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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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Unterschied, dass er nicht seine Eltern umgebracht hatte und den missglückten Versuch in der Schweiz so eingerichtet hatte, dass Daxx zwar in unsere Dimension kommen konnte, aber niemand dabei sterben musste.
    „Da musst du keine Bedenken haben“, gab ich zurück. „Ich weiss zwar nicht, wie, aber wenn ihr zurückkehrt, wird für eure Eltern keine Zeit vergangen sein. Ihnen kommt es dann so vor, als wäret ihr nie weggewesen, abgesehen von dem kleinen Drei-Tage-Trip.“
    „Echt? Und was geschieht gerade mit ihnen, während wir hier sind?“
    „Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Das habe ich selber noch nicht begriffen.“
    „Egal. Wenn du das sagst, glaube ich dir. Santé!“  
    „Hey, ihr Loser wollt doch wohl nicht ohne mich anstoßen“, brüllte Daxx, schnappte sich seinen Drink und kam vom Grill auf uns zugelaufen. Dann wurde er immer langsamer und blieb wenige Fuß von uns entfernt mit unschlüssigem Gesicht stehen. Seine Angst war ihm offensichtlich peinlich, also gesellten wir uns zu ihm.
    „Auf uns.“
    Die Gläser klirrten melodisch.
     
    Zu dritt saßen wir im Schneidersitz auf den Decken; gerade weit genug vom Grill entfernt, um nicht von Fettspritzern oder Funkenexplosionen getroffen zu werden, aßen uns satt und sprachen über alles Mögliche, nur nicht über die letzten drei Tage. Das ewige Wispern der Nacht vermischte sich melodisch mit den teils ruhigen, teils schnellen Klängen von Blood, Sweat & Tears und ihrem Song You’ve made me so very happy . Ich hörte den Plänen der Zwillinge zu, gemeinsam in den nächsten Monaten Kunstwerke aller Art und erdenklichen Materialien zu schaffen. Ihre bemerkenswerteste Idee bestand darin, zusammen eine lebensgroße Skulptur von uns dreien zu meißeln – deren Pose eher intim als heroisch sein sollte – und dieser im Anschluss durch Ölfarbe Couleur und noch mehr Tiefe zu verleihen. Anfangs hielt ich es für gewagt, wenn nicht kitschig, aber Sinh und Daxx rissen mich mit ihrem Enthusiasmus mit. Schon in den Neunzigern war Kunst zu einem extrem überdehnten Begriff geworden und ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie sich das in den letzten anderthalb Jahrzehnten weiterentwickelt hatte. Für mich bedeutete Kunst nicht, sich an gewisse Regeln zu halten, sondern sie zu durchbrechen, der Fantasie freien Lauf zu lassen und seinen Mitmenschen das zu visualisieren, was einem selbst durch Träume und das Unterbewusstsein gezeigt wurde.  
    „Marmor und Öl, die beiden edelsten Werkstoffe der Geschichte kombiniert“, schwärmte Daxx. „Ein plastisches Gemälde. Das wird fab! Wir benutzen für die Skulptur nur Hämmer und verschiedene Meißel, keine elektrischen Bohrer, Pressluftgeräte oder sonstiges. Und die Farben mischen wir uns nach alten Rezepten die klassischen Pigmente aus Mineralien, Wurzeln und Oxiden.“
    „Genau“, sagte Sinh und grinste. „Und für die Pinsel machen wir Jagd auf Eichhörnchen und rasieren ihnen die Schwanzhaare ab.“
    „Mach dich nicht lustig, du Stinktier. Dich hätten sie lieber noch in San Angelo im Krankenhaus behalten sollen, um deinen Hohlkopf zu untersuchen.“
    „Tue ich doch gar nicht. Außerdem: Klappe zu.“
    Sie begannen sich gegenseitig mit Bierdeckeln zu bewerfen, ausgelassen und freudig drohend wie kleine Kinder. Ich wollte ihnen die Stimmung nicht verderben, also hielt ich mich lieber zurück und beschränkte mich auf reines Zusehen. Auch, wenn wir nicht darüber gesprochen hatten, kreisten meine Gedanken noch immer um die vergangenen drei Tage.
    Nachdem Daxx die Munition ausgegangen war, scheiterte sein Versuch, Sinh eine der Decken über den Kopf zu werfen und ihn damit zu überrumpeln. Stattdessen benutzte Sinh sie, um damit nach seinem Bruder zu schlagen, der wiederum versuchte, sie ihm zu entreißen.  
    „Jul, hilf mir. Sinh ist total bescheuert.“
    „Das kannst du vergessen, Bruderherz. Du hast ihn einmal zu oft verraten. Jetzt musst du dir selber aus der Klemme helfen.“
    „Das hättest du wohl gern!“
    Daxx ließ sein Ende der Decke los und suchte Schutz hinter mir. Sinh stürzte mit seiner frisch erbeuteten Baumwollwaffe auf uns zu, holte aus, aber stoppte plötzlich.
    „Was ist los mit dir, G-Man?“
    „Nichts.“
    „Für nichts siehst du aber ziemlich sour aus“, antwortete Sinh und hockte sich vor uns. Auch Daxx hörte auf zu lachen. Grillen zirpten. Frankie Valli sang leise Can’t take my Eyes of you . Niemand sagte etwas, und das war unangenehmer, als irgendwelchen
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