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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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    Kapitel 1
     
     
    Donnerstag, 2. August
     
    1
     
    Handyman Jack erwachte. Das Licht stach ihm in die Augen, in seinen Ohren rauschte es und sein Rücken schmerzte höllisch.
    Er war auf der Couch in seinem Gästezimmer eingeschlafen, wo der Videorekorder und der Beamer standen. Er blickte auf den Bildschirm. Flimmernde Streifen zogen über die zwei Meter breite Leinwand und die Klimaanlage an der rechten Hälfte des geteilten Fensters lief auf Hochtouren, um den Raum auf 21° C zu halten.
    Stöhnend rappelte er sich auf und schaltete den Projektor aus. Das Rauschen verstummte. Er beugte sich vor und berührte seine Zehen, dann richtete er sich wieder auf und drehte sich in der Hüfte. Sein Rücken war vollkommen verspannt. Diese Couch war zum Sitzen da, bestimmt nicht zum Schlafen.
    Er ging zum Videorekorder hinüber und drückte auf die Auswurftaste. Er war während des Abspanns der 1931er-Fassung von Frankenstein eingeschlafen, dem ersten Teil von Handyman Jacks inoffizieller James-Whale-Retrospektive.
    Armer Henry Frankenstein, dachte Jack, als er das Video in die Hülle schob. Obwohl alles dagegen sprach, obwohl jeder in seiner Umgebung vom Gegenteil überzeugt war, glaubte Henry die ganze Zeit, er sei bei vollem Verstand.
    Jack fand den leeren Platz in dem Videoregal an der Wand, schob das Video hinein und zog die Kassette daneben heraus. Frankensteins Braut, der zweite Teil seiner privaten James-Whale-Retrospektive.
    Ein Blick aus dem Fenster zeigt ihm wie immer weißen Sandstrand, regloses blaues Meer und wohlgeformte Leiber in der Sonne. Er konnte es nicht mehr sehen. Vor allem nicht, seit die Farbe von ein paar Steinen abgeblättert war. Vor drei Jahren hatte er sich diese Szenerie auf die nackte Hauswand gegenüber von diesem Fenster und dem Schlafzimmerfenster seines Apartments im zweiten Stock malen lassen. Drei Jahre reichten aber auch. Der Strand interessierte ihn nicht mehr. Vielleicht sollte er auf Regenwald umsteigen. Mit einer Menge Vögeln und Reptilien und wilden Tieren, die sich im Blattwerk versteckten. Ja … ein Regenwaldpanorama. Er machte sich in Gedanken eine Notiz. Er musste nur noch jemanden finden, der für diesen Job geeignet war.
    Das Telefon im Wohnzimmer klingelte. Wer konnte das sein? Er hatte sich vor ein paar Monaten eine neue Nummer geben lassen, die er nur sehr wenigen Personen mitgeteilt hatte. Er machte sich nicht die Mühe, zum Hörer zu hasten. Sein Anrufbeantworter würde das Gespräch annehmen. Er vernahm ein Klicken, dann die übliche Ansage:
    »Pinocchio Productions … Ich bin zurzeit nicht da, aber wenn Sie –«
    Die Stimme einer Frau sprach über den Ansagetext hinweg. Sie klang ungeduldig:
    »Jack, nimm ab, wenn du da bist. Sonst versuche ich es später noch einmal.«
    Gia!
    In seiner Hast, zum Telefon zu kommen, stolperte er beinahe über seine eigenen Füße. Mit der einen Hand schaltete er den Anrufbeantworter aus, mit der anderen ergriff er den Telefonhörer.
    »Gia? Bist du das?«
    »Ja, bin ich.« Ihre Stimme war nüchtern, beinahe abweisend.
    »Mein Gott, ist das lange her!« Zwei Monate. Eine Ewigkeit. Er musste sich setzen. »Ich bin so froh, dass du anrufst.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst, Jack.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich rufe nicht meinetwegen an. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich nicht anrufen. Aber Nellie hat mich darum gebeten.«
    Sein Hochgefühl ebbte ab, aber er redete weiter. »Wer ist Nellie?« Der Name sagte ihm gar nichts.
    »Nellie Paton. Du erinnerst dich doch an Nellie und Grace – die beiden englischen Damen?«
    »Ach ja. Wie konnte ich das vergessen. Die haben uns miteinander bekannt gemacht.«
    »Es ist mir gelungen, ihnen das zu verzeihen.«
    Jack verzichtete auf einen Kommentar. »Worum geht es?«
    »Grace ist verschwunden. Seit sie Montagabend schlafen ging, hat sie niemand mehr gesehen.«
    Er erinnerte sich an Grace Westphalen. Eine sehr korrekte und distinguierte Dame, die auf die Siebzig zuging. Nicht gerade der Typ, der einfach so durchbrannte.
    »Hat die Polizei…?«
    »Natürlich. Aber Nellie hat mich gebeten, dich anzurufen und um Hilfe zu bitten. Also habe ich angerufen.«
    »Soll ich sie besuchen?«
    »Ja, wenn es dir recht ist.«
    »Wirst du da sein?«
    Sie stöhnte verärgert auf. »Ja. Kommst du oder nicht?«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    »Warte besser noch. Die Streifenpolizisten, die die Anzeige aufgenommen haben, haben gesagt, es würde heute Morgen noch ein Kollege
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