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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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schon immer gesagt, der Dölf hat deine Dummheit geerbt. Er wird Maler bleiben und sein Leben lang krampfen müssen.»
    Imobstgarten war am Boden zerstört, denn einen Grund für die Ablehnung, die in dem Brief nicht erklärt worden war, konnte er sich nicht vorstellen. Da war etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen! Ob das vielleicht doch etwas mit diesem Psychotest zu tun hatte? Er musste an die Worte von Traugott Frank denken, dem Führer der Rütlipartei: «In den staatlichen Verwaltungen haben sich die Linken und die Gutmenschen eingenistet. Die classe politique verhöhnt das Volk. Sie treibt Schindluderei mit unserem Kulturgut.»
    Was mit Kulturgut gemeint war, wusste Imobstgarten nicht so recht. Und unter classe politique konnte er sich überhaupt nichts vorstellen, obwohl man das in letzter Zeit immer wieder hörte. Aber er fühlte sich in der Tat verhöhnt durch diese Zurückweisung seines aufrichtig gemeinten guten Willens, das Vaterland zu schützen. Dass jemand anders als die Linken und Gutmenschen, die nun offenbar auch die Polizei erobert hatten, für diese Ablehnung verantwortlich sein konnte, war ihm unvorstellbar.
    Imobstgartens bisheriges Vertrauen in die staatlichen Institutionen schlug in heftige Zweifel um. Als er dies seinem Vater anvertraute, stiess er damit nicht nur auf Unverständnis, sondern auf blanke Wut, sodass nun auch Vater und Sohn hintereinandergerieten. Zwischen ihnen entwickelte sich ein so tiefes Zerwürfnis, dass es bald in eine offene Fehde umschlug. Dölf zog schliesslich weg von zu Hause in Unterseen und mietete in Matten eine billige Zweizimmerwohnung.
    Daheim hatte er es nicht gewagt, sich eine Glatze zu scheren, denn sein Vater hätte das nicht geduldet. Jetzt aber wohnte er alleine und brauchte sich nicht mehr um das zu kümmern, was sein Vater wollte. Seine Freunde bewunderten ihn dafür. Die meisten von ihnen waren ungefähr Gleichaltrige aus der Nachbarschaft seiner Eltern in Unterseen und wohnten noch daheim. Die Zahl der «Skinheads» unter ihnen wurde dennoch bald grösser.
    Selbstzweifel wegen der erfolglosen Bewerbung an der Polizeischule kamen bei Dölf nicht auf. Es waren die Linken und Gutmenschen, denen er diese Niederlage zu verdanken hatte. Und weil das so war, lag in der Gesellschaft wohl noch viel mehr im Argen, als er zuvor geglaubt hatte, und eine Veränderung war umso nötiger. Die Schweiz wurde von innen durch eine Unzahl von zuströmenden Fremden bedroht und von aussen durch die  EU und die UNO , die nur darauf lauerten, die Schweiz aufzusaugen und ihr die jahrhundertelang bewahrte Eigenständigkeit zu nehmen. Das Vaterland musste gerettet werden! Aber wie? So genau wusste Imobstgarten das nicht zu sagen. Vage hatte er aber das Gefühl, dass Geld nötig wäre, um ein solches Ziel zu erreichen. Das machte ihm schwere Sorgen, denn sein Verdienst als Maler war gerade ausreichend, um davon zu leben. Der einzige Luxus, den er sich leistete, war, zuweilen seine Waffensammlung um das eine oder andere Exemplar zu vergrössern. Darauf verzichten mochte er nicht – und ausserdem: Waren es nicht gerade Waffen, die vermutlich besonders nötig sein würden, wenn es einmal anzutreten galt, das Vaterland zu retten?
    So kam er auf den Gedanken, durch den Handel mit Drogen zusätzliches Geld zu verdienen. Das war zwar unschön und zudem verboten. Dennoch sah er darin eine Art Kavaliersdelikt; einige aus seinem Bekanntenkreis verdienten so reichlich Geld. Kein Problem, sofern man nicht selber Rauschmittel konsumierte und süchtig wurde, redete er sich ein. Das Geld, das er auf diese Weise verdiente, wollte er sparen, um es bei gegebener Zeit für den richtigen Zweck einzusetzen.
    * * *
    Benjamin Luginbühl war schon sehr lange Polizist. Im Städtchen Unterseen kannte er jede Hausecke, jedes Gässchen, viele Wohnungen von innen, und er kannte auch die Menschen im Ort, fast alle jedenfalls. Er vermittelte ihnen das Gefühl, bei ihm gut aufgehoben zu sein. Besonders schätzten sie es, dass er auch einen aufmerksamen Blick auf junge Burschen warf, von denen er glaubte, sie könnten auf Abwege geraten.
    In den letzten Jahren waren das eindeutig mehr geworden. Einige von ihnen waren Ausländer, die Mühe hatten, mit den Schweizer Gepflogenheiten zurechtzukommen. Luginbühl hatte Verständnis für Menschen aus anderen Kulturkreisen, aber dass sie sich den hiesigen Verhältnissen anpassten, schien ihm eine berechtigte Forderung. Nicht unbedingt in den eigenen vier
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