Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
das Ächzen sich ausdehnender Materie - als schrieen selbst die Steine in Qualen. Seine Schläfen hämmerten. Er spürte den Griff der würgenden Faust, die ihn niederwerfen wollte, das unsichtbare, schreckliche Gewicht, das er nicht ertragen konnte, das ihn im nächsten Moment zermalmen würde. Taumelnd wich er durch die offene Tür in den Schatten zurück, stützte sich an der Wand ab und wartete, bis sich sein hämmernder Herzschlag beruhigte.
    Die Stadt starb.
    Sie alle würden sterben.
    Shamala sprach die Wahrheit. Und Ciran - auch er hatte die Wahrheit gesagt. Er war gekommen, um sie zu warnen, um ihnen Hilfe anzubieten. Und jetzt ...
    Todesangst krampfte Bar Nergals Herz zusammen.
    Sein dürrer Greisenkörper zitterte, als er langsam an der Wand zusammensank und die Arme um die Knie schlang, als könne er sich auf diese Weise vor der gnadenlosen Wucht der Erkenntnis schützen.
    *
    »Bei den schwarzen Göttern - was ist das?«
    Karstein hatte sich ruckartig aufgerichtet und starrte durch die Kuppel des Beibootes. Die tote Stadt lag bereits in Sichtweite: ein endloses Trümmerfeld, über dem die Luft zu kochen schien. Das Meer dahinter dehnte sich bleiern in der Sonne.
    Sandhügel und Felsen der Wüste verschwammen manchmal, als schoben sich Schichten aus gekrümmten Glas übereinander. Karstein hatte mit den Augen den Platz gesucht, wo früher das Fischerdorf inmitten einer grünen Oase gestanden hatte. Und dabei war sein Blick an einer flachen Senke hängengeblieben, die aussah wie mit dunklen Punkten getupft.
    »Felsen«, mutmaßte Gillon. Und nach einer Pause: »Verdammt, gibt es da Felsen?«
    »Früher nicht.« Karstein kratzte sein blondes Bartgestrüpp. »Außerdem ... Eh! Sie bewegen sich!«
    Aus der Entfernung sah es aus, als krochen ermattete Insekten durch den brennenden Sand.
    Charru kniff die Augen zusammen. Er hatte bereits den Kurs geändert und flog auf die Senke zu. Die tote Stadt verschwamm hinter Hitzeschleiern. Die dunklen Umrisse kamen näher, wuchsen, entpuppten sich als menschliche Gestalten.
    »Heilige Flamme«, murmelte Karstein wenig später erschüttert.
    Charru grub die Zähne in die Unterlippe.
    Auch er hatte die Katzenfrauen erkannt, die reglos im Sand lagen, weit über die Mulde verstreut, gekrümmt, einige aneinandergeklammert, andere mit ausgebreiteten Armen, als hätten sie sich in einer letzten hoffnungslosen Gebärde der tödlichen Hitze ergeben. Sie lebten nicht mehr. Etwas in ihrer Haltung, ihren Körpern, den stumpfen, glanzlosen Fellen verriet es wider allen Zweifel. Sie hatten versucht, vor dem allgegenwärtigen Tod nach Norden zu fliehen - und waren in der erbarmungslosen Glut der Wüste umso schneller gestorben.
    Nur wenige Gestalten kauerten noch aufrecht im Sand.
    Gestalten, die menschlicher wirkten als die wilden, katzenhaften Kriegerinnen. Blondes Haar glänzte in der Sonne - aber nicht die goldene Lockenmähne Charilan-Chis. Ein Mädchen oder eine junge Frau bemühte sich, mit einem Umhang aus geflochtenen Plastikschnüren ein paar kleinere Gestalten zu schützen. Kinder, zwei oder drei. Aber wo waren ihre Geschwister? Wo war die Königin des Katzenvolks?
    Noch während er das Beiboot landete, begriff Charru, daß in der toten Stadt etwas Unvorhergesehenes geschehen sein mußte.
    Die Kriegerinnen hätten niemand anderem gehorcht als Charilan-Chi. Und ihre Kinder hätten nicht gewagt, sich gegen sie aufzulehnen. Wie in einer Vision tauchte wieder die Szene in dem unterirdischen Gewölbe vor Charrus Augen auf. Der zuckende Fackelschein jenseits der Tür, die sich völlig überraschend geöffnet hatte. Die glimmenden Augen der Katzenwesen, das Huschen der Ratten. Und die goldhaarige Königin, die ihnen nach einem endlosen Schweigen zu gehen bedeutete, weil sie nicht mehr für Bar Nergal töten wollte.
    Das Knirschen der Landestützen mischte sich in das verklingende Singen der Triebwerke.
    Die zusammengekauerten Menschen im Sand hatten das Fahrzeug gesehen, die Köpfe gehoben, doch sie schienen zu schwach, um aufzustehen. Oder sie hatten aufgegeben, waren einfach nicht mehr fähig, an Hilfe zu glauben. Charru warf Karstein einen Blick zu. Der blonde Hüne nickte knapp. Er würde im Boot bleiben und John Coradi nicht aus den Augen lassen - auch wenn der Marsianer mehr tot als lebendig in den Gurten hing.
    Charru und Gillon sprangen in den heißen Sand, der um ihre Füße wirbelte.
    Der rothaarige Tarether schauerte. Auch er hatte gewußt, daß die Katzenfrauen nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher