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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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weitersprechen können, aber er wußte, daß es sinnlos war. Der Zufall hatte entschieden. Ein lächerlicher Zufall, der Bar Nergal zum Gott und ihn, Jarlon, zum wehrlosen Opfer gemacht hatte.
    »Hat Charilan-Chi falsch gewählt, Erhabener?« fragte die Königin mit deutlicher Furcht in der Stimme.
    Der Oberpriester lächelte dünn.
    »Du hast falsch gewählt, aber es ist nicht deine Schuld«, sagte er gedehnt. »Dein neuer Sklave wird der Sohn Yarsols sein. Dieser hier ...«, dabei wies er auf Jarlon, »... gehört zu den Feinden der Götter, zu denjenigen, die sich stets gegen die Mächtigen auflehnten.«
    »Er wird sterben!« zischte Charilan-Chi.
    Bar Nergal nickte.
    Seine Augen glitzerten triumphierend, die dünnen Lippen in dem Totenkopfgesicht verzogen sich zu einem Lächeln. Tief sog er die Luft ein. Er war am Ziel seiner Wünsche.
    »Er wird sterben«, bestätigte er. »Und seine Leiche werden wir denen vorwerfen, die sich gleich ihm gegen die Götter auflehnen. Sage mir, Charilan-Chi, auf welche Weise ihr eure Feinde tötet, um den Göttern gefällig zu sein.«
    Jetzt lag auch auf dem Gesicht der Königin das böse Lächeln.
    Sie klatschte in die Hände. Vier, fünf von den Katzenfrauen glitten heran, lösten Yurrais Beinfesseln und zerrten ihn zur Seite.
    Jarlon stand allein vor dem gespenstischen Doppelthron.
    Er ahnte, was geschehen würde. Immer noch waren seine Arme an den Körper gefesselt, und der Strick verband seinen Knöchel mit der Eisenstange. Er war hilflos. Er würde sich nicht einmal mit nackten Fäusten wehren können, und er spürte die Angst wie ein Feuer, das durch seine Adern tobte.
    Nichts davon zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
    Der Oberpriester würde ihn nicht zittern sehen. Hart starrte er in Bar Nergals Augen, während die goldhaarige Königin Befehle in einer Sprache gab, die er nicht verstand.
    Knarrend öffneten sich Türen.
    Jarlons Blick zuckte zur Seite. Er sah die Ratten, die in den Raum huschten: graue, mordgierige Bestien, lautlos wie Schatten. Sekundenlang drohte die Furcht ihn zu überwältigen. Das Bild von Schaolis totem Körper tauchte vor ihm auf, unbezwinglich und grausam deutlich. Er zwang sich, den Blick auf Bar Nergal zu richten, zwang sich, den Kopf zu heben und dem gierigen Lauern in den Augen des Oberpriesters schweigend standzuhalten.
    »Willst du, daß ich ihn zerreißen lasse, Allmächtiger?« fragte Charilan-Chi.
    Bar Nergal lächelte.
    »Was sagst du dazu, Jarlon von Mornag?« fragte er mit seiner dünnen Greisenstimme. »Soll ich den Befehl geben? Oder möchtest du am Leben bleiben? Möchtest du mich vielleicht um Gnade bitten?«
    Jarlon warf den Kopf in den Nacken.
    Wütend spuckte er aus. Das zornige Fauchen Charilan-Chis, in das auch die Katzenfrauen einfielen, war ihm gleichgültig.
    »Auf deine Gnade kann ich verzichten, du Narr«, stieß er hervor. »Morgen wirst du es sein, der um Gnade bettelt. Und diesmal werden dich weder dein Alter noch deine Narrheit vor Charrus Schwert schützen.«
    Einen Augenblick schien der Oberpriester schwankend zu werden.
    Auch er spürte Angst. Er kannte den Fürsten von Mornag, wie man nur einen Todfeind kennt. Er wußte, daß Charrus Beherrschung brechen würde, wenn Jarlon starb, daß er, Bar Nergal, eine tödliche Gefahr für sich heraufbeschwor. Aber er hatte Charilan-Chis Rattenheer gesehen, und er fühlte sich sicher.
    »Laß ihn zerreißen«, stieß er durch die Zähne.
    Charilan-Chi nickte und hob die Hand.
    Die Ratten setzten sich in Bewegung, und Jarlon wußte, daß ihm nur noch Sekunden zu leben blieben.
XII.
    Charru lehnte mit der Schulter an der grauen Mauer.
    Er konnte Stimmen hören. Die Königin des gespenstischen Bienenstaates. Und Bar Nergal, der von den fremden Wesen als Gott empfangen worden war und der sich so leicht und selbstverständlich in diese Rolle gefunden hatte, als habe er sein Leben lang darauf gewartet.
    Wahrscheinlich, dachte Charru, hatte er das wirklich getan.
    Macht war sein Lebenselixier. Jetzt sah er einen Weg, sich von neuem zum absoluten Herrscher aufzuschwingen, und seine Stimme verriet, wie sehr er diese Rolle genoß.
    Vorsichtig schob sich Charru weiter.
    Hinter sich spürte er Hunon und Yattur, Karstein deckte ihnen mit dem zweiten Lasergewehr den Rücken. Sie hatten den halb verschütteten Eingang gefunden, in dem Charilan-Chi mit ihren Untertanen und ihrem »Gott« verschwunden war, und die Gruppe in dem Labyrinth der Keller nur für wenige Minuten aus den Augen
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