Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
nicht denken.
    *
    Bar Nergals dürre Finger streichelten mechanisch den Schaft des Lasergewehrs.
    Draußen, jenseits der unzerstörten Mauern, war unruhige Bewegung zu hören, verstohlenes Huschen und Rascheln, manchmal ein fauchender Laut. Im milchigen Licht der Handlampe kauerten die wenigen Priester und Tempeltal-Leute am Boden, lauschten und versuchten, sich die Furcht vor der unheimlichen Armee nicht anmerken zu lassen, die zu ihrem Schutz zurückgeblieben war.
    In Bar Nergals Augen spiegelte sich das Licht wie glimmende Funken.
    »Wir bleiben hier, bis die anderen abziehen«, sagte er gepreßt. »Niemand wird es wagen, gegen die Ratten vorzugehen. Niemand wird uns die Waffen streitig machen, die wir hier entdeckt haben.«
    »Aber wir können nicht damit umgehen«, wandte Shamala ein.
    »Wir werden es lernen. Die Menschen dieser Stadt werden es lernen.«
    »Diese - Wesen?«
    »Sie sind eine Armee, und es gibt auch normale Menschen darunter. Wir werden eine Streitmacht unter unserem Befehl haben. Eine Streitmacht, die uns gehorcht, die für uns kämpft, mit denen wir unsere Feinde zerschmettern können. Die Priester des Tempeltals werden wieder herrschen. Niemand wird mehr wagen, die Götter herauszufordern - die wahren Götter.«
    Schweigen.
    Jar-Marlod atmete tief. Die Gesichter Beliars und Zai-Carocs waren von unverhohlenem Triumph gezeichnet. Shamala zögerte, starrte in Bar Nergals tiefliegende Augen - und sekundenlang sah er den glimmenden Wahnsinn darin.
    Rasch senkte er den Kopf.
    Er durfte nicht zweifeln, jetzt nicht mehr. Er wußte, daß es sein Tod gewesen wäre.
    Viel später, aus einem unruhigen Halbschlaf aufschreckend, sah er den Oberpriester mit der Lampe in der Hand die Wendeltreppe hinuntersteigen, um sich noch einmal am Anblick der fremdartigen Waffen zu berauschen.
    Shamala wartete, bis nur noch ein schwacher Lichtschimmer aus der offenen Falltür drang. Lautlos erhob er sich, mit angehaltenem Atem, um die anderen nicht aufmerksam zu machen. Bar Nergal hatte das Lasergewehr mitgenommen. Vorsichtig huschte Shamala zur Tür, öffnete sie um einen Spalt - und erstarrte.
    Rote Augen glommen in der Dunkelheit.
    Leises, bedrohliches Fauchen erklang, das Scharren von Füßen, das Schnappen nadelscharfer Zähne. Die Ratten waren da. Sie hielten Wache, umkreisten das Gebäude, und sie würden niemanden durch ihre Reihen lassen.
    Mit zitternden Fingern schloß Shamala die Tür.
    Es war zu spät. Er konnte nicht zurück. Und als er wieder zu seinem Platz glitt und sich an die Wand lehnte, war er nicht einmal mehr sicher, ob er es wirklich gewollt hatte.
    In dem Gewölbe mit dem Waffenlager stand Bar Nergal reglos inmitten der fremdartigen Waffen.
    Er dachte an die Zukunft. Eine Zukunft, die ihm gehören, in der er göttliche Verehrung genießen und als Herr über Leben und Tod regieren würde. Fiebrige Erregung ließ seine Augen glühen. Tief in seinem Hirn verwischten sich die Konturen der Realität, und sekundenlang fühlte er sich wirklich als Gott, dem absolute Macht gegeben war.
    *
    Der strahlende Sonnenaufgang des nächsten Morgens nahm der toten Stadt etwas von ihrer Düsternis.
    Immer noch hielten die Kriegerinnen mit ihren Ratten vor dem Unterschlupf der Priester Wache. Den Terranern war es gleichgültig, solange sie nicht angegriffen wurden. Sie hatten ihrerseits Wachen aufgestellt, und im Schutz der Energiewerfer konnten sie sich sicher fühlen. Vier Mann würden vorerst in der »Terra« zurückbleiben. Das erste Beiboot sollte den Menschen, die zu der Oase am Meer zogen, den Weg zeigen, das zweite erst starten, wenn alle bis auf die Wachen die Trümmerwüste verlassen hatten.
    Indred von Dalarme, Yurrai, Konan und eine alte Frau aus dem Tempeltal flogen mit Erein.
    Später, in der Wüste, konnte das Beiboot Indred mit den Verletzten ins Dorf der Fischer bringen und zurückkommen, um andere mitzunehmen. Jarlon war schweigend und mit bleichem Gesicht in das zweite Boot geklettert. Sein Bruder ließ ihm seinen Willen, als er Gerinths weißes Haar unter der Kuppel erkannte. Wenn sich Jarlon überhaupt jemandem anvertrauen würde, dann sicher dem alten Manm, der immer fast wie ein Vater für ihn gewesen war.
    Die Priester kümmerten sich weder um das startende Beiboot noch um den Aufbruch der Menschen.
    Sie ließen sich nicht blicken. Und Charru machte keinen Versuch mehr, mit ihnen zu sprechen. Bar Nergal noch einmal zu warnen, war überflüssig. Die anderen hatten ihre Wahl getroffen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher