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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens
Autoren: Bagley Desmond
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Zwei Tränen rannen über ihr Gesicht, und ihre Lippen bewegten sich. Aber alle Laute gingen in dem Motorgedröhn unter.
    Schnell beugte er sich herunter, legte sein Ohr an ihre Lippen und fing die schwach gehauchten Worte ein. »Dave! Dave! Du lebst!« Sogar aus dem leisen Flüstern war das ungläubige Staunen herauszuhören.
    Er lächelte sie an. »Ja, wir leben. Du wirst noch heute in den Staaten sein.«
    Ihre Finger umschlossen schwach seine Hand, und sie sprach wieder. Er verstand nicht alles, was sie sagte, aber er erfaßte den Sinn, »… zurückkommen. Haus … an der Küste … St. Pierre.«
    Dann schloß sie ihre Augen, aber ihre Finger hielten immer noch seine Hand, und er fühlte sich schon halb von der Last auf seinen Schultern befreit. Sie würde durchkommen, und sie würden Zusammensein.
    ***
    So kehrte er zum Stützpunkt Cap Sarrat zurück und kam zu Ruhm und Ehren. Er wußte nicht, daß sein Name in Schlagzeilen durch die Weltpresse ging, daß er in hundert Sprachen als der Mann gefeiert wurde, der die Bevölkerung einer ganzen Stadt gerettet hatte – der Mann, der eine Armee vernichtet hatte. Er wußte nicht, daß ihn Ehrungen aus der Hand von weniger bedeutenden Männern erwarteten. Er wußte nicht, daß er eines Tages, als sehr alter Mann, die Menschen lehren würde, den Hurrikan – den ›großen Wind‹ – zu zähmen.
    Er wußte von alldem nichts. Er empfand nur, daß er sehr müde war und daß er beruflich versagt hatte. Er wußte nicht, wie viele Soldaten in der Falle von St. Pierre umgekommen waren – viele Hunderte oder viele Tausende –, aber auch wenn nur einer umgekommen wäre, hätte es ihm genügt, um sich vor der Welt als ein Versager in seinem Beruf zu bezeichnen. Er fühlte sich elend.
    David Wyatt war mit ganzem Herzen Wissenschaftler, mit dem Lauf der Dinge in der Welt nicht sehr vertraut und sehr jung für seine Jahre.
     
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