Anker den Meeresgrund oder Teil der Bank erreichte, sondern holte die lange Stänge des Segels bei, schlug den Stertblock los und reffte das Segel, bis beides, Stänge und Segel, der Länge nach im Boot lag.
    Er griff nach einer an Deck liegenden speckigen Baseballkappe, die über dem Schirm ein im Erdölgeschäft sehr bekanntes Emblem in Form einer Muschelschale aufwies, stülpte diese, den Schirm ins Genick gedreht, auf seinen wuschelhaarigen Kopf und begann die Angelleinen bereitzulegen. Mamoud schüttete augenblicklich einige stinkende Fischreste aus einem Plastikeimer über Bord. Dann ließ er eine Angelleine mit mehreren Haken
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