Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
einem richtigen Schiff über das Meer. Mit Yatturs Schiff!«
    Ungläubig starrte Bar Nergal den Jungen an.
    »Aber das ist unmöglich!« krächzte er. »Sie sind tot! Tot!«
    »Sie leben, Erhabener,« beteuerte Croi. »Che hatte sie auf dem Wasser entdeckt, und auch wir sahen sie, bevor wir Ches Flugzeug in Brand schossen. Er stürzte ins Meer. Die anderen segelten weiter nach Süden.«
    »Ihr habt sie entkommen lassen?« fuhr Bar Nergal auf.
    »Herr, wir wollten erst deine Befehle hören. Wir konnten nicht sicher sein, ob du deine Feinde tot sehen oder lebendig gefangennehmen wolltest, ob wir das Schiff zerstören durften oder ob du es vielleicht brauchst. Es kann nicht entkommen. Wir sind schnell, viel schneller als deine Feinde. Befiehl, und wir werden gehorchen.«
    Bar Nergals Lippen preßten sich zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen.
    Cris, dachte er. Cris mußte die Terraner gewarnt haben, als sie sich damals in der alten Ionen-Rakete verschanzten. Marius Carrissers Lenkgeschoß hatte ein leeres Raumschiff zerstört. Und jetzt fuhren Charru von Mornag und seine Gefährten mit einem anderen Schiff über das Meer, mit einem hölzernen Segelschiff, auf dem sie ihm wehrlos ausgeliefert waren.
    Der Oberpriester hatte ein paar Sekunden lang völlig starr und versunken dagestanden. Nun strafften sich seine Schultern unter einem tiefen Atemzug.
    »Sie werden sterben!« stieß er hervor. »Ihr startet sofort wieder. Sucht die Frevler und vernichtet sie, alle! Wenn ihr zurückkommt, will ich von euch hören, daß nicht einer von ihnen mehr lebt!«
    *
    Wie ein silberner Diskus schraubte sich das Beiboot in den nächtlichen Himmel.
    Mark Nord, Ken Jarel und Raul Madsen standen zwischen den stillen Häusern der Siedlung und sahen der flirrenden Scheibe nach, die sich dem zweiten, ferneren Punkt am Himmel näherte. Jarel nagte heftig an der Unterlippe.
    »Ich glaube ihm nicht,« sagte er gepreßt. »Er wird nie aus persönlichen Gründen einen Bruch zwischen Venus und Mars herbeiführen. Er wird seine sogenannte Pflicht tun.«
    »Bist du so sicher?« fragte Madsen gedehnt.
    »Nein. Aber Mark ist auch nicht völlig vom Gegenteil überzeugt. Für uns ist es am besten, wenn wir uns soweit wie möglich auf uns selbst verlassen.«
    Mark Nord nickte nur.
    Hoch oben im Orbit um den Merkur verschmolzen die beiden silbernen Punkte miteinander, als das Beiboot andockte. Conal Nord passierte die Schleusen und fuhr in die Kanzel hinauf, wo der Pilot konzentriert die Kontrollen beobachtete.
    »Rückkehr zur Basis?« fragte er knapp.
    Der Gouverneur schüttelte den Kopf. »Wir fliegen den Mars an.«
    Nur ganz flüchtig runzelte der Pilot die Stirn. Falls er überrascht war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Kadnos-Port, Gouverneur?«
    »Kadnos-Port,« bestätigte Conal Nord. Und mit einem leisen Lächeln: »Geben Sie über Funk unsere Identifizierung und unseren Kurs durch und lassen Sie sich per Leitstrahl herunterlotsen. Wir haben nichts zu verbergen.«
IX.
    Die Morgendämmerung überzog den östlichen Himmel mit einem Dunstschleier, der sich allmählich rot färbte.
    Niemand außer den kleineren Kindern fand Schlaf in dieser Nacht. Yattur und Charru, Camelo, Gerinth, Scollon und ein paar andere hatten die Lage besprochen, aber um ihre Ausweglosigkeit zu begreifen, bedurfte es nicht vieler Worte. Ringsum dehnte sich die See, als seien die Menschen mit ihrem Schiff allein auf der Welt. Da sie nicht wußten, wo die nächste Insel lag, spielte es im Grunde keine Rolle, in welche Richtung sie segelten. Yattur änderte den Kurs, legte das Schiff genau vor den Wind, der aus Nord-Nordost wehte. Auf diese Weise kamen sie schneller vorwärts, und die Flugzeuge würden es etwas schwerer haben, sie zu finden. Aber niemand glaubte ernsthaft daran, daß sie viel damit gewannen.
    »Werden sie zurückkommen?« fragte Lara leise.
    Charru biß die Zähne zusammen. Er stand am Schanzkleid und spähte angespannt nach vorn. Er hätte sich gern an die Hoffnung geklammert, daß eine Chance bestand, in Ruhe gelassen zu werden. Aber er kannte Bar Nergal zu gut, um sich Illusionen zu machen.
    »Ja,« sagte er. »Sie werden zurückkommen.«
    »Dann ...«
    Lara sprach nicht weiter.
    Sie wußten alle, daß sie nicht die geringste Aussicht hatten, einem Angriff der drei Flugzeuge zu entgehen. Charrus Gedanken drehten sich fieberhaft im Kreis, prüften aus Verzweiflung geborene Pläne und verwarfen sie wieder. Gerinths zerfurchtes Gesicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher