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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Versuchsobjekten der Forscher erniedrigt, die Krieg und Gewalt studierten, damit sie in ihrer eigenen Welt den Anfängen wehren konnten. Später, als der Mondstein zerbrach, als die Gefangenen der Spielzeug-Welt ihre natürliche Größe zurückerhielten und wie Geister der Vergangenheit in der friedlichen Welt des Mars auftauchten, war Conal Nord der einzige gewesen, der in Charru von Mornag und seinen Gefährten Menschen sah, keine reißenden Bestien, die ausgerottet werden mußten. Jetzt spielte das alles keine Rolle mehr. Die Barbaren hatten unter unsäglichen Mühen ein uraltes Raumschiff-Wrack startklar gemacht, hatten den Mars verlassen und die Erde erreicht, das Ziel aller Hoffnungen - nur um dem Wahnsinn ihrer eigenen Priester zum Opfer zu fallen.
    Conal Nords Blick wanderte zu der schlanken, straffen Gestalt mit dem kurzgeschorenen Silberhaar, die eben wieder ihren Platz einnahm.
    Mit einem knappen Nicken bedankte sich der Präsident der Vereinigten Planeten für das Votum. Die einzige Gegenstimme stammte von Conal Nord, wie jedem klar war. Sie änderte nichts. Er wußte, wie wenig Sinn es hatte, die Einigkeit zu torpedieren, auf die der Rat so viel Wert legte. Aber der Venusier war nicht mehr bereit, diese hohle, formale Einigkeit über die Forderungen seines Gewissens zu stellen.
    Der nächste Punkt der Tagesordnung behandelte den Antrag, eine Forschungsexpedition auszurüsten, um auf der Erde die Klimaveränderungen durch den Kohlendioxyd-Ring zu studieren.
    Einer der Professoren von der Universität Kadnos erläuterte in wohlgesetzten Worten, was sich die Wissenschaftler davon versprachen: Aufschlüsse, aus denen sich später vielleicht Methoden zur gezielten Klimabeeinflussung entwickeln ließen. Auch in diesem Punkt war die Zustimmung des Rates gewiß. Politik richtete sich in der Föderation der Vereinigten Planeten strikt nach den Prinzipien der wissenschaftlichen Vernunft. Die Wissenschaft irrte nicht - eine Tatsache, aus der dieses System das Recht herleitete, absoluten Gehorsam zu verlangen und notfalls mit drastischen Maßnahmen zu erzwingen.
    In ein paar Wochen, so die Beschlußvorlage, sollte ein Forschungsschiff der »Urania«-Klasse starten.
    Als erster Landeplatz war die nordamerikanische Wüste vorgesehen - wohlweislich in sicherer Entfernung von den Ruinen New Yorks. Die Priester, die in der toten Stadt hausten, hatten schon einmal ein marsianisches Schiff mit einem Lenkgeschoß zerstört. Und am Ort der Atomexplosion, einem Hochtal im Himalaya, war die »Solaris« nach dem Start abgestürzt und lag jetzt als Wrack irgendwo in der weißen Hölle der Bergwildnis - das jedenfalls ging aus dem Bericht des Offiziers hervor, der die Operation »Tödlicher Ring« geleitet hatte.
    Conal Nord gab mechanisch seine Stimme ab.
    Er dachte an die Menschen, die auf der Erde existierten. Intelligentes Leben, das zweitausend Jahre gebraucht hatte, um sich nach der Großen Katastrophe wieder zu entwickeln, und das erlöschen würde, weil eine Handvoll Politiker und Wissenschaftler für die Sicherheit ihres Staates fürchteten. Die Opfer wurden nicht gefragt. So wenig, wie damals jene Wilden gefragt worden waren, die man vor zwei Jahrhunderten auf der Erde wie Tiere eingefangen und in den Kerker unter dem Mondstein gesperrt hatte, um sie zu studieren.
    Conal Nord wußte, daß er nichts ändern konnte.
    Nicht jetzt, nicht hier. Die Furcht saß zu tief - diese unüberwindbare Furcht vor einer Wiederholung der Ereignisse, die damals zur Katastrophe geführt hatten, vor einer neuen Saat der Gewalt, vor dem Erbe der Erde, das unnachsichtig verfolgt wurde.
    Für ein paar Sekunden schloß der Venusier die Augen, weil er sich erschöpft fühlte wie nach einer großen körperlichen Strapaze.
    *
    »Ich kann nichts dafür! Ich schwöre Ihnen, daß ich nichts dafür kann!«
    Das Gesicht des marsianischen Offiziers war weiß wie der Schnee, der auf den fernen Gipfeln des Himalaya schimmerte. John Coradi hatte die Terraner mit der Technik der »Solaris« vertraut gemacht - gezwungenermaßen, denn wenn er jemals seinen Heimatplaneten wiedersehen wollte, war er darauf angewiesen, daß man ihm ein Beiboot mit Funk zurückließ. Er hatte nicht gewagt, die »Solaris« zu sabotieren oder den beiden Piloten falsche Anweisungen zu geben. Das Versagen der Triebwerke beim Start war ein Unfall gewesen. Aber John Coradi zitterte innerlich bei dem Gedanken, daß man ihm nicht glauben könne.
    Der kleine, marsianische Arzt, zwei
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