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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens
Autoren: Bagley Desmond
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»Eintausendsechshundertunddreiundneunzig Dollar im Jahr. Ich glaube, das Land ist mehr wert als das, und ich glaube, Sie sollten es kriegen.«
    Favel hatte vergnügt gegrinst. »Sie haben die zwölf Cent vergessen, Mr. Causton. Ich glaube, der Internationale Gerichtshof in Den Haag wird unseren Standpunkt bestätigen. Ich würde es gern sehen, wenn Sie mit zum Stützpunkt kämen, als unabhängiger Zeuge dafür, daß die Regierung von San Fernandez von Cap Sarrat Besitz ergriffen hat.«
    Und hier war er also und sah den ersten Hubschrauber auf dem Territorium des souveränen Staates San Fernandez aufsetzen. Er sah die Männer aussteigen und sah das Gold an einer Schirmmütze blinken. »Mein Gott, das ist doch nicht etwa Brooks«, murmelte er und ging auf die Maschine zu. Er sah Favel vortreten und beobachtete gespannt die Begegnung der beiden Männer.
    »Willkommen auf Cap Sarrat«, sagte Favel und streckte die Hand aus. »Ich bin Julio Favel.«
    »Brooks – Commodore der United States Navy.«
    Die beiden Männer gaben sich die Hand, und Causton überlegte, ob Brooks wohl diese Lücke im Vertrag kannte. Wenn er sie kannte, ließ er sich jedenfalls nicht anmerken, daß er sich der veränderten Situation bewußt war. Er zeigte auch keine Überraschung, als er die nasse grüngoldene Flagge von San Fernandez an einem improvisierten Flaggenmast am Kontrollturm hängen sah. Er fragte: »Was brauchen Sie am dringendsten, Mr. Favel, und wo brauchen Sie es? Was wir haben, steht Ihnen zur Verfügung.«
    Favel schüttelte traurig den Kopf. »Wir brauchen alles – aber zuerst Ärzte, Medikamente, Lebensmittel und Decken. Später könnten wir große Behelfsunterkünfte irgendwelcher Art brauchen – notfalls Zelte.«
    Brooks zeigte auf die auf der Startbahn landenden Hubschrauber. »Diese Männer werden den Flugplatz prüfen und sehen, ob er benutzbar ist. Wir werden dort drüben einen provisorischen Kontrollturm einrichten. Wenn das passiert ist, können die großen Maschinen landen – sie stehen schon startbereit in Miami und auf Puerto Rico. Inzwischen haben wir hier fünf Hubschrauber voll Ärzte. Wohin sollen wir sie schicken?«
    »Ins Negrito-Tal hinauf. Sie werden genug Arbeit finden.«
    Brooks zog die Brauen hoch. »Am Negrito? Dann haben Sie also die Bevölkerung aus St. Pierre hinausgeschafft.«
    »Mit Hilfe Ihres Mr. Wyatt. Der ist ein sehr entschlossener und überzeugender junger Mann.«
    Sie gingen zusammen weg. »Ja«, sagte Brooks. »Ich wünschte, ich hätte …« Mehr konnte Causton nicht mehr hören.
    ***
    Dawson holte Wyatt ein, als er fast auf dem Kamm des Berges angekommen war. »Langsam, langsam«, keuchte er. »Sie bringen sich ja um.«
    Wyatt sagte nichts. Er sparte seinen Atem, um die Kraft den Beinen zukommen zu lassen, die wie Motorkolben arbeiteten. Oben sah Wyatt sich um. Er atmete schwer, und seine Beine schmerzten von der Anstrengung. »Ich kann keine … Schlucht … sehen.«
    Dawson sah nach der anderen Seite, auf die See hinaus, und entdeckte einen willkommenen Streifen blauen Himmels über dem Horizont. Er wandte sich wieder um. »Nehmen wir an, sie kamen von der Küste herauf, wo würden sie sich von hier aus hinwenden?«
    Wyatt schüttelte gereizt den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich wäre geneigt, mich näher an St. Pierre heranzumachen«, sagte Dawson. »Damit ich es nicht so weit nach Hause hätte, wenn alles vorbei wäre.« Er zeigte nach links hinüber. »Dahinüber. Sollen wir da einmal nachsehen?«
    Sie gingen ein Stück auf dem Kamm entlang, und dann sagte Wyatt: »Da ist es – ich nehme an, man könnte das als eine Schlucht bezeichnen.«
    Dawson sah hinunter zu der Rinne, die in den Hang eingeschnitten war. »Das sieht recht gut aus. Lassen Sie uns hingehen!«
    Sie stiegen in die Schlucht hinunter und sahen sich um. Zwischen den Steinblöcken standen große Wasserpfützen, und Wyatt sagte: »Da muß während des Hurrikans eine große Menge Wasser heruntergekommen sein. Das hat Mrs. Warmington wohl gemeint, als sie von einem Fluß oben auf dem Berg sprach.« Er füllte seine Lungen mit Luft. »Julie!« schrie er aus vollem Hals.
    »Julie! Rawsthorne!«
    Es kam keine Antwort. Alles war still, bis auf das Dröhnen eines Hubschraubers, der unten im Tal landete.
    »Wir wollen ein Stück weitergehen«, sagte Dawson. »Vielleicht sind sie weiter unten. Vielleicht haben sie die Schlucht schon verlassen – und sind ins Tal hinuntergestiegen.«
    »Das würden sie nicht tun«,
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