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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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klar wurde, daß sie ihn für einen wahnsinnigen Greis hielten und nicht daran dachten, ihn aus Dankbarkeit für den Verrat wieder zum Herrn über Leben und Tod zu machen. Auch die Herren der Zeit hatten Bar Nergals Macht nicht erneuert. Das Volk des Tempeltals zog es vor, Charru von Mornag zu folgen, der ihnen zumindest das nackte Überleben erkämpft hatte. Die Priester waren ihm ebenfalls gefolgt, weil sie wußten, daß sie allein auf dem Mars verloren gewesen wären. Aber jetzt hatte die »Terra« die Erde erreicht, und Camelo wußte, daß Bar Nergal wieder beginnen würde, seine Ränke zu schmieden.
    Der Greis mit den fanatischen Augen und der blutroten Robe mutete seltsam an in einer Umgebung, die von kühler Technik beherrscht wurde.
    Im Grunde paßte keiner der Terraner in die Pilotenkanzel eines Raumschiffs, auch nicht Camelo, der nur einfache lederne Kniehosen, geschnürte Sandalen und den Waffengurt trug. Sein nackter Oberkörper schimmerte wie Bronze. Er hatte das schwarze Haar und die hellen Augen der Landre und Mornag, und für den flüchtigen Betrachter hätte er Charrus Bruder sein können. Aber seine Züge waren harmonischer, weniger hart, seine Augen dunkler, ohne den durchdringenden Saphierglanz, das Haar fiel ihm weich auf die Schultern. Seit seiner Kindheit verband ihn Freundschaft mit Charru, später Blutsbrüderschaft, aber er war sorgloser aufgewachsen, freier, ohne die Bürde der künftigen Verantwortung, die den ältesten Sohn des Fürsten von Mornag geprägt hatte.
    Bar Nergals Blick verriet, daß er in seinem Gegenüber immer noch den unbekümmerten jungen Mann sah, der Pansflöten schnitzte und lieber die Grasharfe als das Schwert in die Hand nahm, obwohl er es besser zu führen verstand als die meisten anderen.
    »Ich komme im Namen des Tempeltal-Volks«, sagte der Oberpriester mit seiner dünnen Stimme. »Wir wollen endlich wissen, was geschieht. Wir wollen wissen, warum das Schiff noch nicht gelandet ist. Die Marsianer werden uns entdecken, vernichten ...«
    »Die Marsianer können noch gar nicht in der Nähe sein«, sagte Camelo mit erzwungener Ruhe.
    »Sie werden kommen! Warum landen wir nicht?«
    »Wir landen, sobald wir einen sicheren Platz gefunden haben. Ich weiß nicht mehr als du, Bar Nergal. Und wenn ich etwas weiß, wird das Tempeltal-Volk es erfahren.«
    Der Priester preßte die Lippen zusammen. Strichdünne Lippen in einem fahlen, knochigen Gesicht, dessen Haut sich wie altes Pergament über dem kahlen Schädel spannte. Camelo fragte sich, was der fanatische Greis eigentlich wollte. Sich in Szene setzen? Beweisen, daß er immer noch mächtig war? Seinen Anspruch auf die Führerschaft unter den Tempeltal-Leuten geltend machen?
    »Ich verlange ...«, begann er.
    »Du hast nichts zu verlangen«, sagte Camelo hart. »Du bist nicht gezwungen worden mitzufliegen. Du wolltest nicht auf dem Mars zurückbleiben, also mußt du dich jetzt der Gemeinschaft fügen.«
    Scharf sog Bar Nergal die Luft ein.
    »Die Zeit wird kommen, wo du nicht mehr so mit mir zu sprechen wagst!« zischte er. »Die Zeit wird kommen, wo niemand mehr dem Fürsten von Mornag nachläuft ...«
    »Um statt dessen dir zu folgen?« fragte Camelo hart.
    »Sie werden mir folgen! Sie werden sich daran erinnern, daß zwischen dem Tempeltal und dem Tiefland immer Feindschaft geherrscht hat, daß das Haus Mornag verhaßt war, daß die Priester ihre Herren sind. Wir werden euch vernichten, wir ...«
    »Geh!« sagte Camelo. »Geh, bevor ich vergesse, daß du nur ein närrischer alter Mann bist!«
    Ihre Blicke kreuzten sich.
    Beryl von Schun beobachtete schweigend die Szene: Bar Nergal, in dessen Augen der Haß wie eine Flamme brannte, Camelo mit versteinerten, zornigen Zügen und geballten Fäusten. Der Oberpriester preßte die dünnen Lippen zusammen. Zwei, drei Sekunden lang hielt er dem Blick des anderen stand, dann schwang er herum, raffte seine Robe und verließ eilig die Pilotenkanzel.
    Camelo fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Verrückt«, murmelte er. »Fast hätte ich ihn geschlagen.«
    »Du hattest allen Grund«, sagte Beryl sachlich. »Er wird seine Drohung wahrmachen. Er wird es wenigstens versuchen.«
    »Und du glaubst, die Tempeltal-Leute werden ihm folgen?«
    Beryl zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Nicht alle. Aber einige bestimmt. Wir hätten die Priester auf dem Mars lassen sollen.«
    *
    Rotglühend fauchte der Feuerstrahl aus dem Lasergewehr durch die Luft.
    »Vorsicht,
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