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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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spiegelte die kalte Ruhe der Resignation. Jarlons Augen brannten, und er hieb wild mit der Faust gegen den Rand des Schanzkleides.
    »Diese Hunde!« knirschte er. »Diese gemeinen Mörder! Hätten wir sie doch getötet, als wir die Gelegenheit hatten!«
    »Land!« gellte im gleichen Augenblick eine Stimme aus dem Mast. »Yattur! Charru! Ich kann eine Insel sehen!«
    Charru fuhr herum.
    Mit wenigen Schritten hastete er über das Deck und kletterte ebenfalls auf die hölzerne Plattform hinauf. Cris hatte den Ausguck übernommen: seine Augen waren ein ganzes Stück schärfer als die der anderen. Jetzt wies er aufgeregt nach Süden, wo der karmesinfarbene Glanz der Morgenröte und die zurückweichende Finsternis eine Zone düsteren Zwielichts bildeten. Charru hakte einen Arm um den Mast und kniff die Lider zusammen. Er konzentrierte sich mit allen Sinnen, aber es dauerte noch fast eine volle Minute, bis auch er den winzigen Kegel in der Ferne entdeckte.
    Auf dem Schiff war es so still geworden, daß das Ächzen der hölzernen Verbände und das Plätschern der Wellen überlaut klang.
    »Es ist tatsächlich eine Insel!« rief Charru nach unten. »Wir laufen genau darauf zu.«
    »Endlich! - Wir schaffen es! - Eine Insel!«
    Erleichterte Stimmen schrien durcheinander. Verfrühte Erleichterung, wie Charru wußte, aber auch er war froh, daß der Bann der Hoffnungslosigkeit von den Menschen wich. Rasch hangelte er sich wieder an Deck hinunter. Cris folgte ihm, weil jetzt kein Mann im Ausguck mehr benötigt wurde. Yattur lehnte an der Balustrade des Achteraufbaus. Sein dunkles Gesicht unter dem lockigen blauschwarzen Haar wirkte unverändert ernst.
    »Wir brauchen mindestens noch eine Stunde bis zu der Insel!« verschaffte er sich Gehör. »Und ich bezweifle, daß es eine Möglichkeit gibt, das Schiff gut genug zu verstecken, um aus der Luft übersehen zu werden. Wir müssen alles vorbereiten, um unsere Ausrüstung so schnell wie möglich an Land zu bringen. Falls das Schiff zerstört wird, werden wir nämlich darauf angewiesen sein. Die Insel sieht nicht besonders groß aus, und ein idealer Zufluchtsort ist sie bestimmt nicht.«
    Die Erleichterung, die für ein paar Sekunden wie ein Taumel um sich gegriffen hatte, wich wieder der Sorge.
    Eilig machten sich die Menschen daran, ihre Habseligkeiten an Deck zu bringen und vorsorglich die beiden Boote mit den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen zu beladen. Medikamente, Nahrungskonzentrat, Laras Laborgeräte, die wenigen Waffen. Langsam kletterte die Sonne höher, ebenso langsam kam die Insel näher, jetzt von strahlendem Morgenlicht übergossen. Cris' scharfe Augen hatten bereits einen dichten Vegetationsgürtel erspäht, der darauf hinwies, daß zumindest Trinkwasser vorhanden war. Charrus Blick suchte das Meer ab. Keine schwarzen Dreiecksflossen, keine geheimnisvollen Gestalten. Über dem Wasser flimmerte ganz schwach die Luft. Für den Bruchteil einer Sekunde schienen die Umrisse der Insel zu verschwimmen, und Charru rieb sich unwillkürlich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Es wird heiß,« murmelte Yattur neben ihm. »Vielleicht ein Gewitter.«
    »Hoffentlich! Ich glaube nicht, daß Charilan-Chis Söhne es wagen werden, durch eine Gewitterfront zu fliegen.«
    »Eine halbe Stunde noch. Vielleicht gibt es Höhlen auf der Insel, in denen wir Schutz finden können. Auf jeden Fall werden wir vorbereitet sein, werden nicht im Schlaf überrascht werden wie die Leute meines Dorfes.«
    Charru nickte, obwohl er nur zu genau wußte, wie wenig Sicherheit die Insel bot.
    Ihre Gegner konnten immer wiederkommen, auch wenn sie beim erstenmal keinen Erfolg hatten. Und sie würden wiederkommen. Bar Nergal hatte bereits bewiesen, wie unermüdlich er war, wie besessen von seinem Vernichtungswillen. Es gab keine Möglichkeit, das Schiff zu schützen. Wenn es zerstört wurde, mußten sie irgendeine andere Methode finden, um die Insel wieder zu verlassen. Eine Methode, von der Charru im Augenblick nicht einmal ahnte, wie sie vielleicht aussehen konnte.
    Es war sinnlos, jetzt schon darüber nachzugrübeln.
    Zunächst einmal galt es, die Insel zu erreichen und die nächsten Stunden zu überstehen. Immer wieder irrte Charrus Blick nach Norden. Noch war der Himmel leer. Aber es mußte schon ein unwahrscheinlicher Zufall geschehen, damit es so blieb. Vielleicht, wenn sich Charilan-Chis Söhne weigerten, noch einmal zu fliegen. Wenn es einen Unfall bei der Landung gab oder einen Defekt an den
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