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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens
Autoren: Bagley Desmond
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fragenden Blick. »Der Mann kann sich nicht geirrt haben«, sagte Wyatt außer sich. »Er kann nicht.«
    »Wir können nur weitersuchen«, sagte Dawson. »Wir können sonst nichts tun.«
    »Wir könnten zur Küstenstraße hinüberfahren. Dorthin sind sie zuerst gefahren. Das wissen wir.«
    »Wir sollten lieber erst hier die Suche beenden«, sagte Dawson beharrlich. Er sah über Wyatts Schulter. »He, da kommt einer von Favels Männern – es scheint, daß er zu uns will.«
    Wyatt flog herum, und der Soldat kam heran. »Suchen Sie nach Blanc?« fragte der Mann.
    »Eine Frau?« fragte Wyatt gespannt.
    »Ja; sie ist dort drüben – gleich hinter dem Hügel.«
    »Kommen Sie!« rief Wyatt und begann zu laufen. Dawson lief hinterher. Sie kamen auf den Hügel und sahen auf etwa zweihundert Leute herunter, von denen einige mit fragenden, schwarzen Gesichtern und rollenden Augen in ihre Richtung schauten.
    »Dort!« stieß Dawson hervor. »Dort drüben.« Er blieb stehen und sagte ruhig: »Es ist Mrs. Warmington.«
    »Sie wird wissen, wo Julie ist«, sagte Wyatt hocherfreut und rannte den Hügel hinunter. Er schob sich zwischen den Menschen durch und packte Mrs. Warmington am Arm. »Sie sind gerettet«, sagte er. »Wo ist Julie?«
    Mrs. Warmington sah ihn an und brach in Tränen aus. »Oh, Gott sei Dank – Gott sei Dank, ein weißes Gesicht! Ich freue mich so, Sie zu sehen!«
    »Wo ist Julie – und die andern?«
    Ihr Gesicht verzerrte sich. »Sie haben ihn getötet«, rief sie hysterisch. »Sie erschossen ihn und stachen ein Bajonett in seinen Rücken … wieder … und wieder. Mein Gott … das Blut …«
    Wyatt war tief erschrocken. »Wer wurde getötet? Rawsthorne oder Papegaikos?« drang er in sie ein.
    Mrs. Warmington betrachtete ihre Handrücken. »Da war viel Blut«, sagte sie mit unnatürlicher Ruhe. »Es war sehr rot auf dem Rasen.«
    Wyatt konnte sich nur mit Mühe beherrschen. »Wer … wurde … getötet?«
    Sie sah auf. »Der Grieche. Sie gaben mir die Schuld. Es war nicht meine Schuld; es war überhaupt nicht meine Schuld. Ich mußte es tun. Aber sie gaben mir die Schuld.«
    Dawson fragte: »Wer gab Ihnen die Schuld?«
    »Das Mädchen – dieses junge Ding. Sie sagte, ich hätte ihn umgebracht, aber das habe ich nicht. Er wurde von einem Soldaten umgebracht, mit einem Gewehr und einem Bajonett.«
    »Wo ist Julie jetzt?« fragte Wyatt ungeduldig.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mrs. Warmington schrill. »Es ist mir auch egal. Sie hat mich geschlagen, deshalb bin ich weggelaufen. Ich hatte Angst, sie würde mich umbringen – sie sagte selbst, sie wollte es.«
    Wyatt sah Dawson entsetzt an und fragte dann gefährlich leise: »Wo sind Sie weggelaufen?«
    »Wir kamen von drüben, von der Küste«, sagte sie. »Dort war ein Fluß und ein Wasserfall – wir wurden alle naß.« Sie schüttelte sich. »Ich dachte, ich würde mir eine Lungenentzündung holen.«
    »Ist da ein Fluß zwischen hier und der Küste?« fragte Dawson.
    Wyatt schüttelte den Kopf. »Nein.« Mrs. Warmington war offensichtlich in einem Schockzustand und mußte mit Samthandschuhen angefaßt werden. Er fragte behutsam: »Wo war der Fluß?«
    »Auf einem Berg«, sagte Mrs. Warmington. Dawson seufzte laut, und sie sah ihn an. »Warum sollte ich Ihnen sagen, wo sie sind? Sie werden Ihnen nur einen Haufen Lügen über mich erzählen«, sagte sie trotzig. »Ich erzähle Ihnen nichts.« Sie ballte die Fäuste, daß ihre Nägel sich tief in die Handflächen eingruben. »Ich hoffe, sie stirbt, wie sie es mir gewünscht hat.«
    Dawson tippte Wyatt auf die Schulter. »Kommen Sie hierherüber!« sagte er. Wyatt sah Mrs. Warmington angewidert an, aber er ließ sich von Dawson ein paar Schritte beiseite drängen. Dawson sagte: »Ich weiß nicht, was das alles bedeutet. Ich glaube, die Frau ist übergeschnappt.«
    »Sie ist total verrückt«, sagte Wyatt. Er zitterte.
    »Vielleicht – aber sie weiß immerhin, wo Julie ist. Irgend etwas hat ihr eine schreckliche Angst eingejagt, und das war nicht der Hurrikan, obwohl der vielleicht das Faß erst zum Überlaufen gebracht hat. Vielleicht hat sie tatsächlich Eumenides umgebracht, und Julie sah sie dabei – das würde bedeuten, daß sie Angst hat, wegen Mordes vor Gericht zu kommen. Sie mag vielleicht verrückt sein, aber ich glaube, sie ist gerissen – sie spielt verrückt.«
    »Wir müssen es aus ihr herausholen«, sagte Wyatt. »Aber wie?«
    »Überlassen Sie es mir!« sagte Dawson
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