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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Funkspruch des Beibootes informierte sie über die Tragödie, die sich in der toten Stadt abgespielt hatte. Die Katzenwesen waren ihnen fremd, aber ihr Sterben berührte sie dennoch - dieses sinnlose, unausweichliche Sterben, das dem ganzen Planeten drohte. Charilan-Chi war tot und ein Teil von Cris' Geschwistern. Beryl von Schun reagierte nicht anders als Karstein: mit der wütenden Feststellung, daß die Priester seinetwegen verrecken sollten. Und sicher auch verrecken würden, wie er hinzusetzte. Camelo kannte seinen Blutsbruder besser und war nicht überrascht, als mit dem dritten Funkspruch ein weiteres Beiboot in die tote Stadt beordert wurde, weil das Spezial-Fahrzeug der »Solaris« nicht allen Passagieren Raum bot.
    Camelo blieb in der Kanzel des Schiffs, obwohl die Möglichkeit unwahrscheinlich geworden war, es unter Umständen starten zu müssen.
    Die Beiboote der zerstörten »Deimos« ließen sich leicht auch von einem einzelnen Mann fliegen. Nichts sprach dafür, daß sich noch weitere marsianische Schiffe im Orbit aufhielten oder eine andere Gefahr drohte. Beryl spielte die volle Geschwindigkeit seines Fahrzeugs aus und erreichte die tote Stadt, noch ehe sich die Sonne im Westen senkte.
    Er landete auf dem Gelände des ehemaligen Raumhafens.
    Auch das Beiboot der »Solaris« war inzwischen dorthin gebracht worden. Ein Teil der Menschen wartete im Schatten des ehemaligen Lagerhauses, das den Priestern so lange als Schlupfwinkel gedient hatte. Cerena und die drei kleineren Kinder, John Coradi, Irnet und Karstein als Bewacher hielten sich in der Kühle des Fahrzeugs auf. Sie alle - von Karstein abgesehen - hatten die Hölle hinter sich und würden Zeit brauchen, um sich von den mörderischen Strapazen zu erholen. Auch Bar Nergal und seine Anhänger wirkten gezeichnet. Aber als Herrscher der toten Stadt, als vermeintliche Götter, waren sie bis zum Schluß mit allen nur möglichen Annehmlichkeiten versorgt worden.
    Beryl vermied es, den Oberpriester anzusehen, weil er um seine Beherrschung fürchtete.
    Charru war aufgesprungen und gab ein halbes Dutzend Anweisungen. Die Menschen verteilten sich rasch auf die Beiboote. Beryl fing ein paar Blicke auf - dankbare Blicke. Joth und Mircea, die jungen Akolythen, die drei Tempeltal-Männer, selbst der hinkende Rhen, der nicht ganz richtig im Kopf war - sie alle wirkten maßlos erleichtert darüber, daß der Albtraum ihres Daseins in der Ruinenstadt ein Ende hatte. Für den blonden, drahtigen Tiefland-Krieger waren sie immer noch Feinde, aber er konnte in diesen Minuten keinen Haß mehr gegen sie empfinden.
    Charru wartete neben dem Beiboot der »Solaris«.
    Er wollte als letzter die kurze Gangway hinaufklettern, aber er zögerte, als er sah, daß John Coradi im gleichen Moment herunterkam. Der Marsianer war bleich unter der Sonnenbräune. In seinen Augen stand ein eigentümlicher Ausdruck zwischen Angst, Resignation und Entschlossenheit, der nicht zu ihm paßte.
    »Ich muß mit Ihnen reden«, sagte er.
    »So?«
    Charrus Stimme klang abweisend. Er konnte nichts daran ändern, daß er diesen Mann haßte.
    Coradi wußte es. Als er weitersprach, sehr schnell, wirkte er wie ein Schwimmer, der sich blind in unbekanntes Gewässer stürzt, weil er keine Wahl hat.
    »Ich weiß, daß Sie mich hassen«, sagte er. »Sie haben Grund dazu, und ich würde Sie im umgekehrten Fall auch hassen. Jedenfalls glaube ich das, obwohl ... Ich meine, weil ich ...«
    Er verhaspelte sich.
    »Weil Sie sich den umgekehrten Fall bisher nicht vorstellen konnten«, vollendete Charru bitter.
    »Ja! Aber jetzt kann ich es - seit ich mit Irnet von der »Urania« geflohen bin. Sie wollten mich umbringen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Charru.
    »Vielleicht wäre es besser für mich gewesen. Stattdessen wollen Sie Irnet und mich mit zum Merkur nehmen, oder?«
    »Ja ..:«
    Coradi schloß die Augen.
    Die nächsten Worte sprudelte er mit verzweifelter Entschlossenheit hervor, als habe er Stunden gebraucht, um sie sich zurechtzulegen.
    »Die Merkur-Siedler kennen mich. Ich war einer von ihnen und habe sie verraten. Nicht einfach dadurch, daß ich mit ein paar anderen zurückgegangen bin, als der Rat es verlangte ...«
    »Ich weiß«, sagte Charru.
    »Sie - wissen es?««
    »Dane Farr hat es mir erzählt, als wir die Nachricht von Ihrer - Heldentat bekamen.« Charru ballte die Fäuste und versuchte, dem verzweifelten Zorn nicht zu viel Raum zu geben. »Ich weiß jedenfalls genug, um mir vorstellen zu
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