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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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Wänden, aber auf der Strasse und in den öffentlichen Lokalen. Aber dass einer Drogen konsumierte oder – noch schlimmer – mit ihnen handelte, duldete Luginbühl auf gar keinen Fall. Dabei spielte es keine Rolle, ob derjenige aus dem Ausland stammte oder reinrassiger Schweizer war.
    Manche dieser Drogenhändler wurden auf frischer Tat ertappt und verrieten, um die eigene Strafe zu mildern, wer noch alles seine Finger in den unsauberen Geschäften hatte. Auf diese Weise kam Luginbühl einem auf die Spur, an dessen patriotischer Gesinnung niemand zweifeln konnte. Der junge Mann hatte sich sogar am Oberarm einen Wilhelm Tell tätowieren lassen. An der Antenne seines Wagens war eine kleine Schweizerfahne befestigt, das Heck war gepflastert mit Klebern wie «Die Schweiz den Schweizern» oder «Der beste Asylant ist ein toter Asylant».
    Diese vaterländischen Parolen änderten nichts daran, dass jener Bursche namens Imobstgarten in den einschlägigen Kreisen dafür bekannt war, am gewerbsmässigen Handel mit Haschisch und Kokain mitbeteiligt zu sein. Um das zu unterbinden, galt es, ein Auge auf ihn zu haben und ihn möglichst in Aktion zu ertappen. Mit einem rechnete Luginbühl allerdings nicht: dass Imobstgarten von einem Komplizen gewarnt worden war, also wusste, wer ihn beschattete und vor allem, warum.
    * * *
    An einem lauen Juniabend schlenderte Dölf Imobstgarten durch die Marktgasse Richtung Unterseen. Vor dem Bahnübergang bog er gemütlich nach links in die schmale dunkle Aareckstrasse ein. Dort huschte er in eine Nische des grossen Gebäudes auf der linken Seite und erwartete seinen Verfolger.
    Als Luginbühl ahnungslos in die Gasse einbog, traf ihn ein Schuss, und er ging zu Boden. Was Imobstgarten, der sich sofort vom Ort des Geschehens zurückzog, jedoch nicht ahnte: Er hatte schlecht gezielt und den Polizisten nur in den Oberschenkel getroffen. Luginbühl nahm über Funk sofort mit seinem Posten Kontakt auf und gab die Daten seines Angreifers durch. Eine Viertelstunde später wurde Imobstgarten verhaftet, und der Gerechtigkeit konnte Genüge getan werden.
    Doch es gab keine Gerechtigkeit für Luginbühl, sondern etwas ganz anderes geschah: Im nachfolgenden Gerichtsverfahren, das im Spätherbst stattfand, wurde die patriotische Gesinnung Imobstgartens als strafmildernd gewertet. Man hielt ihm sogar zugute, dass er ehrlich geglaubt habe, für den Kampf wider die Anmache der Ausländer gegenüber Schweizer Mädchen benötige er so dringend finanzielle Mittel, dass seine Drogengeschäfte ihm unausweichlich vorkamen.
    Imobstgartens Anwalt verteidigte seinen Mandanten geschickt und verschaffte ihm viel Gelegenheit, sich als naiver, nicht übermässig gescheiter, aber eigentlich nicht bösartiger junger Bursche zu präsentieren, der nun die gebührende Reue zeigte: Leider habe er sich zu einer unüberlegten Handlung hinreissen lassen. Niemals wäre es seine Absicht gewesen, auf einen Polizisten eine Kugel abzufeuern. Seinen Verfolger habe er für einen Jugoslawen gehalten, der ihn bedrohen wollte. Der abgegebene Schuss sei ein Akt reiner Selbstverteidigung gewesen, weil er um sein Leben gefürchtet habe.
    «Ich bin der Polizei wohlgesinnt und wünschte sehnlichst, es gäbe viel mehr davon», versicherte er treuherzig.
    Dölf Imobstgarten wurde zu einer bedingten Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren verurteilt. Für Luginbühl war das ein Schock. Aus seinem Unverständnis über das Gerichtsurteil machte er kein Geheimnis. Auch im Polizeiposten nicht, und dass er gerade dort keine Zustimmung fand, verbitterte ihn umso mehr. Schüsse auf einen Polizisten abzugeben, das war doch ein schweres Vergehen – wer so etwas tat, der gehörte eigentlich für sein halbes Leben ins Zuchthaus!
    «Er hat doch nicht gewusst, dass du Polizist bist.»
    Diesen Satz, den so viele sagten, konnte Benjamin Luginbühl bald nicht mehr hören. «Und das wäre für euch auch eine Entschuldigung gewesen, wenn er mich totgeschossen hätte?», fragte er dann aufgebracht zurück. Nein, natürlich nicht, antworteten die Kollegen. Aber er war ja nicht totgeschossen worden. Es war doch gar nichts passiert. Na ja, fast gar nichts.
    Fast gar nichts! Und was war mit seiner Schussverletzung im Oberschenkel?
    Wenn Luginbühl auf die politische Gesinnung Imobstgartens hinwies, auf dessen Hasstiraden gegen Ausländer, vor allem gegen Moslems und Menschen aus dem Balkan, dann stiess er damit auf Gleichgültigkeit.
    «Jedes Mal, wenn er auf einen
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