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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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Bar. Das waren von ihm aus noch zwei Blocks. Er sah auf die Uhr. »Es ist jetzt kurz vor zehn. Seien Sie pünktlich um halb elf da.«
    »Eine halbe Stunde? Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    Sehr gut! Jack mochte es nicht, wenn seine Klienten Zeit hatten, sich auf die erste Begegnung mit ihm vorzubereiten.
    »Punkt halb. Ich warte dann noch zehn Minuten, danach bin ich weg.«
    »Halb elf«, bestätigte Mr. Bahkti und legte auf.
    Das ärgerte Jack. Er hatte als Erster auflegen wollen.
    Er spazierte in nördlicher Richtung die Columbus Avenue hoch und hielt sich dabei im Schatten auf der rechten Seite. Einige der Läden machten gerade erst auf, aber in den meisten brummte das Geschäft schon seit Stunden.
    Julios Bar war offen. Aber Julio hatte auch fast nie geschlossen. Jack wusste, die ersten Kunden kamen ein paar Minuten, nachdem Julio morgens um sechs aufschloss. Einige kamen gerade von ihrer Schicht und machten kurz auf ein Bier, ein hart gekochtes Ei und einen weichen Stuhl halt; andere standen an der Bar und kippten noch schnell mal eben einen, bevor sie sich ins Tagesgetümmel warfen. Und wieder andere verbrachten den größten Teil jedes Tages in dem kühlen Halbdunkel.
    »Jacko!«, rief ihm Julio von der Bar aus entgegen. Er stand hinter dem Tresen, aber nur sein Kopf und der oberste Teil seiner Brust waren zu sehen.
    Sie schüttelten sich nicht die Hände. Dafür kannten sie sich zu gut und sahen sich zu oft. Sie waren seit vielen Jahren befreundet, seit der Zeit, als Julio vermutet hatte, seine Schwester Rosa werde von ihrem Mann verprügelt. Es war eine diffizile Angelegenheit gewesen. Jack hatte die Sache für ihn erledigt. Seit dieser Zeit nahm der kleine Mann Jacks Klienten unter die Lupe. Denn Julio besaß ein Talent. Er hatte einen Riecher oder so etwas wie einen sechsten Sinn für Vertreter der Staatsgewalt. Jack gab sich große Mühe, solchen Menschen aus dem Weg zu gehen; das war für ihn überlebenswichtig. Und im Rahmen seiner Tätigkeiten ergab es sich auch oft, dass Jack Menschen gegen sich aufbrachte, wenn er die Interessen seiner Klienten vertrat. Julio achtete auch auf solche Typen.
    Bisher hatte Julio noch nie versagt.
    »Bier oder Business?«
    »Am Vormittag? Für was hältst du mich?«
    Die Bemerkung trug Jack einen giftigen Blick von einem verschwitzten alten Knacker ein, der einen Whisky und ein Bier vor sich stehen hatte.
    Jack ging zu seiner Lieblingsecke. Julio kam hinter dem Tresen hervor, trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und dackelte hinter Jack her. Tägliches Hantel- und Fitnesstraining hatte ihm muskulöse Arme und Schultern eingebracht. Er hatte stark geölte schwarze Locken, olivbraune Haut und einen Schnurrbart, der eine exakte Linie über seiner Oberlippe bildete.
    »Wie viele und wann?«
    »Einer. Halb elf.« Jack schlüpfte in die hinterste Nische, von wo er einen freien Blick auf die Tür hatte. Und mit zwei Schritten am Hinterausgang war. »Er heißt Bahkti. Klingt wie ein Pakistani oder so was.«
    »Ein Farbiger.«
    »Wohl mehr Farbe als du, möchte ich wetten.«
    »Touche. Kaffee?«
    »Sicher.«
    Jack dachte daran, dass er später noch mit Gia verabredet war. Eine angenehme Vorstellung. Sie würden sich treffen, würden sich berühren, und Gia würde sich erinnern, was sie an ihm gehabt hatte und vielleicht… nur vielleicht… würde sie erkennen, dass er doch kein so schlechter Kerl war. Er begann, vor sich hin zu pfeifen. Jack warf ihm einen verwunderten Blick zu, als er mit einem Kaffeekännchen, einer Tasse und der Morgenzeitung zurückkam.
    »Wieso hast du denn so gute Laune?«
    »Warum sollte ich nicht?«
    »Du hast seit Monaten Trübsal geblasen, Mann.«
    Jack hatte nicht gewusst, dass das so offensichtlich gewesen war. »Privatangelegenheiten.«
    Julio zuckte die Achseln und goss den Kaffee ein. Jack trank ihn schwarz und wartete. Das erste Treffen mit einem Klienten war ihm stets unangenehm. Es bestand immer die Möglichkeit, dass es sich nicht um einen Klienten handelte, sondern um jemanden, der eine Rechnung mit ihm begleichen wollte. Er stand auf und vergewisserte sich, dass die Tür auf den Hinterhof auch wirklich unverschlossen war.
    Zwei Arbeiter der Stadtwerke kamen zu ihrer Frühstückpause herein. Ihr Frühstückskaffee wurde ihnen hell und schäumend in Pilsnergläsern serviert. Während sie tranken, folgten sie dem Fernsehprogramm über der Bar. Phil Donahue hatte drei Transvestiten zu Gast, die als Grundschullehrer arbeiteten.
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