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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hätten sie die Aufgabe, Charilan-Chis Schlupfwinkel zu bewachen. Das Beiboot war inzwischen verschwunden. Charru hatte Gerinth und Lara durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß sie Verstärkung holen sollten. Warten wollte er allerding nicht darauf. Er hatte das Gefühl, keine Sekunde verlieren zu dürfen, und den anderen ging es genauso.
    »Wir müssen durchbrechen«, sagte Karstein gepreßt.
    »Sicher. Aber wohin? Der Zugang zu den Kellern scheint ziemlich gut getarnt zu sein.«
    Sie hatten schon geraume Zeit nach diesem Zugang gesucht, immer gegenwärtig, im nächsten Augenblick von den Ratten angefallen zu werden. Der Versuch, das zerstörte Gebäude zu betreten, war schon nach wenigen Schritten gescheitert, als Hunon fast von einem herabfallenden Trümmerstück erschlagen wurde. Das Haus sah so aus, als werde es bei der geringsten Erschütterung zusammenstürzen. Charru biß die Zähne zusammen. Das Gebäude mußte eine Treppe in den Keller haben. Er teilte die Ansicht der anderen, daß es Wahnsinn sei, es zu betreten. Aber Jarlon war sein Bruder.
    »Gebt mir Feuerschutz«, sagte er knapp. »Ich versuche es erst einmal allein und ...«
    »Kommt nicht in Frage«, fiel ihm Karstein ins Wort.
    »Ich muß es versuchen. Es wäre unsinnig, wenn wir uns alle der Gefahr aussetzten, und du weißt genau, daß es meine ganz persönliche Sache ist. Wenn dein Bruder irgendwo da unten steckte, würde ich dich auch nicht zurückhalten.«
    »Das würdest du sogar ganz sicher. Es ist sinnlos, Charru! Wenn der Zugang zum Keller tatsächlich dort drinnen liegt, werden uns die Ratten angreifen. Und was glaubst du, was dann mit diesem ... diesem Kasten da passieren würde?«
    Er hatte recht. Charru rieb sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Aber wir können doch nicht warten, bis ...«
    »Da!« fuhr die Stimme des jungen Yattur dazwischen.
    Charru wandte sich um.
    Fast im gleichen Augenblick hörte er das Rattern der Räder, die fauchenden; unartikulierten Laute, das Quieken der Ratten. Die seltsame Prozession, die sie vorhin beobachtet hatten, kehrte zurück. Gleich mußte sie um die Ecke der unkrautdurchsetzten Straße biegen, auf der sich die rollenden Räder näherten.
    »Weg hier!« stieß Charru hervor.
    Karstein hatte sich bereits herumgeworfen, Hunon und Yattur folgten ihm. Schnell und lautlos sprangen die vier Männer über einen Mauerrest und duckten sich tief in den Schatten der Trümmer.
    Vorsichtig spähte Charru über den Rand einer verbogenen Kunststoffplatte hinweg, die vielleicht einmal zu einem Möbelstück gehört hatte.
    Schon sah er die ersten Ratten mit den zusammengekauerten Reiterinnen. Ein rascher Blick über die Schulter zeigte ihm, daß ihnen Karstein mit dem zweiten Lasergewehr den Rücken deckte. Als er sich wieder umwandte, erkannte er das rumpelnde Gefährt mit dem Thronsitz - und zuckte zusammen.
    Nicht Charilan-Chi saß auf dem Thron.
    Sie kauerte auf einer der Stufen, blickte ehrfürchtig zu der Gestalt hinauf, die ihren Platz eingenommen hatte. Eine Gestalt in einer zerfetzten roten Robe, mit kahlem Schädel und fanatisch glühenden Augen. Bar Nergal!
    Hunon erkannte ihn im gleichen Augenblick.
    »Der Priester!« stieß er hervor. »Bei den zwei Monden, was ...«
    »Priester?«
    Karstein war herumgefahren.
    Seine Stimme klang ungläubig, als er sich neben Charru aufrichtete und einen kurzen Blick auf die Straße warf. Aber an dem Bild, das sich ihnen bot, konnte auch er nichts ändern.
    »Bar Nergal!« krächzte er. »Und sie halten ihn für einen Gott. Dieser lächerliche, närrische Greis, dieser ...«
    »Paß auf die Ratten auf!«
    »Schon gut.« Karstein drehte sich wieder um, das Lasergewehr schußbereit in den Fäusten. »Charru«, murmelte er.
    »Ja?«
    »Wenn sie ihn für einen Gott halten, dann wird er entscheiden, was mit Jarlon geschieht, nicht wahr? Glaubst du, daß er es wagt ...«
    Der Nordmann sprach nicht weiter. Charru wußte auch so, was gemeint war. Und er wußte, daß Bar Nergal maßlos in seinem Haß war. Unter dem Mondstein hatte er Arliss von Mornag den schwarzen Göttern geopfert. Wenn ihm Jarlon in die Hände fiel, würde er nicht zögern, ihn umzubringen, wenn er konnte. Nicht, weil sich sein Haß auf einen sechzehnjährigen Jungen richtete, sondern weil er wußte, daß er ihn, Charru, damit härter treffen würde als mit allem, was er ihm jemals persönlich antun konnte.
    Das rumpelnde Gefährt kam unmittelbar vor dem halb zerstörten Haus zum Stehen.
    Drei, vier
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