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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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nicht bald was zu essen ranschafft, schlagen wir ihm den Laden kurz und klein», röhrte sein Nebenmann.
    Der Wirt griff zum Telefonhörer und stellte den Anruf auf Lautsprecher, sodass alle im Lokal das Gespräch mitverfolgen konnten.
    «Posten Flurmühle, Wachtmeister Habegger.»
    «‹Café Wildstrubel›, ich habe hier einige angetrunkene junge Radaubrüder, die Streit suchen.»
    «Wohl Albaner und andere Jugos? Wir kommen gleich!», war aus dem Lautsprecher zu vernehmen.
    «Die Albaner und Jugos benehmen sich alle anständig», berichtigte der Wirt. «Das Problem …», er zählte, «… sind acht Skinheads.»
    «Hören Sie mal, wegen denen brauchen wir gar nicht erst zu kommen», wurde er barsch abgefertigt. «Das sind unserer Erfahrung nach alles anständige Jungs.»
    Vom Tisch der Glatzköpfe erklang dröhnendes Gelächter und Schenkelklopfen über diese unerwartete Schützenhilfe. Dem Wirt blieb nichts anderes übrig, als den Hörer aufzulegen, aber er machte keine Anstalten, die Skins zu bedienen.
    Ein etwa siebzehnjähriges Mädchen rief dem Wirt über die Tische hinweg zu: «Mach dir nichts draus, Klaus, diesen Habegger kenne ich. Er ist ein Nachbar von uns, ein vollgefressener Spiesserbulle, blöder als ein durchgedrehter Gockel. Wenn man den so reden hört, wundert man sich, dass er nicht selbst mit einem Glatzkopf herumläuft. Eigentlich gehört der eher heute als morgen bei der Polizei rausgeschmissen.»
    «Hört ihr diese Schlampe? Ich glaub, die muss ich heute Abend noch schwängern!», brüllte der mit der Bomberjacke.
    Nun erhob sich Tadic. Laut und deutlich sagte er: «Wenn du diese Frau anrührst, dann werde ich dir eine Abreibung verpassen, die du so schnell nicht vergessen wirst.»
    «Was unterstehst du dich, hier derart das Maul aufzureissen und uns zu beleidigen, du mieser Drecksjugo?», rief ein blank rasiertes Pickelgesicht, während der Bursche mit der Bomberjacke sein Handy zückte. «Jetzt kannst du was erleben!», krähte der Picklige weiter. «Wir treten dir mit unseren Springerstiefeln die Eier platt. Dann gibt es immerhin einen weniger, der neue Jugo-Brut zeugen kann!»
    Noch ehe er fertig gesprochen hatte, war das Telefonat seines Kumpans beendet. Der Bomberjackenträger klopfte auf den Tisch und wartete, bis es ruhig war. Auch als die Blicke der anderen auf ihm ruhten, blieb es noch einige Sekunden still am Tisch. Dann rief er in die Stille hinein: «Los, Kameraden!», und die acht Skinheads erhoben sich wie ein Mann.
    Aber auch am Tisch von Tadic sprangen junge Männer auf. Biergläser und Flaschen flogen, bald gingen die ersten Scheiben zu Bruch.
    Der Wirt rief erneut bei der Polizei an. Diesmal sagte man ihm Hilfe zu, und als etwa zehn Minuten später zwei Polizisten zur Stelle waren, forderten sie sofort Verstärkung an. Etwa dreissig junge Leute wurden in Handschellen abgeführt und zur Vernehmung in eine nahe Turnhalle gebracht.
    «Die Schweizer auf die rechte, die Jugos auf die linke Seite», kommandierte Habegger. Alle gingen auf die rechte Seite. Habegger, ein dickliches, ziemlich klein geratenes Männlein um die fünfzig, war empört, zumal über das Kichern, mit dem man sich zusätzlich über ihn lustig machte. Er wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Tadic und fragte ihn nach seinem Namen.
    Lächelnd antwortete er: «Bruno Tadic … Tadic mit ‹ic›.»
    «Also doch: Du bist ein Jugo. Wenn du meinen Befehlen nicht Folge leistest, kannst du noch grau werden in unserer Arrestzelle.»
    «Erstens: Ich bin Schweizer, und das seit meiner Geburt. Zweitens: Ich bin erwachsen und mit Ihnen nicht auf Du. Bitte siezen Sie mich also.»
    «Wo arbeitet dein Vater?»
    «Im Spital Interlaken.»
    «Ist er im Putzdienst?»
    «Er ist Arzt.»
    «Waas? Erzähl keinen Scheiss!»
    «Du kannst meine Klassenkameraden fragen. Du kannst aber auch im Telefonbuch unter ‹Tadic› nachschauen …»
    «Was fällt dir ein, mich zu duzen?»
    «Das Gleiche wie dir, du duzt mich ja auch.»
    Lautes Lachen, besonders von den jungen Frauen.
    Habegger behagte dieses Verhör längst nicht mehr. Ausserdem kam ihm der Verdacht, dass er lächerlich wirkte, weil er sich den Hals so verrenken musste, um dem baumlangen Frechling überhaupt ins Gesicht schauen zu können. Er wirbelte seinen Schlagstock in der Luft umher, dann wandte er sich an seinen Kollegen: «Lauber, schlag du dich mit diesem Kerl herum. Ich kümmere mich um den mit der Bomberjacke und dessen Kollegen.»
    Lauber, ein schlaksiger
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