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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Deimos«-Staffel hat auf Luna abgewartet, Aufklärungsflüge mit den Beibooten unternommen und sogar Filmmaterial mit zurückgebracht. So lautet die offizielle Version.«
    »Und inzwischen haben die Priester die »Terra« mit einem Lenkgeschoß vernichtet.« Mark zuckte die Achseln. »Es ist nicht auszuschließen, Conal. Es ist nicht einmal besonders unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, daß diese Menschen immerhin in der Lage waren, eine alte Ionen-Rakete instand zu setzen und damit vom Mars zu fliehen.«
    Der Gouverneur nickte langsam.
    Die anderen hatten schweigend zugehört. Unterdrückter Zorn zeichnete ihre Gesichter. Ken Jarel machte eine abfällige Geste.
    »Ich traue den Marsianern jeden schmutzigen Trick zu,« knurrte er. »Jessardin war schon immer ein Fuchs. Und Carrisser sähe es ähnlich, seinen getreuen Vasallen zu spielen, um die Scharte auf Luna auszuwetzen.«
    »Und was ihm bei den Terranern gelungen ist, versucht er vermutlich auch bei uns,« setzte Dane Farr hinzu.
    »Falls er mit dem Tod der Terraner zu tun hat,« schränkte Mark ein. »Im übrigen hast du recht. Irgendwann unternimmt er bestimmt etwas gegen uns.«
    »Ich werde versuchen, es zu verhindern,« sagte Conal Nord ruhig. »Ich fliege zum Mars. Vielleicht kann ich dort auch die Wahrheit über das Ende der »Terra« erfahren.«
    Sein Bruder warf ihm einen Blick zu. »Und wenn du die Wahrheit weißt? Wenn sie so aussieht, wie du es befürchtest? Was dann?«
    Sekundenlang blieb es still.
    Noch einmal blickte Conal Nord die Männer an, die damals so entschlossen den Schritt aus ihrer Welt hinaus getan hatten. Ein Schritt, der vielleicht auch ihm, dem Generalgouverneur der Venus, eines Tages bevorstand.
    »Ich weiß es nicht,« sagte er leise. »Ich weiß nur, daß ich es diesmal nicht hinnehmen würde.«
    *
    Wie ein gefangenes Tier lief Bar Nergal im Halbdunkel der Halle auf und ab.
    Der Saum seiner Kutte streifte über den Boden. Draußen rumpelten und quietschten Räder: die Katzenwesen benutzten einen primitiven Karren und ein Rattengespann, um einen der schweren schwarzen Steine vom Meer in die Stadt zu zerren. Aber in dieser Nacht brauchte der Oberpriester keinen Opferblock mehr. Später, dachte er mit glühenden Augen. Später würden die Bräuche und Riten wieder aufleben, würde es Statuen für die wahren Götter geben und einen Palast für ihre Diener. Bar Nergals Blick streifte Charilan-Chi, die reglos an der Wand lehnte, den Kopf mit dem langen goldenen Haar ehrerbietig geneigt. Sie war bereit gewesen, den Willen ihres »Gottes« zu erfüllen. Und in Zukunft würden auch ihre Söhne gehorchen, würden endgültig begreifen, daß es tödlich war, sich gegen die Götter aufzulehnen.
    Bar Nergals dürrer Körper straffte sich, als das leise, noch ferne Dröhnen an sein Ohr drang.
    Sekundenlang glaubte er, daß ihn das Brausen der Meeresbrandung täuschte wie so oft in den letzten Stunden, dann war er sicher, daß er das Heulen von Triebwerken wahrnahm. Auch Charilan-Chi hatte es gehört, zuckte heftig zusammen. Das Geräusch schwoll an, kam rasch näher, und Bar Nergal raffte mit funkelnden Augen seine rote Robe.
    Charilan-Chi und ihre Kriegerinnen folgten ihm, auch die Priester, Akolythen und Tempeltal-Leute drängten sich ins Freie. Die Sterne verblaßten bereits. Schwarz hoben sich die Ruinen vor dem heller werdenden Himmel im Osten ab, und die drei anfliegenden Maschinen waren deutlich zu sehen.
    Langsam kamen sie herunter.
    Eine nach der anderen setzte sicher auf, rollte über das Betonfeld und blieb stehen. Mit einem letzten Vibrieren verstummten die Triebwerke. Nur noch das leise, angstvolle Fauchen der Katzenfrauen und das Trippeln der Ratten durchbrach die Stille.
    »Ciran,« flüsterte die Königin. »Chan und Croi! Sie haben ...«
    Ihre Stimme brach.
    Ein funkelnder Blick des »Gottes« ließ sie resignierend den Kopf neigen. Bar Nergal starrte den drei jungen Männern entgegen, versuchte in ihren erregten Gesichtern zu lesen und atmete tief.
    »Ihr habt eure Aufgabe erfüllt?« fragte er.
    »Wir haben sie erfüllt, Herr!« bestätigte Croi.
    »Der Verräter ist tot,« sagte Chan düster.
    »Aber die anderen, Herr!« rief der junge Ciran dazwischen. »Die anderen leben noch!«
    »Die anderen?« echote Bar Nergal verblüfft.
    »Ja, Herr, ja! Deine Feinde, die ebenfalls von den Sternen stammen und die wir vernichtet glaubten. Sie leben! Sie müssen das Schiff heimlich verlassen haben. Und jetzt fahren sie mit einem anderen,
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