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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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Kloß in der Kehle hatte. Mit zittrigen Händen griff er in seinen Nacken und nahm die Halskette ab. Dann zog er Kusums Kette aus der Tasche.
    »Mit Zinsen zurück«, stieß er lahm hervor, als er beide Halsketten in die ausgestreckte Hand fallen ließ, wobei er jeden Hautkontakt vermied.
    Kolabati bemerkte nicht, dass sie jetzt beide Halsketten besaß, oder es war ihr egal. Sie drehte sich langsam schwankend um und humpelte ins Schlafzimmer. Einen Augenblick lang stand sie im Lichtkegel. Beim Anblick des vertrockneten Körpers, der hängenden Schultern und der arthritischen Gelenke musste Jack sich abwenden. Kolabati war eine uralte Greisin. Sie ging um die Ecke und Jack war allein im Zimmer.
    Eine tiefe Müdigkeit überfiel ihn. Er ging zu dem Stuhl am Fenster, von wo aus man auf die Straße hinausblicken konnte, und setzte sich.
    Es ist vorbei. Endlich vorbei.
    Kusum existierte nicht mehr. Ebenso wenig wie die Rakoshi. Vicky war zu Hause und in Sicherheit. Kolabati wurde in seinem Schlafzimmer wieder jung. Plötzlich verspürte er ein drängendes Verlangen, sich den Korridor hinunterzuschleichen und herauszufinden, was gerade mit ihr passierte. Zuzusehen, wie sie tatsächlich wieder jünger wurde. Vielleicht würde er dann an Magie glauben.
    Magie … Nach allem, was er gesehen hatte; allem, was er durchgemacht hatte, konnte er trotzdem nicht daran glauben. Magie ergab keinen Sinn. Magie gehorchte nicht den normalen Spielregeln. Magie …
    Warum sich darüber Gedanken machen? Es gab keine Erklärung für die Halsketten oder die Rakoshi. Es war etwas Unbekanntes. Dabei sollte man es belassen.
    Aber trotzdem – es wirklich mit anzusehen …
    Er wollte aufstehen und stellte fest, dass er das nicht konnte. Er war zu schwach. Er ließ sich zurücksinken und schloss die Augen. Jetzt schlafen …
    Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn aufschrecken. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass er wohl eingenickt war. Das trübe Licht der beginnenden Dämmerung füllte den Himmel aus. Er hatte mindestens eine Stunde lang geschlafen. Jemand kam von hinten auf ihn zu. Jack wollte sich umdrehen, um zu sehen, wer das war, aber er konnte nur den Kopf bewegen. Seine Schultern waren wie festgenagelt an die Lehne des Stuhls. Er war so unglaublich schwach …
    »Jack?« Die Stimmer gehörte Kolabati – der Kolabati, die er kannte. Die junge Kolabati. »Jack, geht es dir gut?«
    »Alles in Ordnung«, sagte er. Selbst seine Stimme war schwach.
    Sie kam um den Stuhl herum und sah auf ihn herunter. Sie trug die Kette wieder um den Hals. Sie war noch nicht ganz wieder in dem Alter um die dreißig, wie er sie kannte, aber sie war nicht mehr weit davon entfernt. Er würde sie jetzt auf fünfundvierzig schätzen.
    »Nein, ist es nicht. Da ist überall Blut auf dem Stuhl und auf dem Fußboden.«
    »Ich komme schon wieder auf die Beine.«
    »Hier.« Sie zog die zweite Halskette hervor – Kusums. »Ich lege sie dir an.«
    »Nein!« Er wollte mit Kusums Halskette nichts zu tun haben. Auch nicht mit ihrer.
    »Sei kein Dummkopf! Sie wird dir Kraft geben, bis du im Krankenhaus bist. Als du sie abgenommen hast, sind alle deine Wunden sofort wieder aufgebrochen.«
    Sie streckte die Arme aus, um sie ihm um den Hals zu legen, aber er verdrehte den Kopf, um sie daran zu hindern.
    »Ich will sie nicht!«
    »Ohne sie wirst du sterben, Jack!«
    »Das wird schon wieder. Die Wunden werden heilen – ohne Magie. Also geh bitte! Geh einfach!«
    Sie sah ihn traurig an. »Das meinst du ernst?«
    Er nickte.
    »Wir hätten jeder unsere eigene Halskette. Wir könnten sehr lange leben, wir beide. Wir wären nicht unsterblich, aber wir würden immer weiterleben. Keine Krankheiten, kaum Schmerzen …«
    Du bist wirklich eiskalt, Kolabati.
    Sie verschwendete nicht einen Gedanken an ihren Bruder – ist er tot? Wie ist er gestorben? Jack fiel wieder ein, wie sie ihm gesagt hatte, er solle sich Kusums Halskette beschaffen und sie zurückbringen. Sie hatte gesagt, ohne sie würde er die Gewalt über die Rakoshi verlieren. In gewisser Weise stimmte das. Kusum hatte dann keine Kontrolle mehr über die Rakoshi, weil er ohne die Halskette sterben musste. Wenn man das gegen die panischen Anstrengungen aufwog, die Kusum unternommen hatte, um ihr ihre geraubte Halskette zurückzubeschaffen, dann schnitt Kolabati sehr schlecht ab. Sie erkannte eine Schuld nicht, wenn sie sie auf sich lud. Sie sprach von Ehre, aber sie selbst hatte keine. Trotz seines Wahnsinns war Kusum ein
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