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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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war eigentlich keine Telefonzelle, sondern eine offene Kiste aus Plastik und Chrom auf einem Sockel. Aber wenigstens war sie intakt. In regelmäßigen Abständen riss jemand den Hörer heraus und hinterließ verschiedenfarbige Kabel, die wie abgetrennte Nervenenden aus der Zuleitung ragten. Oder es nahm sich jemand die Zeit und machte sich die Mühe, einen kleinen Papierkeil in den Münzschlitz zu stopfen oder Zahnstocherspitzen in die winzigen Zwischenräume zwischen den Tasten und dem Gehäuse zu verkeilen. Es war immer wieder faszinierend zu beobachten, was für seltsamen Neigungen einige seiner Mitbürger frönten.
    Er wählte die Nummer seines Büros und hielt seinen Pieper an den Hörer. Eine aufgezeichnete Stimme – nicht Jacks eigene – spulte die übliche Ansage ab:
    »Hier ist Handyman Jack. Ich bin zurzeit unterwegs, aber Sie können nach dem Pfeifton Ihren Namen und Ihre Telefonnummer hinterlassen. Erläutern Sie bitte in kurzen Worten Ihr Problem, ich werde mich dann umgehend bei Ihnen melden.«
    Dann kam der Signalton und die Stimme einer Frau, die von einem Defekt bei der Zeitschaltuhr ihres Wäschetrockners sprach. Ein weiteres Piepen, dann fragte ein Mann nach der Reparaturanleitung für einen Mixer. Jack kümmerte sich nicht um die Telefonnummern, die sie hinterließen; er hatte nicht vor, sie zurückzurufen. Wie kamen diese Leute an seine Nummer? Er stand nicht in den Gelben Seiten und im regulären Telefonbuch war er selbstverständlich unter einer falschen Adresse gelistet. Er wollte verhindern, solche Reparaturanfragen zu erhalten, aber irgendwie kamen die Leute trotzdem an seine Nummer.
    Die dritte und letzte Aufzeichnung war etwas Besonderes: geschliffen und präzise, sehr klare Artikulation, sehr schnell, ein leichter britischer Akzent, aber definitiv nicht englisch. Jack kannte ein paar Pakistani, die so sprachen. Der Mann war offenkundig aufgeregt und stolperte über seine Worte.
    »Mr. … Jack … meine Mutter … meine Großmutter – sie ist furchtbar zugerichtet worden. Ich muss Sie sofort sprechen. Es ist äußerst dringend.« Er hinterließ seinen Namen und eine Nummer, unter der er zu erreichen war.
    Das war ein Anruf, den Jack beantworten würde, auch wenn er dem Mann wohl absagen musste. Er hatte vor, sich mit allen Kräften Gias Problem zu widmen. Und Gia. Das war wahrscheinlich seine letzte Chance, die Sache mit ihr ins Reine zu bringen.
    Er tippte die Ziffern ein. Die präzise Stimme antwortete, noch bevor es zweimal geklingelt hatte.
    »Mr. Bahkti? Hier ist Handyman Jack. Sie haben heute Nacht in meinem Büro angerufen und …«
    Mr. Bahkti war plötzlich sehr reserviert. »Das ist nicht dieselbe Stimme wie auf dem Anrufbeantworter.«
    Sehr aufmerksam, dachte Jack. Die Stimme auf dem Anrufbeantworter war die von Abe Grossman. Jack sprach nie mit der eigenen Stimme über das Telefon im Büro. Aber die meisten Leute merkten das nicht.
    »Das ist eine alte Aufnahme«, erklärte er.
    »Aha. Nun ja. Ich muss Sie sofort treffen, Mr. Jack. Es ist eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit. Eine Sache von Leben und Tod.«
    »Ich weiß nicht, Mr. Bahkti, ich …«
    »Sie müssen! Sie können nicht ablehnen!« Das war ein neuer Ton: Dieser Mann war es nicht gewohnt, dass man ihm etwas abschlug. Es war eine Haltung, mit der Jack gar nicht zurechtkam.
    »Sie verstehen das nicht. Ich bin bereits mit einem anderen Fall…«
    »Mr. Jack! Hängt von diesem anderen Fall das Leben einer Frau ab? Kann der nicht kurze Zeit warten? Meine … meine Großmutter wurde brutal in den Straßen Ihrer Stadt überfallen. Sie braucht Hilfe, die ich ihr nicht geben kann. Deswegen habe ich mich an Sie gewandt.«
    Jack wusste, was Mr. Bahkti vorhatte. Er wollte ihn moralisch unter Druck setzen. Das gefiel ihm nicht sonderlich, aber er war daran gewöhnt und beschloss, ihn wenigstens zu Ende anzuhören.
    Bahkti hatte bereits mit seiner Erzählung begonnen.
    »Ihr Auto – eine amerikanische Marke, wie ich betonen will –hatte gestern Nacht eine Panne. Und als sie …«
    »Sparen Sie sich das für später auf.« Jack war froh, dass er zur Abwechslung derjenige war, der den anderen unterbrach.
    »Sie kommen ins Krankenhaus? Sie liegt im St. Cläre …«
    »Nein. Wo unsere erste Begegnung stattfindet, bestimme ich. Ich treffe alle Kunden zu meinen Regeln. Ausnahmslos.«
    »Na gut.« Bahkti gab widerstrebend nach. »Aber es muss bald sein. Wir haben nur sehr wenig Zeit.«
    Jack gab ihm die Adresse von Julios
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