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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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genau, ob er in diesen Sekunden instinktiv die Gefahr erfaßt hatte, die im nächsten Augenblick hereinbrach.
    Von einem Moment zum anderen hörte er das Geräusch: ein helles, anschwellendes Sirren zwischen den verfallenen Gebäuden. Im Schatten der Ruinen schien die Luft zu flimmern, bewegten sich schwirrende Umrisse. Charru warf Lara einen Blick zu. Sie hatte die Brauen zusammengezogen und lauschte.
    »Hört sich nach Insekten an«, sagte sie langsam. »Aber es ist viel zu laut, um ...«
    Sie verstummte abrupt.
    Pfeilschnell schoß etwas durch die Luft. Durchsichtige Flügel, funkelnde Facetten-Augen, drohende Stachel. Ein Dutzend Insekten - aber eine mutierte Form, die Riesenwuchs erreichte.
    »Schaoli!« rief Jarlon erschrocken.
    Charru, Karstein und Kormak rannten bereits, doch es war zu spät. Schaoli schrie auf, schlug verzweifelt um sich. Deutlich wie durch ein Brennglas sah Charru den Stachel, der sich in die Schulter des Mädchens bohrte.
    *
    Die »Terra I« kreiste immer noch mit der Geschwindigkeit der Erdrotation.
    Scheinbar bewegungslos hing das Raumschiff über der schwarzen toten See, die früher einmal Mittelmeer genannt worden war. Camelo von Landre saß in der Pilotenkanzel und beobachtete die Sichtschirme. Er dachte an die Bilder von der alten, unzerstörten Erde, die sie gesehen hatten. Damals war das Mittelmeer blau gewesen, ein sonniges Paradies. Damals ... Camelo, der Sänger, hatte den Zauber dieser Bilder stärker empfunden als die meisten, und er war auch tiefer beeindruckt gewesen von jenem anderen irdischen Erbe, das die Marsianer vergessen hatten: Kunst und Musik, Schönheit, die Jahrhunderte überdauerte, Leistungen menschlichen Geistes. Camelo glaubte nicht daran, daß die Große Katastrophe zwangsläufig hereingebrochen war, weil die Menschheit nicht mehr wert gewesen war zu leben. Und er glaubte auch nicht, daß die Wurzeln der Katastrophe in jenem Geist der Freiheit und Individualität lagen, der auf den Vereinigten Planeten so unnachsichtig verfolgt wurde. Die Marsianer irrten. Wenn der Keim der Vernichtung im menschlichen Geist beschlossen lag, dann in den Bezirken von Machtgier, Selbstsucht und der Illusion, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Dies war die wirkliche Gefahr - und auch die Marsianer hatten sie in ihrer Welt gefühlloser Vernunft nicht bannen können.
    Camelo fuhr zusammen, als Beryl von Schun das Schott öffnete und die Kanzel betrat.
    Das Gesicht des drahtigen, hellhaarigen Tiefland-Kriegers wirkte ernst. Beide waren sie von Helder Kerr ausgebildet worden: Camelo als Pilot, genau wie Charru, Beryl als Bord-Ingenieur. Er, der schon in der Welt unter dem Mondstein ständig an technischen Problemen tüftelte, hatte den jungen marsianischen Raumhafen-Kommandanten gern gehabt. Sie waren sich ähnlich gewesen und noch ähnlicher geworden, als Kerr begriff, welches Verbrechen sein Volk an den Barbaren aus der Mondstein-Welt begehen wollte. Sie alle hatten um den Mann getrauert, der im Laser-Feuer seiner eigenen Landsleute starb.
    »Bar Nergal ist im Anmarsch«, sagte Beryl knapp. »Die Priester haben Angst. Sie wollen endlich landen.«
    Bar Nergal ...
    Camelos Gesicht spannte sich, als er an den greisen Oberpriester dachte. Unter dem Mondstein hatte zwischen den Tiefland-Kriegern und den Menschen des Tempeltals jahrhundertealte Feindschaft bestanden. Weil die Marsianer es so wollten. Weil ihre Wissenschaftler Kriege brauchten und immer wieder Anlaß zu Kriegen lieferten, wenn sie die vermeintlichen Götter aus dem Felsentor treten ließen. Camelo wußte, daß die Kluft überbrückt werden mußte, daß sie alle nur Opfer gewesen waren. Aber das änderte nichts an den Erinnerungen, die sich wie Brandzeichen in sein Gedächtnis geprägt hatten.
    Wahnsinnige schwarze Götter, in deren Auftrag die uralte Tradition der Feuerbestattung zur Häresie erklärt wurde ...
    Die letzte, verzweifelte Schlacht gegen das Priesterheer, die vielen Toten ... Arliss von Mornag, Charrus Schwester, die auf dem schwarzen Block unter dem Opfermesser des Oberpriesters starb - für Götter, die nie existiert hatten ...
    Als der Mondstein zusammenbrach, hatten sich die Priester und Tempeltal-Leute den Tiefland-Kriegern angeschlossen, weil sie keine Wahl hatten.
    Aber Bar Nergal war der geborene Verräter. Er wollte Macht, deshalb brauchte er seine Götter - oder wenigstens übermenschliche Wesen, in deren Namen er herrschte. Lange hatte er seine Hoffnung auf die Marsianer gesetzt, bis ihm
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