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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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gesetzt hatte, und ein Schiff im Orbit würde sofort entdeckt werden.
    Charru von Mornag saß angeschnallt im Pilotensitz des vorderen Beiboots.
    Die beiden Landefähren ließen sich leicht fliegen, verfügten über eine fortschrittlichere Technik als die alte »Terra«. Sie hatten sich die Boote auf Luna verschafft, dem gigantischen Gefängnis, in das die Marsianer ihre Gesetzesbrecher deportierten. Jetzt existierte der Kerker nicht mehr, niemand schuftete sinnlos in der Finsternis der Bergwerke. Der Kommandant, die Wachmannschaften und diejenigen Gefangenen, die den Schritt in die Freiheit nicht wagten, flogen in zwei Fährschiffen mit zerstörten Funkeinrichtungen zum Mars zurück. Mark Nord, Bruder des Generalgouverneurs der Venus und zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, war mit seinen Freunden unterwegs zum Merkur - jenem Höllenplaneten, den sie nicht hatten aufgeben wollen, als die Behörden ihn als unbewohnbar einstuften, und der seit zwanzig Jahren ihr Schicksal bestimmte. Die Söhne der Erde hatten den Merkur-Siedlern in ihrem Schiff einen besonderen Gruß nachgeschickt: das verhaßte Lunaport, das in einer gewaltigen Explosion in Flammen aufging.
    Charru kniff die Augen zusammen, als er vor sich eine unregelmäßige dunkle Linie aus dem Sonnenglast auftauchen sah.
    »Amerika«, sagte Lara Nord neben ihm. »Der Kontinent, den die alten Erdenmenschen Amerika nannten. Zur Zeit der Großen Katastrophe gab es dort gigantische Städte, riesige Menschenansammlungen, die nicht ernährt und versorgt werden konnten, ohne rücksichtslos das Land auszuplündern. Dabei wußte man längst, daß die gesamte Ökologie umzukippen drohte. Jeder wußte es. Aber niemand wollte es wahrhaben. Sie taten nichts. Sie machten einfach weiter, bis es zu spät war, bis ein simpler Streit um die Besitzansprüche an den Bodenschätzen des Pazifischen Ozeans zu einem weltumspannenden Krieg führte.«
    Charru nickte.
    Er hatte oft von diesem Krieg gehört und von der kosmischen Katastrophe, in die er mündete. Nur wenigen Menschen war es gelungen, mit Raumschiffen ins Weltall zu fliehen. Sie hatten sich auf den Mars gerettet und die anderen Planeten erreicht, auf denen die Veränderungen durch die Katastrophe Leben ermöglichten. Vor mehr als zweitausend Jahren hatten diese irdischen Flüchtlinge eine neue Zivilisation begründet - eine Zivilisation, in der es nie wieder Krieg geben sollte, in der das Erbe der Erde unnachsichtig verfolgt und bekämpft wurde. Die wissenschaftliche Vernunft regierte, im Namen der Wissenschaft forderte das System absoluten Gehorsam von jedem einzelnen. Die Wissenschaft galt als unfehlbar, und die sogenannte Friedensforschung war ihr wichtigster Zweig. Friedensforschung, wiederholte Charru in Gedanken bitter. Für sein Volk hatte es keinen Frieden gegeben. Sein Volk, Nachkommen einzelner Wilder, von den Marsianern zu Studienzwecken auf der zu neuem Leben erwachten Erde eingefangen, mußte jahrhundertelang unter einer Kuppel in einem Museumssaal leben, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinert, Spielzeug in einer Spielzeug-Welt.
    Um in ihrer Welt den Anfängen zu wehren, studierten die Marsianer unter dem Mondstein die Mechanismen von Krieg und Gewalt, die damals auf der Erde die Katastrophe verursacht hatten.
    Krieg, den sie manipulierten.
    Gewalt, die sie bewußt auslösten, indem sie verkleidete Wachmänner als Götter in die Miniaturwelt schickten.
    Und dann, als Charru von Mornag einen Weg durch die Flammenwände fand, als der Mondstein zerbrach und die lebenden Spielzeug-Figürchen ihre natürliche Größe zurückerlangten, hatten die Marsianer sie gejagt, als seien sie wilde Tiere. Viele waren gestorben - zu viele. Die Söhne der Erde hatten einen schrecklichen Preis für ihre Freiheit gezahlt, und sie würden nicht aufhören, um diese Freiheit zu kämpfen.
    Es war ein langer Weg gewesen von jenem Augenblick, als sie zum erstenmal die Sterne sahen, bis zum Start des alten Schiffs, das die Sterne erreichen konnte.
    Jetzt lag er hinter ihnen, und die Erde stand ihnen offen. Eine fremde, zerstörte Erde voller unbekannter Gefahren - doch nach allem, was geschehen war, würden sie sich auch hier behaupten.
    Aus schmalen Augen beobachtete Charru die näher kommende Küste.
    Sie flogen in großer Höhe, da sie so die beste Übersicht hatten. Der Kontinent erstreckte sich wie ein farbiger Teppich vor ihnen. Dunkle Gebirgszüge. Endlose Wüste, die sich im Sonnenglast verlor, eine einzelne
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