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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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und parallel dazu die Matura nachgeholt hatte. Und so kam es, dass sie zu seiner rechten Hand wurde. Obwohl sie sich erst ein halbes Jahr kannten, vertrauten sie sich blind.
    Als er barfuss und mit dem Badetuch um die Hüften auf den Balkon trat, war die Temperatur noch immer angenehm. Die Sonne stand nur noch knapp über dem Horizont. Das verwitterte Holz hatte die Wärme des Tages gespeichert. Die Berge in der Ferne waren gut sichtbar. Ein gutes Zeichen für das morgige Wetter.
    Winter ging die knarrende Aussentreppe hinunter und holte im kühlen Steinkeller eine Flasche Rioja.
    Auf dem Rückweg hielt er neben seinem provisorischen Granitlager inne. Unter der Treppe standen noch drei Türme aus schweren Granitplatten. Eigentlich hatte er vorgehabt, Anne heute mit der fertigen Terrasse zu beeindrucken. Er hatte den Tag freigenommen und das Terrain hinter der neuen Natursteinmauer aufgeschüttet. Doch er hatte den Aufwand unterschätzt.
    Er kalkulierte die verbleibende Arbeit. Er würde noch einen weiteren Tag brauchen, bis alle Granitplatten verlegt waren. Dann konnte er im Liegestuhl die Sonne und die Sicht auf die Alpen geniessen. Und wenn sein Glück anhielt, würden sie bald zu zweit hier sitzen. Anne hatte das kleine Bauernhaus jedenfalls gefallen.
    Das alte Holzhaus beim Eichenhubel, einem abgeschiedenen Weiler bei Bern, war ein guter Kauf gewesen. Am Anfang war das Haus eine chaotische Baustelle gewesen. Jetzt funktionierten Wasser, Heizung und Strom.
    Die restlichen Renovationen würde er schrittweise machen. Wenn er Zeit hatte. Die Arbeit mit den Händen war ein guter Ausgleich. Da sah man sofort, was man machte. Vielleicht half ihm Anne beim Streichen der Fensterläden. Jedenfalls hatte Winter das Gefühl, die anfängliche Unordnung gezähmt zu haben.
    Die Fähigkeit, sich in einem Chaos sofort zurechtzufinden und entschlossen zu handeln, war auch im Geschäft mit der Sicherheit entscheidend. Wer sich nicht den schlimmstmöglichen Fall vorstellen konnte, war nicht paranoid genug, um in diesem Geschäft zu überleben.
    Gedankenverloren strich er mit der Handfläche über die rauen Kanten des Granits. Sie schnitten in seine Finger. Für einen Augenblick tauchten aus der Vergangenheit die toten Augen wieder auf.
    Winter dachte: Heute nicht!
    Er schüttelte den Kopf und stieg langsam die Aussentreppe hoch.
    Mittlerweile hatte sich Tiger auf der antiken Holzbank breitgemacht. Der Kater schnurrte behaglich, als ihn Winter am Hals kraulte. Eine Katze müsste man sein. Schlafen, so viel das Herz begehrt, niemandem Rechenschaft schuldig sein und täglich einen gefüllten Napf. Nur ab und zu ein paar Mäuse jagen.
    Winter ging in die Küche und stellte die Weinflasche auf die Ablage. Dabei warf er einen Blick auf sein Mobiltelefon. Ein verpasster Anruf. Wahrscheinlich hatte er das Klingeln in der Badewanne überhört.
    Es war Anne.

24.   Juli 20:52
    Das Telefongespräch war auch von einem der amerikanischen Navstar-Satelliten aufgenommen worden. Zusammen mit Millionen anderer elektronischer Daten sandte dieser die Aufnahme an die geheimen Computer der National Security Agency in der Wüste Nevadas. Dort wurde das Gespräch mit Hilfe von Computerprogrammen automatisch gescannt. Die digitalen Lauscher erkannten im unendlichen Strom der Bits und Bytes ein Wort, das auf der Liste der definierten Schlüsselbegriffe stand, markierten die Stelle, schnitten davor und dahinter je neunzig Sekunden aus und übermittelten den Gesprächsmitschnitt an die Analysten der NSA . Die Schlinge zog sich ein wenig enger zu.
    * * *
    Annes Nachricht auf Winters Anrufbeantworter war von 20   :   41 Uhr. Wahrscheinlich eine Statusmeldung. Oder Al-Baders Privatjet, die Gulfstream, hatte sich wieder verspätet.
    «Hallo, Tom. Ich bin’s. Alles in Ordnung. Wir sind unterwegs mit zwanzig Minuten Verspätung, aber der Sonnenuntergang ist phantastisch, unglaublich.»
    Rotorengeräusch im Hintergrund.
    «Ich melde mich wieder, wenn ich zurück am Flughafen …»
    Jemand schrie: «Feuer!»
    «Al-Bader brennt!»
    Winter erstarrte. Es lief ihm kalt den Rücken herunter. Als wäre ein eisiger Blitz in seinem Nacken eingeschlagen und hätte sich durch die Wirbelsäule auf den Steinboden abgeleitet.
    Muhammed Al-Bader war einer der besten Kunden der Privatbank, ein Verwandter des saudischen Königs. Er war ein global tätiger Investor und hatte Beteiligungen auf der ganzen Welt. Ein liberaler Geschäftsmann. Zielscheibe fundamentalistischer
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