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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der Katzenfrauen sprangen von ihren Reittieren. Charilan-Chi, die Königin mit der goldenen Lockenflut, glitt von der Stufe des Throns und verneigte sich tief vor dem Oberpriester. Klar und deutlich drang ihre Stimme durch die Stille.
    »Folge mir, Allmächtiger und Erhabener! Deine unwürdige Dienerin ist beglückt über deine Aufmerksamkeit. Du wirst sehen, daß wir das Gesetz der Götter stets erfüllt haben. Charilan-Chis Kinder sind wieder menschlich und werden ein neues Geschlecht gründen - so, wie die Götter es befahlen. Komm und sieh, Erhabener, wie deine Sklavin dir gedient hat.«
    In einer Haltung voll starrer Würde stieg Bar Nergal von dem Thron herunter.
    Charru biß die Zähne zusammen, schloß in einer jähen Aufwallung des Zorns die Faust um den Schaft des Lasergewehrs. Dem Oberpriester fiel es leicht, den Gott zu spielen. Es mußte das sein, was er sein Leben lang ersehnt hatte. In der Welt unter dem Mondstein war er Herr über Leben und Tod gewesen, hatte den Willen der Götter ausgelegt und absolute Macht ausgeübt. Für seine Anhänger war er eine Art Gott gewesen. Aber damals hatte auch er sich gefürchtet: vor den schwarzen, blitzeschleudernden Horror-Gestalten, die die Marsianer aus dem Felsentor unter dem Mondstein treten ließen. Jetzt brauchte er sich nicht mehr zu fürchten. Jetzt wurde er tatsächlich als Gott verehrt, und Charru zweifelte nicht daran, daß der Oberpriester dem naiven Glauben jener Fremden mit keiner Silbe widersprechen, sondern sich bedenkenlos zum Herrscher aufschwingen würde.
    Und das alles dank eines Zufalls, der ihn den Katzenfrauen über den Weg geführt hatte, nachdem die »Terra« auf dem Raumhafen gelandet war.
    Aus schmalen Augen beobachtete Charru, wie das seltsame Gefährt weiterfuhr, begleitet von einem halben Dutzend Reiterinnen.
    Sie benutzten tatsächlich den schmalen Durchschlupf zwischen dem halb zusammengebrochenen Haus und der nächsten Ruine.
    Von dort waren sie wahrscheinlich auch aufgetaucht, und dort hatten Gerinth und Lara folgerichtig den Zugang zum Schlupfwinkel Charilan-Chis vermutet. Ein Irrtum, wie sich jetzt herausstellte. Die goldhaarige Königin und ihre Begleiterinnen führten Bar Nergal in eine andere Richtung, auf ein weites, unübersichtliches Trümmerfeld. Charru überzeugte sich durch einen Blick, daß das Gefährt mit dem Rattengespann verschwunden war, richtete sich vorsichtig auf und nickte den anderen zu.
    Geschmeidig sprangen sie über den Mauerrest hinweg und duckten sich tief in den Schatten, entschlossen, Bar Nergal nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    *
    Um die gleiche Zeit kämpfte Jarlon verzweifelt gegen Schwäche und Schmerz an.
    Genau wie Yurrai hatte man ihm einen Strick um den rechten Knöchel geschlungen und ihn an einer Eisenstange festgebunden, die tief in einen Spalt des geborstenen Betonbodens gerammt worden war. Er kam sich vor wie eine angepflockte Ziege. Am liebsten hätte er sich fallengelassen, um nie wieder aufzustehen, aber die funkelnden Blicke der Katzenfrauen, die zurückgeblieben waren, brachten ihn dazu, auf den Beinen zu bleiben.
    Auch Yurrai zeigte keine Schwäche.
    Die beiden jungen Männer waren sich ähnlich, sie fühlten sich verwandt, obwohl keiner von ihnen von der Vereinbarung wußte, die der Fürst von Mornag und Yarsol, der Fürst des Fischer-Volks, miteinander getroffen hatten. Jarlon grübelte über das Sklavendasein, das ihn erwarten mochte. Er wußte, daß er es niemals fertigbringen würde, der Frau mit dem goldenen Haar und den gelben Katzenaugen zu gehorchen. Er hatte Schaoli geliebt. Und diejenige, die für Schaolis Tod verantwortlich war, würde er höchstens anspucken.
    Seine Gedanken stockten, als er die jähe Erregung der Katzenfrauen bemerkte.
    Geräusche drangen in den großen Kellerraum. Irgendwo schwang knirschend eine Metalltür auf, und Jarlon hielt den Atem an, weil der Anblick ihn völlig unvermutet traf.
    Bar Nergal!
    Es war Bar Nergal, der den Raum betrat, begleitet von der goldhaarigen Königin und einem halben Dutzend ihrer Untertanen. Charilan-Chis Haltung wirkte so ehrerbietig, daß es keinen Zweifel daran geben konnte, wofür sie den Oberpriester hielt: für einen Gott. Es mußte Zufall gewesen sein, der sie ausgerechnet ihm über den Weg geführt hatte. Und Bar Nergal hatte selbstverständlich keine Sekunde gezögert, in die Götterrolle zu schlüpfen. Seine Augen funkelten, als sich die Katzenfrauen auf ein Zeichen der Königin vor ihm zu Boden warfen. Langsam
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