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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sah er sich um, und als sein Blick auf Jarlon von Mornag fiel, verzerrte ein triumphierendes Lächeln seine strichdünnen Lippen.
    »Wer ist das?« fragte Yurrai flüsternd.
    »Bar Nergal. Ein fanatischer alter Narr und selbsternannter Priester. Er gehört zu uns. Ich hätte besser daran getan, Charilan-Chi zu erzählen, daß ich von den Sternen komme.«
    Yurrai schüttelte den Kopf. »Sie hätte es nicht geglaubt. Nicht, ohne euer Schiff zu sehen.«
    »Wir sind immerhin mit dem Beiboot gekommen, wir ...«
    Jarlon schwieg abrupt, weil ihm bewußt wurde, wie sinnlos die Debatte war. Er wußte, daß er keine Chance hatte, etwas zu ändern. Bar Nergal eignete sich zu gut für die Rolle, die er spielte. Er war es gewohnt, Ehrerbietung und Unterwerfung mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt entgegenzunehmen. Ein verletzter, gefesselter, gerade erst erwachsener Tiefland-Krieger würde ihm seinen »göttlichen« Status bestimmt nicht streitig machen.
    Aus schmalen Augen beobachtete Jarlon, wie Bar Nergal den erhöhten Sitz über Charilan-Chis Thron einnahm.
    Ein Sitz, der offenbar von jeher für die wiederkehrenden »Götter« vorgesehen war. Kerzengerade saß der Oberpriester dort, mit verschränkten Armen, den Kopf hochmütig erhoben. Charilan-Chi verneigte sich abermals. Tief und ehrfürchtig - und Jarlon beobachtete verblüfft, wie sie den staubigen Saum von Bar Nergals zerfetzter roter Robe küßte.
    Offenbar wagte sie es nicht, sich ohne ausdrückliche Aufforderung wieder auf ihren eigenen Thron zu setzen.
    Die Katzenfrauen lagen immer noch am Boden. Auch die Kinder der Königin waren auf die Knie gefallen. Charilan-Chi machte eine ausholende Handbewegung.
    »Ich habe dir gut gedient, Allmächtiger und Erhabener«, sagte sie. »Einmal alle zwei Sonnenwenden nahm ich einen Sklaven aus einem fremden Volk. Sieh meine Söhne und Töchter, Erhabener. Sie sind so, wie die Götter sie wollten. Sieh meine Söhne! Tretet vor, Chaka, Cris und Che!«
    Die drei jungen Männer standen auf und verneigten sich tief.
    Der Älteste mochte achtzehn oder neunzehn Jahre alt sein, der jüngste dreizehn oder vierzehn. Die Töchter der Königin waren noch Kinder: Mädchen, die die katzenhafte Geschmeidigkeit ihrer Mutter hatten, aber ansonsten wenig Ähnlichkeit untereinander. Eine von ihnen hielt einen Säugling von höchstens drei Monaten auf den Armen. Ein winziges, rosiges Kind mit Augen, die im Schlaf zusammengekniffen waren, und tiefschwarzem, gelocktem Haarflaum. Yatturs Tochter, dachte Jarlon. Es mußte Yatturs Tochter sein, und der junge Terraner fragte sich, welche Gefühle Charilan-Chis entflohener Sklave für dieses Kind hegen mochte.
    Er kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken.
    »Deine Dienerin hat den Willen der Götter erfüllt«, wiederholte Charilan-Chi. »Und sie wird dem Willen der Götter auch weiter gehorchen, Erhabener und Allmächtiger. Zwei Sklaven sind es diesmal, ein Sohn Yarsols und ein Fremder, der nicht verraten hat, woher er kommt. Nur einer von ihnen kann den Göttern dienen. Yarsols Söhne sind vom gleichen Blut. Sage mir, Göttlicher, ob Charilan-Chi recht hatte, den Fremdling zu erwählen.«
    Stille senkte sich herab.
    Jarlons Blick bohrte sich in die Augen des Oberpriesters. Blitzartig durchzuckte ihn die Erinnerung an Yurrais Worte: daß die Königin wählen, einen von ihnen zum Tode verurteilen und den anderen zum Sklaven machen werde.
    Auch Bar Nergal schien das instinktiv begriffen zu haben.
    Er lächelte. Ein dünnes, böses Lächeln. Prüfend betrachtete er die Frau, die vor ihm kniete, aber in Charilan-Chis Augen waren nur Demut und völlige Unterwerfung zu lesen.
    Jarlon straffte den Rücken.
    Von einer Sekunde zur anderen wußte er, daß er sterben würde, wußte es so genau, als habe er das Urteil bereits gehört. Und er wußte auch, warum. Nicht weil er es war, dem der Haß des Oberpriesters galt, sondern weil Bar Nergal Charru treffen wollte. So, wie er ihn damals getroffen hatte, als er Arliss opferte - schlimmer, als hätte er ihn selbst getötet.
    »Er ist kein Gott«, stieß der Junge hervor. »Du irrst dich, Charilan-Chi! Er ist nichts weiter als ein widerlicher Greis, der ...«
    »Schweig!« zischte die Königin.
    »Nein! Hör mir zu! Bar Nergal ist ...«
    Ein knapper Wink brachte die Katzenfrauen in Bewegung.
    Jarlon bäumte sich auf, als sie ihn packten, biß knirschend die Zähne zusammen unter dem jähen, brennenden Schmerz, der ihn durchzuckte. Er hätte
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