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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ungenutzten Frachtraum versammelt hatten. Männer und Frauen aus dem Tempeltal. Priester und Akolythen, in denen die Furcht vor den Göttern immer noch nicht erloschen war. Nicht vor den schwarzen Ungeheuern, die in der Welt unter dem Mondstein aus dem Felsentor traten - sie wußten, daß diese Horrorgestalten nur verkleidete marsianische Wachmänner gewesen waren. Aber konnte man sicher sein, ob Bar Nergal nicht recht hatte, wenn er behauptete, daß die anderen, die wirklichen Götter, ihnen dies alles als Prüfung auferlegten?
    Wenigen war es gelungen, sich endgültig aus den Fesseln der Furcht zu lösen.
    Scollon gehörte dazu, der graubärtige Wortführer der Tempeltal-Leute. Und der junge Dayel, der die Akolythenrobe abgelegt und dem Fürsten von Mornag den Treueeid geschworen hätte. Er war hier, um in Erfahrung zu bringen, was die Priester planten. Und daß er gewagt hatte zu kommen, obwohl er Bar Nergals Haß und Rachsucht kannte, bewies deutlich, wie tief der Bruch mit der Vergangenheit reichte.
    Der Oberpriester starrte ihn unter halb gesenkten Lidern an.
    »Denkt nach!« krächzte er mit seiner dünnen Greisenstimme. »Kommt zur Besinnung! Es war Wahnsinn, den Marsianern zu trotzen, Wahnsinn, sich diesem Schiff anzuvertrauen. Jetzt können wir es nicht mehr ändern. Wir können uns nur noch von denen trennen, die immer wieder die Götter herausfordern. Wir werden unsere eigenen Wege gehen, sobald wir unseren Fuß wieder auf festen Boden setzen. Wir müssen es tun, oder der Fürst von Mornag wird uns alle ins Verderben reißen.«
    Schweigen.
    Furcht spiegelte sich in den Gesichtern wider. Der graubärtige Scollon nagte an der Unterlippe, unsicher und nachdenklich. Nur Dayel straffte den Rücken und wagte es zu widersprechen.
    »Der Fürst von Mornag hat uns in die Freiheit geführt«, sagte er laut. »Ihr alle verdankt den Tiefland-Kriegern euer Leben, obwohl ihr ihnen wenig Grund gegeben habt, für euch zu kämpfen. Wo war Bar Nergal, als der Mondstein zusammenbrach? Hat er uns geführt, als die Marsianer uns in die Liquidations-Zentrale hetzten? Hat er auch nur einen Finger gerührt für die Gefangenen in der Klinik?«
    »Schweig, Verräter!« knirschte der Oberpriester. »Wir hätten uns nie gegen die Mächtigen auflehnen dürfen. Anmaßung war es! Frevel! Denkt an die Toten, die unter den Trümmern des Mondsteins starben! Fragt euch, was als nächstes kommen wird! Wenn ihr Charru von Mornag folgt, werdet ihr der Rache der Marsianer nicht entgehen.«
    »Und werden wir ihr entgehen, wenn wir ihm nicht folgen?« fragte ein hochgewachsener, hagerer Mann aus dem Tempeltal zögernd.
    Einer der Priester fuhr herum: Shamala mit dem dunklen Gesicht und den düsteren, brütenden Augen. Genau wie Zai-Caroc und Beliar gehörte er zu den unbelehrbaren Fanatikern.
    »Du sprichst mit dem Oberpriester!« zischte er. »Willst du bezweifeln, daß Bar Nergal fähig ist, uns an einen sicheren Ort zu bringen? Willst du bestreiten, daß der Fürst von Mornag ständig neue Gefahren heraufbeschwört, seit er unsere Welt zerstört hat?«
    »Wäre es dir lieber, immer noch als Gefangener unter dem Mondstein zu leben, Shamala?« fragte Dayel.
    »Ja!« fauchte der Priester. »Ja und nochmals ja!«
    »Weil du Macht hattest! Weil du im Namen deiner schwarzen Götter foltern und töten durftest. Frag deine Opfer, ob sie genauso denken!« Dayel wandte sich um, in seinem jungen Gesicht flammte leidenschaftliche Erregung. »Habt ihr vergessen, wie es war? Habt ihr die Peitsche vergessen, den Hunger, die Kälte, das Blutvergießen? War das Leben unter dem Mondstein nicht die Hölle? Jetzt seid ihr frei ...«
    »Frei zu sterben!« knurrte Zai-Caroc. »Die Tiefland-Krieger setzen euer Leben genauso aufs Spiel wie ihr eigenes. Wollt ihr das?«
    »Aber sie kämpfen auch für unser Leben genau wie für ihr eigenes«, sagte Scollon schwer. »Wer ist denn noch von dem alten Priesterheer am Leben? Wie viele von uns könnten sich ernsthaft einer Gefahr erwehren?«
    »Und glaubst du, Charru von Mornag könnte sich der marsianischen Kriegsflotte erwehren?« zischte Zai-Caroc.
    Scollon hob die Schultern. Sein bärtiges Gesicht hatte jetzt einen entschlossenen Zug.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich weiß nur, daß er es schon einmal geschafft hat. Ich weiß, daß er die Freundschaft der Unsichtbaren aus der Sonnenstadt gewinnen, sogar den marsianischen Raumhafen-Kommandanten auf seine Seite ziehen und dieses Schiff starten konnte. Und ich
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