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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Offizier der Vereinigten Planeten, auch nicht John Coradi, durch bloße Drohungen zu einem solchen Wahnsinn hätte bewegen lassen, wagten sich die Marsianer gar nicht erst vorzustellen, was Carrisser in den Händen der Priester geschehen war.
    An Bord der beiden Boote herrschte gespannte Stille.
    Charru und Camelo flogen langsam, weil sie die Gelegenheit nutzen wollten, sich ein Bild von den ersten Auswirkungen des Kohlendioxyds in der Atmosphäre zu machen. Bisher war wenig zu merken außer der ständig zunehmenden Hitze.
    In der toten Stadt, überlegte Charru, mußte es schon fast unerträglich sein.
    Die Ruinen am Meer wurden ohnehin von einem riesigen Wüstengürtel eingeschlossen. Und der Fluß, an dem Yatturs Volk gelebt hatte, entsprang im Westen, nicht im Norden, wo jetzt ebenfalls Eis schmolz und das Land vielleicht für kurze Zeit in einen fruchtbaren Garten verwandeln würde.
    Der Ozean dehnte sich grau und bleiern unter dem heißen Himmel.
    Charru verständigte sich über den Bordkommunikator mit Camelo. Die beiden Boote gingen höher und schwenkten etwas nach Süden ab. Eine knappe Stunde verstrich, bevor in der Ferne die dünne, unregelmäßige Küstenlinie auftauchte. Charru dachte an den Tag, als er dieses Bild zum erstenmal gesehen hatte. Damals, als sie einen Landeplatz für die »Terra« suchten, die im Orbit kreiste, als sie noch gehofft hatten, auf der Erde das Land der Verheißung zu finden, von dem sie träumten.
    Jetzt existierte nicht einmal mehr die grüne Oase, wo sie für ein paar friedliche Monate zur Ruhe gekommen waren.
    Über dem endlosen Trümmerfeld der toten Stadt lastete die Hitze wie ein flimmernder Schleier. Die Sonne senkte sich, zerstörte Türme und zerfetzte Stahlgerippe standen wie ein schwarzes Filigran vor dem Himmel. Die beiden Boote schwenkten noch weiter nach Süden und schlugen einen Bogen, um in sicherer Entfernung von den Ruinen zu landen.
    Als Charru die Ausstiegsluke öffnete, schien ihn die heiße, trockene Luft wie ein Hieb zu treffen.
    Die Felsen glühten, der Wind vom Meer trieb lange Staubfahnen vor sich her. Im Westen hing roter Dunst, in dem die Sonne als aufgeblähter Glutball verschwamm. Camelo, der aus dem zweiten Boot geklettert war, zog unbehaglich die Schultern zusammen. Auch die anderen starrten mit einem Gefühl der Beklemmung in die flimmernde Luft: Gillon von Tareth und sein Vetter Erein, Konan, Beryl und Brass, Karstein, Kormak und Charrus Bruder Jarlon, aus dessen Zügen alles Kindliche verschwunden war. Seine Hand lag am Schwertgriff. Die zusammengekniffenen Augen hatten das gleiche durchdringende Saphirblau wie die seines Bruders.
    »Warten wir, bis es dunkel wird?« fragte er gedehnt.
    Charru schüttelte den Kopf. Sein Blick hing an den Ruinen, die in der Ferne wie achtlos verstreute Klötze aus einer Spielzeugschachtel wirkten.
    »Die Entfernungen in der Wüste täuschen. Wir müssen einen ziemlich weiten Weg zurücklegen. Habt ihr die Waffen?«
    Die anderen nickten.
    Ohne Lasergewehre und vor allem Betäubungspistolen hätten sie es nicht riskieren dürfen, in die Ruinenstadt einzudringen. Nicht so sehr wegen der Priester, auch nicht wegen Charilan-Chis katzenhafter Kriegerinnen, sondern wegen der mutierten Ratten, deren Witterung sich nicht täuschen ließ. Ein ganzes Heer der wolfsgroßen grauen Bestien bevölkerte die Keller: Reit- und Zugtiere für die Katzenfrauen, Wächter, Jagdgefährten - und eine furchtbare Waffe, wenn sie von ihren Herrinnen auf ein Opfer gehetzt wurden.
    In der Vorstellung der beiden marsianischen Techniker wurden die Wesen der toten Stadt zur Schreckensvision wie aus einem Albtraum.
    Für die Terraner waren sie eine reale Gefahr, die sie kannten und der sie zu begegnen wußten. Charru straffte sich, warf das Lasergewehr auf den Rücken und nickte seinen Gefährten zu.
    Schweigend setzten sie sich in Bewegung und marschierten durch den glühenden Staub nach Norden.
    *
    »Sie sterben«, murmelte der Junge. »Warum sterben sie?«
    Die Frau mit den gelben Katzenaugen antwortete nicht. Langes goldenes Haar umfloß Charilan-Chis Gestalt wie ein Mantel. In dem spitzen Gesicht mit den hohen Wangenknochen, dem kleinen Kinn und der runden Stirn mischte sich eine eigentümlich puppenhafte Schönheit mit Zügen animalischer Wildheit. Die schrägen Bernsteinaugen glitten über die hagere, fellbedeckte Gestalt, die matt im Schatten einer Mauer lehnte. Ja, die Katzenfrauen starben. Viele von ihnen - zu viele. Ihre Rasse,
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