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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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saugen.
    Ihn wieder aus der Bahn schleudern. Der Wirbelsturm zog eine Spur der Verwüstung durch sein Inneres. Die toten Augen starrten ihn an. Glasig. Winter kniff seine Augen zusammen. Diesen Ort wollte er in seinen Erinnerungen nie mehr besuchen.
    Als er die Augen aufschlug, raste er auf die Rücklichter eines korrekt vor ihm fahrenden Wagen zu. Abrupt stand er auf die Bremse. Die Reifen quietschten und rauchten. Der Sicherheitsgurt schnitt in die Brust. Die elektronisch gesteuerten Bremssysteme hatten einen Zusammenstoss gerade noch verhindert.
    Mit der Zunge fuhr sich Winter über die trockenen Lippen. Bewusst stellte er sich vor, wie er einen schweren Deckel über die Vergangenheit schob. Ab sofort würde er sich nur noch auf seine Aufgabe im Hier und Jetzt konzentrieren.
    Er drückte wieder aufs Gaspedal und überholte rechts.
    Der Helikopterabsturz eines steinreichen Scheichs und einer schönen Frau auf dem Weg zu einer einsamen Berghütte passte schlecht zum diskreten Image der Privatbank.
    Was ihn beunruhigte, waren die Leute, die vor ihm beim Helikopter sein würden. Feuerwehr, Polizei, Einheimische und neugierige Journalisten. Eine Boulevardzeitung machte mit dem Slogan «Verdienen Sie mit einem einzigen Anruf!» Werbung. Es war nur eine Frage der Zeit. Er musste schneller sein.
    Da sein Chef Känzig wie üblich Winters Anruf nicht entgegennahm, rief er dessen Vorgesetzten von Tobler an. Der CEO der Privatbank war an einer Grillparty. Die laute Begrüssung liess darauf schliessen, dass er schon einige Gläser getrunken hatte. Das Bild des Patrons ohne Massanzug in kurzen Hosen und mit bleichen Waden. Innert zehn Sekunden hatte Winter ihm die gute Laune verdorben.
    Keiner der Gäste mit ihren Steaks würde etwas davon merken, was in von Toblers Kopf vorging. Der Patron war ein Meister des jovialen Umgangs und des undurchdringlichen Pokergesichts.
    Die Kundenberater liebten es, ihre Klientel zum Essen mit dem Chef auszuführen und ihnen dafür zwei, drei Zehntel höhere Gebühren abzuknöpfen. Bei hundert Millionen Vermögen war das locker Winters Jahresgehalt. Aber das Geschäft wurde immer härter. Die asiatischen Bankenplätze waren auf dem Vormarsch. Das Schweizer Bankgeheimnis bröckelte.
    Der Patron hatte die Privatbank in den letzten dreissig Jahren fast eigenhändig und sehr erfolgreich geführt. Die Bilanz hatte sich vervielfacht. Als ihm vor einigen Jahren klar geworden war, dass die Bank zu klein war, um mit dem globalen Wachstum mithalten zu können, hatte er die anderen Familienmitglieder überredet, einen Teil ihrer Aktien in einer komplizierten Transaktion zu verkaufen.
    Heute gehörte knapp die Hälfte der Privatbank einem anonymen Finanzkonzern, der aus einer Grossbank, einer Versicherung und zwei weiteren Privatbanken bestand. Die Kommentatoren und Finanzanalysten waren sich damals einig gewesen. Der Finanzkonzern hatte einen stolzen Preis für die kleine Privatbank bezahlt, das Timing des Deals war kurz vor der Krise perfekt und von Toblers Vermögenszuwachs beachtlich gewesen.
    Von Tobler war ein Patriarch alter Schule und wusste, was er an Winter hatte. Winter hatte ihn kennengelernt, als er bei der Berner Polizei noch Einsatzleiter der Spezialeinheit «Enzian» war. Von Toblers Tochter Miriam war entführt worden. Der Banker war bereit gewesen, eine enorme Summe zu bezahlen, um seinen Augapfel wieder zurückzubekommen. Und Winter hatte die Freilassung gegen ein Lösegeld verhandelt.
    Winter hatte das Lösegeld persönlich übergeben, Miriam von den Entführern übernommen und diese nach einer wilden Verfolgungsjagd verhaftet. Danach hatte ihm der überglückliche Patron ein verlockendes Angebot gemacht.
    Nun war er seit einigen Jahren für die Sicherheit der exklusiven Privatbank verantwortlich. Die Bank hatte Kunden aus der ganzen Welt, die darauf zählten, dass ihnen und ihrem Geld in der Schweiz nichts geschah.
    Bei der Bank hatte er mehr Freiheiten und weniger Bürokratie als bei der Polizei. Er war sein eigener Chef und konnte sich die Zeit selbst einteilen. Hauptsache war, dass nichts geschah und die Sicherheitsvorkehrungen niemanden belästigten. Normalerweise war Sicherheit selbstverständlich. Schliesslich war man ja nicht mehr im Wilden Westen. Es war paradox: Als Sicherheitschef machte er seine Arbeit am besten, wenn niemand etwas merkte. Niemand sagte: «Danke.»
    Ausser von Tobler, der Winter ab und zu anerkennend auf die Schulter klopfte. Doch jetzt sagte der CEO nicht
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